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Politik

Meiji, Sushi, Manga: Japan fasziniert

1. Mai 2019

Japans neuer Kaiser Naruhito hat den Chrysanthemen-Thron bestiegen. Das fernöstliche Land hat es verstanden, eigene Traditionen und westliche Einflüsse erfolgreich zu kombinieren.

Japan Geisha- und Maiko-Tänzern in Kyoto
Bild: imago/Kyodo News

Der Country-Hit des 2016 verstorbenen amerikanischen Songwriters Buck Owens funktioniert noch heute als Ohrwurm. "Made in Japan" aus dem Jahre 1972 stand insgesamt 13 Wochen in den US-Charts. Westliche Filmproduktionen widmeten sich dem Land der aufgehenden Sonne, eine Auswahl: "Yakuza" mit Robert Mitchum (1974) "Wasabi - Ein Bulle in Japan" (2001) mit Jean Reno, der dreifach oscarprämierte Film "Die Geisha" (2005) und "Tokyo Drift" (2013) aus der Reihe "Fast & Furious".

Zuerst chinesisch, später preußisch

Der japanische Meiji-Kaiser Mutsuhito (1867-1912)Bild: picture-alliance/Mary Evans

Japan hat den Westen schon immer fasziniert. Dabei ist das ostasiatische Land mit knapp 130 Millionen Einwohnern auf 7000 Inseln im Vergleich zum Nachbarn China eine recht junge Zivilisation. Erst ab dem  5. Jahrhundert übernahm Japan die chinesischen Schriftzeichen. Auf dem Inselstaat hatte es vorher keine Schrift gegeben.

Zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert schickte Japan insgesamt 19 Mal Delegationen an den chinesischen Kaiserhof der Tang-Dynastie. Von dort brachten sie Wissen über Staatswesen und Stadtplanung und den Buddhismus zurück.

Doch in der jüngsten Geschichte hatte Japan stets bewiesen, dass der Inselstaat auch seinen eignen Weg gehen kann. Mit den Erneuerungen, die der Kaiser Mutsuhito ab 1868 einleitete, entstand neues politisches System nach westlichen Vorbildern. Dem Shogunat, der Herrschaft durch adlige Generäle, wurde ein Ende gesetzt.

Japans Gesellschaft wurde auf einen komplett neuen Kurs ausgerichtet: Gleichberechtigung, Rechtsstaat (Die preußische Verfassung 1848/1850 als Vorbild), Religionsfreiheit (Aufhebung des Verbots des Christentums 1872) sowie eine groß angelegte Bildungsoffensive, auch für Mädchen.

Diese Zeit ging als "Meiji-Restauration" in die Weltgeschichte ein. Meiji war die Bezeichnung der Ära des Kaisers Mutsuhito, die Ära der "weisen Herrschaft". Für das alltägliche Leben der Japaner bedeutet die umfassende Reform eine umfassende Öffnung der Gesellschaft, die Koexistenz von Brot und Reis, Bier und Sake, Frack und Kimono.

Krieg und Nachkriegsboom

Auf Modernisierung und Wirtschaftswachstum folgte die Politik der Expansion und Kolonialisierung im asiatisch-pazifischen Raum, die in den Zweiten Weltkrieg im Pazifik mündete. Die kaiserliche Armee beging Gräueltaten und Kriegsverbrechen fast in allen ost- und südostasiatischen Ländern bis zur Kapitulation im September 1945 als Folge der beiden US-Atombombenabwürfe auf Japan.

Doch Japan erholte sich schnell von der Niederlage. Mit planwirtschaftlichen Konjunkturprogrammen wurde bis Mitte der 1950er Jahre die Schwerindustrie aufgebaut. Später setzte sich der Liberalismus durch und brachte Japan Wirtschaftswunder und Nachkriegsboom.

Japans SelbstverteidigungsstreitkräfteBild: Reuters/T. Peter

Heute ist Japan die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, nach USA und China und vor Deutschland, und eine Hightech-Nation. Fast in jedem Haushalt befindet sich japanische Haushalts- und Spielelektronik. Auch Zukunftsthemen wie E-Mobilität, Künstliche Intelligenz und alternde Gesellschaft packen japanische Firmen längst an. Schon vor 18 Jahren stellte Toyota das erste Hybridfahrzeug aus Serienproduktion im Autoland Deutschland vor. Durch den Einsatz von Industrierobotern in Verbindung mit IT entstand die Initiative "Robot Revolution".

Nach dem wirtschaftlichen Aufstieg will Japan aus dem Schatten des Zweiten Weltkriegs treten. Die Nachkriegsverfassung, erstellt durch die Alliierten, legt in Artikel 9 fest, dass Japan auf die Unterhaltung einer Armee und auf Kriegsführung verzichtet. Das Militär Japans darf sich nur als Selbstverteidigungsstreitkraft bezeichnen.

Premierminister Shinzo Abe will Japan aus diesen Einschränkungen lösen. Seine nationalistische Politik wird von sämtlichen Nachbarländern scharf kritisiert, da in ihren Augen Japan seine Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg noch nicht ausreichend aufgearbeitet hat. Konfliktstoff bieten auch eine Vielzahl von territorialen Streitigkeiten mit China, Südkorea und Russland.

Manga als ExportschlagerBild: picture-alliance

Verbindendes und Ungewohntes

Das moderne Japan bietet neben Hightech zwei weitere Exportschlager auf: Sushi für den Gaumen sowie Manga und Anime für die Augen. Japanische Comics und Zeichentrickfilme erobern die Welt. Neben Playstation sind sie das wichtigste Exportgut aus Nippon, wie die Japaner ihr Land selber bezeichnen.

Sportlich haben Japan und Deutschland einiges gemeinsam. Japan hat die besten Fußballnationalmannschaften in Asien, Männer wie Frauen. Auch Wintersport ist in Japan sehr beliebt.

Verbeugen auf japanischBild: AP

Übrigens, falls wir mit diesem Länderporträt Ihr Interesse an Japan geweckt haben und Sie das Land mal besuchen wollen: Das Verbeugen ist eine hohe Kunst. Die Faustregel: je tiefer, desto besser. Die höflichste und respektvollste Art ist die 45- Grad-Beugung, sie kann Dankbarkeit, Reue oder Entschuldigung ausdrücken.

Und wer Auto fahren will, muss aufpassen. Japaner fahren wie die Briten auf der linken Seite der Straße. Vermutlich, weil britische Ingenieure in der Meiji-Zeit das Schienennetz in Japan mit aufgebaut haben. Aber keiner weiß so richtig, warum.

 

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