Die Zahl der Asylanträge in den EU-Staaten zusammen mit Norwegen und der Schweiz (EU+) ist in der ersten Jahreshälfte 2022 deutlich gestiegen. In den ersten sechs Monaten gingen bei den Behörden rund 406.000 Asylgesuche ein, wie die EU-Asylagentur EUAA in der maltesischen Hauptstadt Valletta mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei das ein Anstieg um 68 Prozent.

Auf einen Monat gesehen zählten die EU-Länder laut vorläufigen Zahlen im Juni mit ungefähr 73.100 Anträgen fast so viele Gesuche wie zum Höchststand in den Jahren zwischen 2015 und 2016. Die meisten davon kamen von Menschen aus Afghanistan (9100), Syrien (8900) und Venezuela (4800). Die Zahl der ukrainischen Antragsteller lag der EUAA zufolge im Juni bei 1200, wobei die Behörde darauf hinwies, dass für die Menschen aus dem Kriegsland ein anderer Status gelte.

Temporärer Schutz als eigener Status

Zwischen dem 24. Februar und dem 4. September registrierten sich mehr als 4,2 Millionen Menschen, vorwiegend mit ukrainischer Staatsbürgerschaft, für den temporären Schutz in der EU. Damit können Geflüchtete aus dem von Russland angegriffenen Land ein aufwendiges Asylverfahren umgehen und haben für einen bestimmten Zeitraum Zugang zu Bildung und Hilfe in der EU.

Mit 4,6 Millionen liegt die Zahl der Anträge auf Asyl und temporären Schutz zusammengerechnet laut EUAA in diesem Jahr vorläufig auf einem historischen Rekordniveau. Mit Blick auf die Anerkennung der beiden Status gaben die EU-Behörden im Juni den Gesuchen von Syrern und Ukrainern fast immer statt (je 96 Prozent). Insgesamt wurden mit 44 Prozent jedoch weniger als die Hälfte aller Anträge bewilligt.

jj/ww (dpa, Europäische Asylagentur)