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Politik

Deutsche für kürzere Quarantänezeiten

6. Januar 2022

Kontaktpersonen von Omikron-Infizierten müssen zwei Wochen in Quarantäne. Auch Geimpfte. Zwei von drei Bürgern halten das nicht für angemessen. Das ist eines der Ergebnisse im aktuellen ARD-Deutschlandtrend.

Deutschland Hamburg | Coronavirus | Teststation
Bild: Christian Charisius/dpa/picture alliance

Die Corona-Virusvariante Omikron verbreitet sich auch in Deutschland rasant. Zwar zeigt ein Blick auf andere Länder, dass offenbar weniger Menschen schwer an COVID-19 erkranken. Der von der neuen Bundesregierung eingerichtete Expertenrat rechnet aber mit deutlich mehr Infizierten und daher mit einem trotzdem hohen Patientenaufkommen. Das könnte Krankenhäuser, Arztpraxen und Ambulanzen erheblich belasten und regional auch überlasten.

Doch nicht nur das Gesundheitswesen ist betroffen. Was passiert, wenn bei der Polizei, der Feuerwehr, in Schulen, Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen zu viele Mitarbeiter erkranken oder als enge Kontaktpersonen von mit dem Omikron-Virus Infizierten zwei Wochen in Quarantäne geschickt werden? Darüber berät am Freitag Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer.

Ist Omikron weniger gefährlich?

Eine Idee: Die Isolationszeit zu reduzieren für Infizierte, die negativ getestet und symptomfrei sind. Auch die Quarantänezeit für Kontaktpersonen, die vollständig geimpft oder genesen und symptomfrei sind, könnte verringert oder abgeschafft werden. Bei den Bürgern stößt dieser Vorschlag auf breite Zustimmung, wie die aktuelle Ausgabe des ARD-Deutschlandtrends zeigt, einer repräsentativen Umfrage, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap.

Die Omikron-Variante scheint den Menschen insgesamt weniger Angst zu machen. Eine Mehrheit der Befragten (59 Prozent) macht sich Sorgen, dass das öffentliche Leben in Deutschland erneut heruntergefahren, also ein Lockdown nötig werden könnte. Die Sorge vor neuen Varianten wie dem Omikron-Virus treibt derzeit 51 Prozent um. Anfang Dezember waren es noch neun Prozent mehr.

Ebenfalls klar rückläufig ist mit 50 Prozent die Furcht vor Engpässen in der medizinischen Versorgung, ein Minus von 14 Prozent. Auch die Angst, sich selbst anzustecken, hat mit 30 Prozent im Vergleich zum Dezember leicht abgenommen (minus drei Prozent).

Nur noch jeder Dritte fordert weitere Einschränkungen

Die sinkende Angst vor dem Omikron-Virus zeigt sich auch darin, wie die derzeitigen Vorschriften zur Eindämmung der Pandemie eingeschätzt werden. Während im Dezember noch eine klare Mehrheit der Befragten der Meinung war, dass die Corona-Maßnahmen nicht streng genug seien, sind es mit aktuell 31 Prozent nur noch halb so viele (minus 22 Prozent). 42 Prozent halten die derzeitigen Maßnahmen für angemessen, das ist ein Plus von 22 Prozent, und 25 Prozent - acht Prozent mehr als im Dezember - halten sie für übertrieben.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist dafür, die Quarantäne- und Isolationszeiten zu reduzieren. Der SPD-Politiker drängt allerdings darauf, die Kontaktbeschränkungen noch einmal zu verschärfen. Im ARD-Deutschlandtrend führt Lauterbach die Liste der beliebtesten deutschen Politiker mit Abstand an. 66 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden oder zufrieden. Auf Platz zwei folgt Bundeskanzler Olaf Scholz mit 60 Prozent Zustimmung.

Die Plätze drei und vier belegen FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner (49 Prozent) und Grünen-Chef und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (48 Prozent). Habecks Co-Vorsitzende und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock schneidet mit 32 Prozent Zustimmung und 57 Prozent Ablehnung weitaus schlechter ab.

Gute Noten für die Ampel

Seit dem 8. Dezember ist die neue Bundesregierung im Amt. Nach den ersten Wochen sind 46 Prozent der Befragten mit der Regierungsarbeit zufrieden, 37 Prozent gaben an, weniger oder gar nicht zufrieden zu sein. Jeder Sechste (17 Prozent) traut sich bislang noch kein Urteil zu.

Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, würde die SPD erneut stärkste Kraft und könnte ihr Ergebnis im Vergleich zum Dezember noch verbessern. CDU und CSU, die zusammen als Union antreten, kämen unverändert auf Platz zwei, gefolgt von Grünen und der FDP, die leicht verlieren.

Wem kann Deutschland vertrauen?

Nicht nur in der Corona-Pandemie, auch in der Außenpolitik steht die neue Regierung vor Herausforderungen, beispielsweise im Umgang mit Russland und China. Beide Länder haben in den vergangenen Jahren bei den Bundesbürgern deutlich an Sympathien eingebüßt und werden im aktuellen Deutschlandtrend nur von jedem sechsten beziehungsweise weniger als jedem zehnten Befragten als vertrauenswürdige Partner angesehen.

Anders sieht die Entwicklung für die USA aus. Die Vereinigten Staaten haben verloren gegangenes Vertrauen nach dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden gutgemacht und gelten ähnlich wie zum Ende der Präsidentschaft von Barack Obama wieder als mehrheitlich vertrauenswürdiger Partner Deutschlands.

Anders als Frankreich wird Polen als großer Nachbar im Osten auch mehr als drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nur von einem guten Drittel (35 Prozent) der Bundesbürger als vertrauenswürdiger Partner Deutschlands wahrgenommen.

Nord Stream 2 sollte in Betrieb gehen

Ein Thema im Deutschlandtrend ist auch der drohende Einmarsch Russlands in der Ukraine und das entsprechend angespannte Verhältnis zwischen Russland und Deutschland. Wie sollte die Politik reagieren? Die Meinungen sind geteilt. 47 Prozent sind offen für härtere Sanktionen gegenüber Russland, 41 Prozent sind es dagegen nicht. An der umstrittenen Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 soll aber festgehalten werden, das sagen sechs von zehn Befragten.

Während 41 Prozent der Befragten Verständnis äußern, dass sich Russland vom Westen bedroht fühlt, kann jeder Zweite (50 Prozent) das russische Bedrohungsgefühl nicht nachvollziehen. Auffällig ist, dass im Osten Deutschlands, also auf dem Gebiet der früheren DDR, Sanktionsverschärfungen gegenüber Russland viel deutlicher abgelehnt werden als im Westen der Republik. Im Osten wird auch die russische Bedrohungsperspektive erkennbar häufiger geteilt als im Westen.

Insgesamt wünscht sich eine Mehrheit der Deutschen, dass die Europäer sich stärker in dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine engagieren. 57 Prozent wünschen sich eine stärker vermittelnde Rolle der europäischen Staaten.

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