Ernteausfälle durch mehr Dürren: Bis 2050 werden China und Indien laut einer Studie besonders von ernährungsbedingten Todesfällen betroffen sein. Wissenschaftler rechnen mit Engpässen bei der Lebensmittelversorgung.
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Gen gegen Kartoffelfäule gefunden
Französische Forscher haben ein Gen entdeckt, das Wildkartoffeln vor der Kartoffelfäule schützt. Durch die Kreuzung mit Kulturkartoffeln könnte dann eine resistente Sorte entstehen. Hier noch mehr spannende Züchtungen.
Immun-Gen entdeckt
Die Entdeckung eines Gens, das Wildarten der Kartoffel gegen den Erreger Phytophora infestans schützt, birgt Hoffnung für Pflanzenzüchter. Vielleicht gelingt es bald, durch Kreuzung eine resistente Kartoffelsorte zu züchten.
Immunisierung der Kartoffel
Die Kartoffelfäule führte in den 1840er Jahren zur großen Hungersnot in Irland. Der Pilz kann gerade in regnerischen Zeiten ganze Ernten zerstören. Die Forscher hatten zehn Jahre lang die Genome wilder Kartoffelarten durchsucht, bis sie erkannten, welches Gen für die Immunität entscheidend ist. Die Studie wurde am 30. März in "Nature Plants" veröffentlicht.
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Auch für die Subtropen gut geeignet
Der Siegeszug der Kartoffel von Südamerika nach Europa geht nun auch in die Tropen und Subtropen. In Afrika, wie hier in Niger, gedeihen bestimmte Arten recht gut. Nur dürfen die Bodentemperaturen nicht über 30 Grad Celsius steigen. Auch lässt sich die anspruchslose Kartoffel in vielen Ländern gut in die Fruchtfolge mit traditionellen Pflanzen einreihen - zum Beispiel mit Reis oder Weizen.
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Hauptnahrungsmittel Mais
Mais ist eins der Hauptnahrungsmittel der Menschheit. Über eine Milliarde Tonnen werden jedes Jahr erzeugt, das entspricht fast 400 Gramm pro Mensch und Tag. Viel Mais wird ans Vieh verfüttert oder als Kraftstoff genutzt. Eine transgene, trockenresistente Sorte könnte Ertragssteigerungen von über sechs Prozent bringen. Transgene Pflanzen sind in vielen Ländern, etwa in der EU, nicht zugelassen.
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Schädlingsbekämpfung durch Bakterien-Toxin
Dieser Maiswurzelbohrer und ein anderer Schädling, der Maiszünsler, bedrohen die Ernte. Gegen beide Insekten wirkt ein Gift des Bacillus thuringiensis. Dieses BT-Toxin bilden normalerweise Bakterien. Aber auch Pflanzen können es produzieren, wenn ein entsprechendes Gen in sie übertragen wurde. So entstehen durch grüne Gentechnik schädlingsresistente Pflanzen.
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Hülsenfrucht - keine Nuss
Die Erdnuss ist eigentlich keine Nuss, sondern eine bohnenartige Hülsenfrucht. Ursprünglich in den südamerikanischen Anden beheimatet, hat sie einen Siegeszug bis nach Afrika und Asien angetreten. Versuchen Larven des Schädlings Elasmopalpus lignosellus die Blätter der Erdnusspflanze zu fressen, die das BT-Toxin bilden, fallen sie wenig später tot um.
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Der wichtigste Proteinlieferant
Mit über einer Viertel Billion Tonnen jährlich ist Soja weltweit der wichtigste Lieferant pflanzlicher Proteine. Gerade in Nord- und Südamerika, etwa hier in Brasilien, kommt die Hülsenfrucht häufig zum Einsatz. Die industriellen Sorten sind hier fast immer schädlingsresistent. Auch ist es gelungen bestimmte Allergene, die für Sojabohnen typisch sind, aus den Pflanzen herauszuzüchten.
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Leistungsfähigkeit auch ohne Gentechnik
Ein Verwandter der Sojabohne ist die Lupine. Auch sie ist eine Bohnenfrucht, die Proteine liefert. Durch Zucht ist es gelungen, eine Kulturform - die blaue Süßlupine - gegen die Anthraknose, eine Pilzerkrankung, zu immunisieren. Die Lupine verträgt karge und sandige Böden gut und verbessert dort die Bodenbeschaffenheit, zum Beispiel für den späteren Anbau von Getreide.
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Virenresistente Wasserspeicher
Auch Pflanzen können sich einen Virus einfangen. Schwere Ernteverluste sind die Folge. Da chemische Mittel gegen Viren nicht helfen, brauchen die Pflanzen - ähnlich wie Menschen - eine Resistenz. Bestimmte Zuchtformen des Kürbis bilden antivirale Proteine. Kürbisse sind auch gut für heiße Landstriche. Sie brauchen zwar Wasser, um dick und fett zu werden, können aber Trockenzeiten gut überstehen.
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Paprika ohne Grippe
Paprika hilft - zum Beispiel als Suppengewürz - bei einer Erkältung, die Nase wieder frei zu bekommen. Aber auch für sich selbst haben einige Paprika-Sorten Waffen gegen Pflanzen-Viren: Sie lassen sich durch Züchtungen - mit oder ohne Einsatz grüner Gentechnik - gegen Viren immunisieren. Viren werden zum Beispiel durch Blattläuse von einer Pflanze zur nächsten übertragen.
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Trockentolerante Baumwolle
Es gibt Baumwollpflanzen, die sowohl schädlingsresistent durch das BT-Toxin sind als auch besonders trockenheitstolerant. Sie eignen sich deshalb für den Anbau in Gebieten, in denen nicht immer künstlich gewässert werden kann.
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Mehr Vitamine
Der goldene Reis enthält mehr Provitamin A und gilt als Hoffnung bei der Bekämpfung des versteckten Hungers. Diese Form der Mangelernährung führt Jahr für Jahr bei Hunderttausenden Menschen zur Erblindung. Sie bekommen zwar genug zu essen, um satt zu werden, aber nicht genug Vitamine, um auch gesund zu bleiben. Züchtungen sollen hier Abhilfe schaffen und reichhaltigere Nahrungsmittel liefern.
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb
Besserer Maniok gegen Vitaminmangel
Maniok ist mit einer Viertelmilliarde Tonnen jährlicher Produktion ein wichtiges Grundnahrungsmittel in Afrika und Teilen Asiens und Südamerikas. Leider enthält die Wurzel nur sehr wenige essenzielle Aminosäuren. Auch für Maniok haben Züchter deshalb Sorten entwickelt, die mehr Provitamin A und andere Mikronährstoffe produzieren.
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Das Land gleicht einer braunen Wüste: Risse durchziehen die staubtrockene Erde, Dürre überzieht die Felder, verdorrte Pflanzen demonstrieren Blässe statt sattem Grün, ausgezehrtes Vieh sucht nach Krumen. Und auch den Menschen droht die Not. 14 Millionen an Hunger und unter Wassermangel leidende Menschen prophezeien die Vereinten Nationen dem südlichen Afrika in den nächsten Monaten - als Folge der schlimmsten Dürre in 111 Jahren.
Humanitäre Katastrophe droht
Hilfsorganisationen warnen auch vor humanitären Katastrophen in anderen Regionen des Kontinents, besonders in Äthiopien. Aufgrund des Wetterphänomens El Niño durchleidet das Land am Horn von Afrika schon das zweite Dürrejahr in Folge.
Nach Angaben von Hilfsorganisationen betrug die Ernteausbeute im Osten des Landes teilweise nur 30 Prozent. "Gerade chronisch arme Familien, die kaum Reserven bilden können, stehen jetzt vor dem Nichts", sagt Wolfgang Jamann, Generalsekretär von der Hilfsorganisation "Care International". Die Menschen brauchen dringend Unterstützung. Doch erst die Hälfte der notwendigen Gelder, die Äthiopiens Regierung von der Internationalen Gemeinschaft bekommen sollte, sind bereitgestellt worden. Zeichen von Unterernährung haben sich eingestellt - und es dauert Monate bis zur nächsten Ernte.
Tote durch Klimawandel bedingte Mangelernährung
Wir schreiben das Jahr 2016. Dieses Szenario hatte Marco Springmann für 2050 vorhergesagt. Der Experte für Ernährung und globale Klimapolitik ist Leiter einer Studie über langfristige Klimaveränderungen und ihre Folgen.
Berechnungen der Forscher der Uni Oxford zufolge werden Dürren Ernteausfälle und schwerwiegende Engpässe bei der Lebensmittelversorgung nach sich ziehen. Zum Vergleich: In Deutschland sind die Temperaturen seit 1850 durchschnittlich um 1,3 Grad Celsius gestiegen. Springmann rechnet daher mit mehr als 500.000 Todesopfern bis 2050 - sollte sich die globale Temperatur bis dahin im Mittel um 1,4 Grad Celsius erhöhen - seit Beginn der Industriellen Revolution. Es kommt auf jedes zehntel Grad an, den Klimawandel aufzuhalten.
"Unterernährung, aber noch mehr Fehlernährung werden zum Tode führen", so Springmann. Die Produktion von Obst und Gemüse wird schwieriger, so der Experte für globale Klimapolitik.
Qualität - nicht Quantität
Welchen Einfluss hat der Klimawandels auf die Zusammensetzung der Nahrung? Dieser Frage sind die Wissenschaftler nachgegangen. Es ging ihnen um die Qualität, nicht um die Quantität der Nahrungsaufnahme. Obst und Gemüse enthalten Vitamine, Mineralien und Wasser. Das Risiko, wegen des fehlenden Energiegehaltes der Lebensmittel, an Krebs zu erkranken, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, werde steigen. Nicht einbezogen in der Studie sind Todesfälle durch Hitzefolgen, Dengue oder Malaria.
"Wir haben jetzt schon das Problem von Fast Food und Junk Food", sagt Springmann. "Heute haben wir aber noch die Wahl. Und ließe man den Klimawandel unbeachtet, stünden 2050 Obst und Gemüse in ausreichender Menge zur Verfügung - trotz steigender Weltbevölkerung. Doch wir müssen die Auswirkungen der Erderwärmung mit einbeziehen - wie Dürren, Extremwetterereignisse und Ernteausfälle."
Besonders betroffen: mediterrane Regionen, in denen heute Nahrungsmittel produziert werden. Die Folgen sind ein geringes Angebot und höhere Preise. Bei ihren Berechnungen haben die Forscher Adaptationsstrategien - wie die Verwendung von resistenten Anbausorten - bereits berücksichtigt.
Allerdings wird die Weltbevölkerung weiter wachsen, sodass auch der Bedarf an Nahrung steigt. "Würde der globale Anstieg bis 2050 auf ein Grad Celsius beschränkt, könnten die Gesundheitsauswirkungen um ein Drittel beschränkt werden", erklärt Marco Springmann die Modellberechnungen. Dazu müsste der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase drastisch reduziert werden. Noch aber sieht es nicht nach einer Kehrtwende aus.
Besonders gefährdet: einkommensschwache Länder
Fast drei Viertel aller ernährungsbedingten Todesopfer durch den Klimawandel erwarten die Forscher der Uni Oxford für China und Indien. Allerdings mit einem Unterschied, so Marco Springmann: "Menschen in China sterben laut unseren Annahmen eher an Fehlernährung. In Indien führt laut Modellrechnungen Untergewicht zum vom Klimawandel bedingten Tod. Das gleiche gilt für Bedingungen der Menschen in Afrika."
Laut Springmann sei es von großer Bedeutung, die lokale Versorgung mit Obst und Gemüse sicherzustellen. Diese seien besonders bei Hitzewellen gute Wasserlieferanten.