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Politik

Mehrere Tote bei Demonstrationen im Tschad

27. April 2021

Tausende Menschen stemmen sich gegen den Machtanspruch der Armee - die Proteste eskalieren. Der neue Mann an der Spitze richtet das Wort an die Nation.

Tschad Demos gegen Übergangsmilitärrat
Demonstration gegen den Militärrat und gegen dessen Unterstützung durch FrankreichBild: Blaise Dariustone/DW

Bei Protesten gegen die Militärregierung im Tschad und deren Unterstützung durch Frankreich hat es in dem zentralafrikanischen Land mehrere Tote gegeben. In der Hauptstadt N'Djamena sei eine Frau tödlich verletzt worden, als Demonstranten einen Bus angriffen, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

In Moundou sei ein 21-Jähriger bei einer Kundgebung gestorben. Zu den näheren Umständen dieses Falls machten die Behörden keine Angaben. Die Nachrichtenagentur AFP meldet unter Berufung auf einen Medienvertreter, der Mann habe einen Stein auf ein Polizeiauto geworfen. Daraufhin sei er von den Beamten erschossen worden.

"Die Stunde ist gekommen"

Tausende überwiegend junge Menschen waren dem Aufruf mehrerer Oppositionsparteien und Nichtregierungsorganisationen gefolgt und unter dem Motto "Die Stunde ist gekommen" auf die Straße gegangen. Die Behörden hatten am Montag öffentliche Kundgebungen verboten.

Der Sohn des Langzeitherrschers, Mahamat Déby, ist der Präsident des Militärrats (Archivbild)Bild: Facebook.com/Präsidentschaft der Republik Tschad

In seiner ersten Ansprache an die Nation kündigte der Präsident des Militärrats, Mahamat Déby, einen "intensiven Dialog" an. Er versprach, das Land werde binnen eineinhalb Jahren wieder eine Zivilregierung erhalten. Zugleich erklärte der 37-Jährige, die Armee werde den "Kampf gegen den Terrorismus" fortsetzen.

"Unterdrückung der Demonstranten"

Sein Vater, Langzeitherrscher Idriss Déby Itno, war laut Militär vor einer Woche bei einem Rebellenangriff getötet worden. Seither vereint Mahamat Déby die Funktionen des Staatsoberhaupts und des Obersten Armeechefs auf sich. Die Regierung und die Nationalversammlung wurden aufgelöst. Die Opposition spricht daher von einem Militärputsch.

Militärpatrouille in der Hauptstadt N'Djamena am MontagBild: Zohra Bensemra/REUTERS

Die früherer Kolonialmacht Frankreich und die Demokratische Republik Kongo verurteilten die "Unterdrückung der Demonstranten" im Tschad und verlangten ein Ende "aller Formen von Gewalt". Man unterstütze einen "inklusiven Übergangsprozess", der allen politischen Kräften offenstehe und das Land innerhalb von 18 Monaten zu Wahlen führe, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Präsidenten Emmanuel Macron und Félix Tshisekedi, die nach einem bilateralen Treffen in Paris veröffentlicht wurde.

Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Rebellen und der Armee dauern unterdessen an. Bei einem Angriff von Dschihadisten auf Stellungen des Militärs nahe dem Tschadsee wurden nach Angaben eines Provinzgouverneurs mindestens 12 Soldaten und 40 Islamisten getötet. In dem Gebiet sind mehrere radikalislamische Terrorgruppen aktiv.

jj/fab (dpa, afp, rtr, ap)