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Deutsche wollen schnelle Energiewende

Gero Rueter25. Oktober 2013

Eine große Mehrheit der Deutschen will eine möglichst schnelle und dezentrale Energiewende. Zudem wollen viele selbst investieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage nach der Bundestagswahl.

2 Bürger im Bürgerwindrad im Bundesland Schleswig Holstein. Fotograf: Farys/Die Projektoren Bild gemacht für die Kampagne: "Die Energiewende in Bürgerhand"
Bild: Farys/Die Projektoren

Großes Thema bei den zurzeit laufenden Sondierungsgesprächen zwischen CDU und SPD ist die Frage - wie soll die zukünftige Energiepolitik in Deutschland aussehen. Kurz nach der Bundestagswahl hatte das Forschungsinstitut TNS Emnid in einer repräsentativen Umfrage über tausend Personen nach ihrer Meinung gefragt.

Demnach erwarten 84 Prozent der Deutschen von der neuen Bundesregierung, dass sie sich dafür einsetzt, möglichst schnell eine Energieversorgung zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu erreichen. 15 Prozent ist das nicht wichtig.

Zudem wünscht sich laut Emnid eine Mehrheit von 83 Prozent, dass die Gewinne und Kosten der Energiewende gerecht zwischen Bürger und Industrie verteilt werden. Derzeit zahlen vor allem Privathaushalte und kleinere Unternehmen über eine Umlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Energieintensive Industrieunternehmen wurden in den vergangen Jahren zunehmend von der Umlage befreit.

Eine Umfrage des Forschungsinstituts Forsa im Auftrag der Verbraucherzentrale kam im Sommer bereits zu einem ähnlichen Ergebnis. Dort befürworteten 82 Prozent die Ziele der Energiewende, kritisierten jedoch die Umsetzung. Als größter Nachteil wurden steigende Energiepreise genannt, die vor allem Privathaushalte trifft.

Die Zustimmung zu einer schnellen, bürgernahen Energiewende ist bei Anhängern aller Parteien groß, einen grundlegenden Unterschied gibt es nicht. Über 90 Prozent der grünen Wähler wollen diesen Kurs, über 80 Prozent der sozialdemokratischen Wähler und bei Anhängern von CDU/CSU sind es über 70 Prozent.

Politik soll die Interessen der Energiekonzerne weniger berücksichtigen

Gefragt wurde in der Emnid-Umfrage auch nach der Energiepolitik der bisherigen Bundesregierung. 55 Prozent sind der Ansicht, dass die Politik die Interessen der Energiekonzerne zu stark berücksichtigt. 22 Prozent finden die Politik richtig und 19 Prozent meinen, dass die Interessen der Energiekonzerne zu wenig berücksichtigt werden.

Über eine Million Bürger und Landwirte in Deutschland haben bereits eine Solaranlage auf dem Hausdach oder sind Miteigentümer an einem Windpark. Laut Emnid-Umfrage könnten es über 20 Millionen Bürger sein. Rund ein Drittel der Befragten würden sich auf jeden Fall oder wahrscheinlich an Energieanlagen in der eigenen Umgebung finanziell beteiligen, ein weiteres Drittel eventuell. "Dieser Wunsch nach finanzieller Beteiligung ist gerade bei Einkommen im mittleren Bereich ausgeprägt, nicht nur unter Reichen“, versichert René Mono von 100 Prozent erneuerbar stiftung im DW-Interview.

Als Grund für die "überwältigend hohe Zustimmung zur Energiewende" nennt Mono den Erfolg des Erneuerbaren-Energien Gesetz (EEG). Es ermöglicht Bürgern ohne Fachkenntnisse die Investition in Anlagen der regenerativen Energieerzeugung und den Verkauf des regenerativen Stroms zu festgelegten Preisen über 20 Jahre. Die Investition ist damit kalkulierbar und sicher. Das EEG hat die "Rahmenbedingungen geschaffen, dass die Bürger mitspielen können", so Mono.

Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen fordert Hubert Weiger, Vorsitzender des Umweltverbands BUND, dass die Politik den Bürgerwillen berücksichtigt und die Dynamik der Energiewende nicht abbremst. Gerd Billen vom Bundesverband der Verbraucherzentralen warnt, die hohe Akzeptanz zur Energiewende nicht zu verspielen. Die Interessen der Verbraucher müssen mehr berücksichtigt werden: "Die Verbraucher bezahlen für die Energiewende, die Energiekosten dürfen nicht weiter steigen", so Billen.

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