Mehrere Tote durch Fluten in Sachsen
8. August 2010"Wir haben eine dramatische Situation", erklärte Sachsens Innenminister Markus Ulbig. Er hielt sich in der Nacht zu Sonntag (08.08.2010) in Görlitz an der polnischen Grenze auf. Die rund 100 Kilometer östlich von Dresden gelegene Stadt wurde von einer Flutwelle der Neiße bedroht, nachdem im polnischen Radomierzyce eine Staumauer gebrochen war. Innerhalb von drei Stunden schwoll der Pegel der Neiße bei Görlitz am Abend um vier auf knapp sieben Meter an; normal sind im Jahresmittel 1,70 Meter.
Flut kam innerhalb weniger Stunden
Starke Regenfälle hatten bereits am Samstag im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck binnen weniger Stunden zahlreiche Flüsse massiv anschwellen lassen. Im Erzgebirge ertranken drei Menschen bei dem Versuch, Waschmaschinen aus dem Keller ihres Mehrfamilienhauses zu retten. In Polen wurde ein Mensch von den Fluten eines Flusses mitgerissen. In Tschechien ertranken vier Männer.
Für den Süden des Landkreises Görlitz und für Teile der Sächsischen Schweiz wurde Katastrophenalarm ausgerufen. Ein Wohnviertel im Osten der Stadt Zittau stand unter Wasser und musste evakuiert werden, wie das Landratsamt Görlitz mitteilte.
In Görlitz selbst hatten sich die Behörden seit dem Abend auf die Flutwelle der Neiße vorbereitet. Die Bevölkerung sei gebeten worden, ihre Häuser zu verlassen und höhergelegene Orte aufzusuchen, hieß es aus dem Katastrophenschutzstab. Auch andere Orte entlang der Neiße wurden evakuiert.
In der knapp 40 Kilometer von Görlitz entfernten Stadt Zittau gab es nach Polizeiangaben mehrere Verletzte und vom Wasser eingeschlossene Menschen. "Hier herrscht absolutes Chaos, das übertrifft alles bisher Dagewesene", sagte ein Polizeisprecher. Die Pegelstände der Lausitzer Neiße und des Flüsschens Mandau waren in kurzer Zeit stark gestiegen.
Züge gestrichen
Wegen Hochwassers an der Elbe wurde der Zugverkehr zwischen Sachsen und Tschechien unterbrochen. In Polen wurde die Stadt Bogatynia an der Grenze zu Sachsen fast vollständig überflutet. Dort kam nach Feuerwehrangaben ein Mensch ums Leben. Auch in Tschechien mussten hunderte Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden.
Im Laufe des Sonntags sollten die Regenfälle zwar in Richtung Osten abziehen. Die Pegel der Elbe in Tschechien, Sachsen und Sachsen-Anhalt werden nach Einschätzung der Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg aber dennoch weiter steigen.
Autor: Frank Wörner (dpa, apn, rtr)
Redaktion: Reinhard Kleber