Mein Deutschland – Wie junge Fotografen ihr Land sehen
Miriam Karout1. Juli 2016
Märchen, Merkel und die Bundeswehr: Junge Fotografen aus ganz Deutschland stellen ihre Werke vor. Der Deutsche Jugendfotopreis offenbart neue Perspektiven rund um das Thema "Heimat und Herkunft".
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Best Of: Deutscher Jugendfotopreis 2015
Junge Fototalente rücken "ihr Deutschland" in den Blick. Arbeiten der Gewinner des Deutschen Jugendfotopreises 2015 zeigt ab sofort das Bonner Haus der Geschichte.
Sci-Fi oder doch Beauty? - Dieses wundersame Foto ist bei der Cosmetica Messe in Hannover entstanden. Die Fotoserie "Trade Show" von Jakob Schnetz (23) aus Freiburg setzt sich mit den Ritualen und Strukturen der Gesellschaft auseinander. "Das Komische der Bilder soll den Betrachter anziehen", erklärt Schnetz, "das Absurde soll ihn über Gewohntes und Selbstverständliches nachdenken lassen."
Bild: Jakob Schnetz/Deutscher Jugendfotopreis 2015
Typisch Deutsch: Der Gartenzwerg
Der Gartenzwerg im schwarz-rot-goldenen Topf - David Antonio Zuther (15) aus Hamburg hat für seine Fotoserie "Deutsche Zustände" in Kleingartenkolonien recherchiert.
Bild: David Antonio Zuther/Deutscher Jugendfotopreis 2015
Merkel und die berühmte Raute
Maximilian Mundt (18) aus Hamburg liebt es, sich zu verkleiden - sein Werk "Demokratie" ist eine Darstellung von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Merkel-Raute und den Blick der Politikerin beherrscht der Gewinner des ersten Preises in seiner Altersgruppe hervorragend.
Bild: Maximilian Mundt/Deutscher Jugendfotopreis 2015
Alltag in der Großstadt
Carlotta Huber (15) aus Freiburg nennt ihre Fotoserie "Mein Deutschland - mein Freiburg - meine Heimat". Sie fotografiert gerne Dinge, die eigentlich jeder kennt - nur aus einem anderen Blickwinkel. So sei auch diese Szene in einer Unterführung entstanden.
"Wir Deutsche lieben Autos", sagt Aleyna Maria Sagnak. Die 14-Jährige aus Mönchengladbach überzeugte mit der Fotoserie "Deutschland - einig Autoland…". Dafür fotografierte sie Details rund um deutsche Autos - Wackeldackel, Mercedes-Sterne und Campingidyllen.
Bild: Aleyna Maria Sagnak/Deutscher Jugendfotopreis 2015
Schützenfest
Das Foto "Schützenfest" ist Teil einer Langzeitdokumentation über den Umbruch in einem kleinen niedersächsischen Dorf (Bergen). Die Fotoserie von Felix Schledding (25). zeigt den Abzug britischer Truppen aus der Provinz und spiegelt das Thema Heimat und Herkunft wieder. Schledding spannt in seiner Fotogeschichte bewusst den Bogen zwischen europäischer und deutscher Geschichte.
Bild: Felix Schledding/Deutscher Jugendfotopreis 2015
Guten Morgen, Deutschland!
"Ich habe meine Kamera neben mein Bett gestellt, bin am nächsten Morgen aufgewacht und habe direkt nach meiner Kamera gegriffen" - Sirin Demirelli (21) aus Mainz fotografierte ihre ersten Minuten nach dem Aufwachen in Deutschland. Ihre Fotoserie verkörpert das alltägliche Ritual des Aufwaschens in hellen Farben.
An manchen Orten im sonst so modernen Deutschland findet man noch Traditionen und Bräuche - Nanna Heitman (20) aus Hannover schießt schaurige Bilder von den Buttnmandl. Jeden 5. Dezember findet der Buttnmandllauf statt - er ist ein im Advent ausgeübter Einkehrbrauch in den Gemeinden der Kulturlandschaft Berchtesgadener Land.
Farbenfroh dem Altern den Zugriff verweigern - Maria Lanziger (24) aus Weimar erstellte die einzigartige Fotoserie "Berndl Berchtesgaden" rund um das Leben zweier Senioren in der oberbayrischen Natur. Ihre Fotos beschreiben ein alpin-mystisches, romantisches Sehnsuchtsidyll.
Bild: Sophia Maria Lanzinger/Deutscher Jugendfotopreis 2015
Happy Birthday, Deutschland!
25 Jahre nach der Wiedervereinigung war der Geburtstag der Bundesrepublik das Jahresthema des Deutschen Jugendfotopreises 2015. Felicia Frank (13) aus Frankfurt am Main hat die ehemalige Grenze zwischen Ost und West fotografiert und wünscht Deutschland damit alles Gute zum Geburtstag.
Sie erscheinen mal in Farbe, mal in Schwarz-Weiß. Manche sind analog, andere digital bearbeitet. An Motiven zeigen sie mal Menschen, mal Landschaften. Eines aber haben alle 100 ausgestellten Werke gemeinsam: Sie erzählen Geschichten aus dem Alltag der Fotografen. Es ist jeweils eine individuelle Perspektive auf Deutschland. Das macht die Arbeiten, die schon vor einem Jahr beim Jugendfotopreises 2015 ausgezeichnet worden und nun im Haus der Geschichte präsentiert werden, so zeitlos aktuell.
Entstanden sind - 25 Jahre nach der Wiedervereinigung – sehr persönliche Ansichten von Deutschland. Sie zeigen zugleich, wie unterschiedlich die Jugend Deutschland interpretiert. Unter dem Motto "Mein Deutschland", hatten Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter 26 Jahren unterschiedlicher Nationalität und Herkunft Fotos und Bilderserien eingereicht. Die Schau präsentiert nun die 100 besten Arbeiten von 28 Nachwuchsfotografen.
Schwarz, rot, gold
Da wäre das Bild von Valentin Toschner, der Zehnjährige hat in der jüngsten Altersgruppe den ersten Preis gewonnen. Beim Frühstück hat er mit Brotaufstrichen experimentiert und so, wie er sagt, "ganz spontan" einen "Deutschland-Toast" kreiert. Das Foto davon nennt er "Deutschland zum Anbeißen". "Bei uns wird öfter mal ein Brot im Toaster schwarz", erzählt er, "da dachte ich: Fehlen eigentlich nur noch Gelb und Rot für die deutsche Flagge."
Die Gebrüder Grimm und Merkel
Ganz anders der 18-jährige Maximilian Mundt. Er gewann in der Alterskategorie von 16 bis 20 Jahren: Mundt laborierte mit Selbstdarstellungen mit persönlichem Deutschlandbezug. Heraus kamen spannungsvolle Collagen. "Die Idee, mich selbst zu porträtieren, hatte ich von Anfang an und habe daraufhin meine Serie extra für den Wettbewerb angefertigt", sagt Mundt. Farbenfroh und ausgestattet mit eigenen Kostümen und Requisiten, so nimmt Mundt Bezug auf verschiedene Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Das Konterfei von Bundeskanzlerin Merkel kommt in Mundts Arbeiten ebenso vor wie die für ihre Märchen berühmten Gebrüder Grimm.
"Ich liebe Märchen und habe schon immer in einer kleinen Traumwelt gelebt", erklärt Mundt. "Dank der Fotografie und den Möglichkeiten der Bildveränderung am Computer konnte er seine Traumwelt sichtbar werden lassen. "Alles ist möglich in digitalen Medien."
Alles Gute, Deutschland!
Im vergangenen Jahr hatte der Deutsche Jugendfotopreis noch ein weiteres Thema, es lautete: "Alles Gute!" 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sollten die Jugendlichen eine oder mehrere Glückwunschkarten anfertigen. Gefragt war eine Kombination aus Foto und Text. Die Gruppe der "Kamerajungs" von der Salzmannschule in Duisburg fertigten eine Version in 3-dimensionaler Form an. Zu sehen ist eine Karte, auf der eine zerrissene Deutschlandfahne durch die Berliner Skyline wieder zusammengeführt wird.
Den Schriftzug "Alles Gute Deutschland" haben die im Schnitt neunjährigen Jungs mit ihren Körpern dargestellt und fotografiert.
Die Bundeswehr im heutigen Deutschland
"Trigger" hat schließlich Jakob Ganslmeier seine Arbeit zum Thema Bundeswehr genannt. Er fotografierte Soldaten, die nach Afghanistan-Einsätzen an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Mit seiner analogen Mittelformatkamera schuf der 24-Jährige emotionale Bilder der sonst unsichtbaren Krankheit. "Die Bundeswehreinsätze gehören auch zum heutigen Deutschland – ihnen wird aber nur eine relativ geringe und vor allem selektive Medienaufmerksamkeit gewidmet", so der Hobbyfotograf.
Die Ausstellung läuft vom 30. Juni bis 16. Oktober 2016 im Pavillon des Museums.