Umwelttrend bei Coffee to go?
31. Januar 2017Gerade einmal 15 Minuten wird ein Coffee to go-Becher im Schnitt genutzt. Dann landet er in den Mülltonne, auf den Straßen oder Bahnsteigen. Die Städte leiden darunter, es gibt zusätzliche Reinigungskosten und auch für die Umwelt sind die Einwegbecher ein großes Problem.
Nach Angaben der deutschen Umwelthilfe (DUH) landen so in Deutschland jährlich fast drei Milliarden Becher auf dem Müll. Pro Person, vom Baby bis zum Greis, sind das im Durchschnitt rund 37 Becher im Jahr. Zudem verursacht allein die Herstellung der Plastik oder Pappbecher mit Kunstoffbezug CO2-Emissionen von über 100.000 Tonnen pro Jahr in Deutschland.
Trend zum Mehrwegbecher?
Das Unbehagen gegenüber den Wegwerfbechern steigt und so suchen Konsumenten, Café-Betreiber und Städte nach Lösungen. Auf der morgendlichen Fahrt zur Arbeit steigen Pendler auf ihre persönlichen Becher um. Und auch immer mehr Kantinen, Bäckereien und Cafés haben jetzt Mehrwegbecher als Alternative im Angebot.
Die Stadt Berlin möchte jetzt einen ganz großen Wurf schaffen: Ähnlich wie bei den Mehrwegflaschen, sollen Verbraucher in Berlin zukünftig ihren Coffee to go aus einem wiederbefüllbaren Becher mit Pfand genießen und diesen bei allen teilnehmenden Filialen schnell und unkompliziert wieder abgeben können. Der Antrag der Berliner Landesregierung zur Einführung eines Mehrwegsystems wird nun im Fachausschuss für Umwelt beraten und soll in den nächsten Wochen im Abgeordnetenhaus verabschiedet werden.
"Wir sehen hier einen klaren Trend in Richtung Mehrweg. Angefangen von kleinen Initiativen in Cafés, Mehrwegprojekten an deutschen Universitäten oder bei der Berliner S-Bahn, ebnet nun auch der Beschluss des Abgeordnetenhauses in Berlin den Weg für ein zukunftsweisendes Mehrwegsystem in der Hauptstadt", so Stefanie Otterstein von der DUH.
Die Berliner Politik will den Wechsel von Einweg- auf Mehrwegbecher mit Anreizen unterstützen: Vorgesehen ist ein Rabatt von mindestens 20 Cent für die Nutzung von Mehrwegbechern. So könnte die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits umweltfreundliches Verhalten fördern, andererseits würde es helfen die Stadtreinigung zu finanzieren und auch so Müll in Parks und Plätzen zu reduzierten. Jedes Jahr fallen rund 2400 Tonnen Coffee to go-Becher in Berlin an.
Kaffee mit gutem Gefühl
Positive Erfahrungen mit einem verbraucherfreundlichen Mehrwertsystem sammelte bereits das Berliner Pilotprojekt Just swap it. Es entwickelte einen Becher aus Bambus, Maisstärke und Kunstharz, der an die Kunden in Berliner Cafés für 4 Euro Pfand ausgeliehen wird. Die Kunden können den Becher mitnehmen und auch bei anderen Cafés wieder abgeben.
"Der Becher wird gerne angenommen und genutzt", erklärt Projektleiterin Ulrike Gottschau. "Unser Ziel ist der verantwortungsvolle Konsum mit gutem Gefühl. "Wir wollen nicht mit dem Finger auf die Konsumenten zeigen und so ein schlechtes Gewissen machen", erklärt sie gegenüber der Deutschen Welle.
Nach Angaben von Gottschau macht die Mehrfachnutzung mit Pfandsystem auch ökonomisch Sinn: Während ein Plastikbecher inklusive Deckel bei der Anschaffung rund sieben Cent kostet, liegen die Spülkosten von Mehrwegbechern für die Unternehmen bei nur drei Cent - sind also nicht mal halb so hoch.
Anreiz für umweltfreundlichen Konsum
Auch andere Deutsche Städte wollen die Nutzung von Mehrwegbechern fördern. In Freiburgs Innenstadt gibt es seit letztem November in Cafés und Bäckereien den Mehrwegbecher FreiburgCup für einen Euro Pfand.
Freiburg ist damit in Deutschland die erste Stadt mit einem Mehrwegbecher-Pfandsystem. "Wir möchten, dass die Bürgerschaft weniger Abfall produziert und weniger Kaffeebecher in den Straßenraum hineinwirft", sagt Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik. In der Stadt fallen jährlich rund zwölf Millionen leere Pappbecher an.