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Mehr Windpower für den Klimaschutz

Gero Rueter27. September 2016

Wie die Zukunft der Windenergie aussehen könnte, wird auf der Leitmesse "WindEnergy Hamburg" gezeigt. Doch zum Erreichen der Pariser Klimaziele braucht es noch mehr Rückenwind - von der Politik zum Beispiel.

Man auf einer Windanlage (Copyright: Nordex)
Bild: Nordex

Angst sollte man als Windanlagentechniker nicht haben. "Wir sichern uns mit Gurten. Wenn man sich an die Regeln hält, ist es ungefährlich", sagt Servicetechniker Andre Töpfer der Deutschen Welle.

In 100 bis 141 Meter Höhe warten er zusammen mit drei Kollegen 45 Windanlagen in Nordhessen. "Die Windkraft ist sehr zukunftsweisend - sie boomt - und die Serviceverträge der neuen Anlagen laufen um die 15 bis 20 Jahre. Das ist also ein sicherer Arbeitsplatz."

Seit fünf Jahren repariert der gelernte Automobilmechaniker Windanlagen. In einer betriebsinternen Weiterbildung wurde er zur Fachkraft.

Andre Töpfer beim Check oben in der Windturbine Bild: privat

"Ich bin sehr glücklich mit dem Wechsel. Das Team ist super, die Bezahlung besser und die Arbeit wesentlich abwechslungsreicher", erzählt Töpfer. "Zudem ist man hier viel an der frischen Luft - und es ist eine saubere Energie."

Zahl der Jobs steigt rasant

In der Windbranche hat sich nach Angaben der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) die Zahl der Beschäftigten seit 2009 mit einem Anstieg auf über 1,1 Millionen mehr als verdoppelt. In Deutschland arbeiten rund 150.000 Menschen in diesem Berufszweig.

Auf der Weltleitmesse der Branche, der "WindEnergy Hamburg", geht es vom 27. bis 30.9. deshalb auch um die Rekrutierung von Fachkräften. "Wir suchen heute insbesondere Mitarbeiter für den stark wachsenden Service-Bereich", sagt Frauke Bastians von der Windfirma Nordex. "Die Energiewende ist in vollem Gange und wir müssen neue Kompetenzen aufbauen und Nachwuchstalente gewinnen, um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen", ergänzt Lamin Faye, Personalleiter im Geschäftsbereich Wind bei Vattenfall.

Bei Windkraftanlagen im Meer ist die Errichtung sehr komplex. Inzwischen gibt es aber eine gute Logistik.Bild: A2SEA

Größer, günstiger und mit Speichertechnik

Windkraft an Land ist inzwischen eine der günstigsten Energien und kostet im Vergleich zu Strom aus einem neuen Atomkraftwerk etwa halb so viel. Nach Prognosen von IRENA werden die Kosten für die Erzeugung mit Windstrom weiter sinken: bis 2025 um 26 Prozent.

Möglich wird der Fortschritt durch verbesserte Technik, zunehmende Massenfertigung und immer größere Anlagen. Auf der Hamburger Messe zeigen Unternehmen die Technik für Windtürme von bis zu 164 Metern und verkaufen Windanlagen mit einer Leistung von bis zu 8000 Kilowatt. Im Meer kann eine große Anlage so den Strombedarf von über 20.000 Menschen decken. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren waren die Windtürme im Schnitt nur 60 Meter hoch und die Leistung der Turbinen lag bei 750 Kilowatt.

Im Zentrum des Interesses auf der Windmesse stehen aber auch Energiespeicher und intelligente Steuerungssysteme, um die richtige Strommenge ins Netz zu speisen und überschüssige Energie für Wärme- oder Gaserzeugung (Power-to-Gas) weiter zu nutzen.

Schwellenländer treiben Ausbau voran

Seit einigen Jahren schreitet besonders in China der Windausbau schnell voran. Rund ein Drittel aller weltweit aufgestellten Windkraftanlagen sind dort installiert. Auf den Plätzen zwei bis vier folgen die USA, Deutschland und Indien.

"Es werden immer mehr Anlagen aufgestellt und mit dieser Entwicklung sind wir insgesamt zufrieden. Einen starken Zuwachs sehen wir jetzt besonders auch in einigen Schwellenländern", sagt Stefan Gsänger, Generalsekretär der World Wind Energy Associaton (WWEA). "In China und Indien läuft das schon lange gut, jetzt beginnen aber auch Länder in Afrika und Lateinamerika mit wirklich großen Investitionen."

Was bremst Europa aus?

Stefan Gsänger vom WeltwindenergieverbandBild: DW/M. Müller

Auf die Entwicklung in Europa blickt die Windbranche jedoch mit Sorge. Denn hier werden im Vergleich zu den Vorjahren immer weniger Windkraftanlagen aufgestellt.

Verantwortlich dafür sind nach Ansicht des Welt-Windenergie-Verbandes vor allem die Vorgaben der EU-Kommission. "Sie zwingt die EU-Länder, die Fördersysteme umzustellen. Das bremst den Ausbau", so Gsänger.

In den vergangenen Jahren stellten so die EU-Länder die Förderung von einer festgelegten Vergütung auf ein Modell mit Ausschreibungen um. Im Wettbewerb wird dann entschieden, wer Windräder aufstellen darf.

Für Landwirte und Bürgergenossenschaften, die bisher den Windausbau vor Ort stark vorantrieben, ist dieses Verfahren abschreckend. "Wir sehen ganz klar, dass wir in den Ländern mit der Umstellung auf das Ausschreibesystem, einen Wachstum von fast Null haben", so Gsänger gegenüber der Deutschen Welle. "Hier haben die Stromkonzerne, die teilweise kurz vor der Pleite stehen, massiv Druck auf die Politik gemacht, um den Ausbau zu stoppen und abzubremsen." Nach Einschätzung der WWEA steht diese EU-Politik im eklatanten Widerspruch zu den verabschiedeten Klimazielen von Paris - und bedarf einer möglichst schnellen Korrektur.

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