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Politik

Mehrere Todesopfer bei Protesten im Sudan

18. Januar 2022

Bei Demonstrationen gegen die Machtübernahme durch das Militär im Sudan sind nach Angaben von Ärzten sieben Demonstranten getötet worden. Zudem gab es viele Verletzte, als Sicherheitskräfte in die Menge schossen.

Sudan | Proteste in Khartoum
Eine Protestaktion in der Hauptstadt KhartumBild: AFP/Getty Images

Ein Ärzte-Komitee, das der Opposition im Sudan angehört, teilte mit, die Demonstranten seien zu Tode gekommen, als Sicherheitskräfte die Proteste auflösten. In der Hauptstadt Khartum seien Dutzende friedliche Demonstranten angeschossen worden. Die Gesamtzahl der Todesopfer seit Beginn der Demonstrationen erhöhte sich damit auf 71.

Am Montag waren erneut tausende Menschen in Khartum, Omdurman und Wad Madani im Süden des nordafrikanischen Landes auf die Straße gegangen. In Khartum zogen die Demonstranten in Richtung des Präsidentenpalastes, woraufhin die Sicherheitskräfte Tränengas einsetzten, um den Protestzug zu stoppen.

Sicherheitskräfte setzen Tränengas gegen die Demonstranten einBild: Ebrahim Hamid/AFP/Getty Images

Barrikaden in Omdurman

In Omdurman verbrannten Protestierende Reifen und errichteten Barrikaden, um die Straßen zu blockieren. In Khartum riefen tausende Demonstranten "Militärs in die Kasernen" und "Kein Zurück mehr möglich". Ein Augenzeuge berichtete, dass in Wad Madani "rund 2000 Menschen auf die Straße gingen und eine zivile Regierung forderten". Zivile Gruppen riefen später für diesen Dienstag zu zwei Tagen Generalstreik und zivilem Ungehorsam auf, um gegen die jüngste Gewalt zu protestieren.

Die sudanesischen Behörden haben wiederholt bestritten, dass bei den seit Monaten andauernden Protesten scharfe Munition eingesetzt wird. Hingegen seien zahlreiche Sicherheitskräfte bei den Demonstrationen verletzt worden. So wurde am Donnerstag nach Polizeiangaben ein führender Polizeibeamter von Demonstranten erstochen. Der sudanesische Verteidigungsrat kündigte am Montag die Bildung einer "Antiterror-Spezialeinheit" an, "um potenziellen Bedrohungen zu begegnen".

Anhänger der Opposition demonstrieren abermals gegen das MilitärregimeBild: AFP/Getty Images

Sicherheitsrat mahnt zu Gewaltverzicht

Neun der 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats riefen die Konfliktparteien im Sudan in einer gemeinsamen Erklärung "zu größter Zurückhaltung" auf. In der Erklärung, die unter anderem Frankreich, Norwegen, Großbritannien und Mexiko unterzeichnet haben, wurde "die Bedeutung der uneingeschränkten Achtung der Menschenrechte, einschließlich des Rechts auf friedliche Versammlung und des Rechts auf freie Meinungsäußerung" betont.

In Khartum werden diese Woche der US-Sondergesandte David Satterfield und die US-Staatssekretärin für afrikanische Angelegenheiten, Molly Phee, erwartet, die ihre Unterstützung für die Menschen im Sudan bekunden wollen. "Ihre Botschaft wird eindeutig sein: Die Vereinigten Staaten setzen sich für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit für das sudanesische Volk ein", teilte das Außenministerium in Washington mit. US-Außenminister Antony Blinken kündigte zudem an, dass mit Lucy Tamlyn eine neue Geschäftsträgerin die Botschaft in Khartum "in dieser kritischen Phase des demokratischen Übergangs im Sudan" leiten werde.

Sudans oberster General Abdel Fattah al-Burhan hatte im Oktober den Ausnahmezustand verhängt und die Regierung abgesetzt, die nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Baschir im April 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen hatte einleiten sollen. Zudem waren umfangreiche Wirtschaftsreformen geplant, durch die das Militär erhebliche ökonomische Verluste hätte hinnehmen müssen.

Seit der Machtergreifung kommt es immer wieder zu Straßenprotesten, gegen die das Militär oft gewaltsam vorgeht. General al-Burhan hatte erklärt, die Machtübernahme durch das Militär sei kein "Putsch", sondern ziele darauf ab, die Ausrichtung der Übergangsherrschaft zu "korrigieren".

kle/wa (afp, dpa, rtr)

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