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"Meilenstein in den Beziehungen"

Thomas Bärthlein14. Januar 2004

US-Präsident Bush hat auf dem Amerika-Gipfel in Mexiko angekündigt, er wolle enger mit Indien zusammenarbeiten. Das Know-how des Landes im Hightech-Bereich dürfte dabei ein wichtiges Motiv für die USA darstellen.

Bild der Verwüstung - indische Atomtests in der Thar-Wüste 1998Bild: AP


Indiens Premierminister Atal Behari Vajpayee hat die Übereinkunft mit den USA über verstärkte Zusammenarbeit in der Atomtechnologie und der Raketenabwehr als "Meilenstein" in den bilateralen Beziehungen bezeichnet. US-Präsident George Bush hatte am Montag (12.1.2004) am Rande des Amerika-Gipfels im mexikanischen Monterrey verkündet, dass beide Seiten auch in der Atomfrage stärker kooperieren wollen als bisher.

Die Bezeichnung "Meilenstein" ist insofern berechtigt, als die USA nach den indischen Atomtests 1998 alle Kooperation im Nuklear- und High-Tech-Bereich ausgesetzt hatten. Zwar betonen hohe US-Regierungsvertreter, die Zusammenarbeit erstrecke sich nicht auf Indiens Atomwaffen- und Raketenprogramm. Aber die USA scheinen Indiens Atommacht-Status inzwischen zu akzeptieren, und durch die geplante Zusammenarbeit im Bereich der Raketen-Abwehrprogramme "Theater Missile Defense" (TMD) und "National Missile Defense" (NMD) unterstützen sie zumindest indirekt die indische Verteidigungs-Strategie.

Kooperation in der Raketenabwehr

Auch für Indien, über Jahrzehnte mit der Sowjetunion verbündet, bedeutet die enge Anlehnung an die USA eine Neu-Orientierung. "Während des Kalten Krieges hätten wir niemals auch nur daran denken können, dass Indien so etwas wie die amerikanischen TMD- und NMD-Programmme unterstützen würde", sagt der indische Politikwissenschaftler B.M. Jain vom Toda Institute of Peace and Policy Research in Hawaii. "Jetzt sind diese beiden für das indische Verteidigungs-System wichtig, denn die Raketenabwehr ist ein wichtiger Teil unserer Strategie geworden, mit der wir Gefahren für unsere Sicherheit begegnen."

Aber auch politisch haben die beiden größten Demokratien der Welt über die vergangenen Jahre eine Annäherung vollzogen. So fällt auf, dass Strategie-Papiere der führenden Think Tanks aus den USA stets auf eine langfristige Kooperation mit Indien setzen, während sie die Entwicklung in Pakistan deutlich kritischer beurteilen und die US-Unterstützung mit zahlreichen Forderungen an Islamabad verknüpfen wollen.

Pakistan macht sich Sorgen

"Pakistan macht sich durchaus ein wenig Sorgen wegen der wachsenden strategischen und militärischen Verbindungen zwischen den USA und Indien", meint B.M. Jain dazu. "Und die Pakistaner haben, insbesondere George W. Bush gegenüber, diese Sorgen auch geäußert. Auch China ist ein wenig besorgt, weil die USA sich Indien so stark annähern."

Es erscheint durchaus denkbar, dass die Vereinigten Staaten mit engeren Beziehungen zu Indien langfristig auch ein Gegengewicht zu einer möglichen chinesischen Vormachtstellung in Asien schaffen wollen. Andererseits trifft die Ankündigung der engen Kooperation mit einer dramatischen Verbesserung der indisch-pakistanischen Beziehungen zusammen – in der vergangenen Woche haben die verfeindeten südasiatischen Nachbarn angekündigt, wieder miteinander zu verhandeln. Indien und China machen in Peking gerade einen neuen Anlauf, ihre Grenzstreitigkeiten beizulegen. In diesem Umfeld dürfte die indisch-amerikanische Zusammenarbeit in der Region sicherlich nicht als neue Block-Bildung verstanden werden.

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