"Mein Einsatz": Ausmalbilder für Flüchtlingskinder
Die Fragen stellte Kate Müser.13. November 2015
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, hilft aber auch beim Deutschlernen - weiß Illustratorin Constanze von Kitzing. Sie gründete ein Illustratorenportal, das Flüchtlingskinder unterstützt.
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10 Illustrationen, die Flüchtlingen beim Deutschlernen helfen
Von "Frühstücksbrettchen" bis "Mülltrennung" - wenn man eine Sprache nicht kennt, kommt einem vieles Spanisch vor. Ein Online-Malbuch will Flüchtlingen spielerisch die Vokabeln für den Alltag in Deutschland näherbringen.
Bild: Alexa Riemann
Deutsche Worte für den Alltag
Wie viele dieser Haushaltsgegenstände können Sie auf Deutsch benennen? Dies ist nur eines von vielen Bildern des Online-Malbuchs, das helfen soll, Sprachbarrieren zu überwinden. Die Zeichnungen sorgen bei Flüchtlingskindern für Ablenkung und unterstützen sie dabei, Vokabeln für den Alltag zu lernen. Das Projekt wurde von der Illustratorin Constanze von Kitzing mit initiiert.
Bild: Alexa Riemann
Was gibt's zum Essen?
Die Zeichnungen stammen von verschiedenen Illustratoren, so sind auch unterschiedliche Stile darin vertreten. Bei einigen Bildern kommen Texte hinzu. Im Bild oben geht es um Grundnahrungsmittel. Nebenbei erfährt man, was Deutsche gern essen: gekochte Eier zum Frühstück, Wurst zu Mittag und geschnittenes Brot zum Abendessen.
Bild: Susanne Schiefelbein
Dein Freund und Helfer
In den Heimatländern von Flüchtlingen werden Staatsdiener in Uniform - wie zum Beispiel die Polizei oder Feuerwehrbeamte - nicht immer als freundliche, hilfsbereite Menschen angesehen. Ein Ziel der Zeichnungen ist, Vertrauen zwischen Flüchtlingen und deutschen Behörden aufzubauen, sagt Constanze von Kitzing.
Bild: Tanja Graumann
Üben für den Notfall
Hoffentlich werden Flüchtlingskinder den Ernstfall nicht erleben. Trotzdem können sie lernen, was ein Feuerwehrmann macht. Vielleicht wollen sie eines Tages selber dem Beruf nachgehen.
Bild: Jeanne Klöpfer
Eine andere Baustelle
Kinder weltweit sind von Baustellen fasziniert - und davon gibt es eine ganze Menge in Deutschland. "Bagger" könnte schnell das Lieblingswort eines jungen Sprachlernenden werden.
Bild: Anja Meyer
Tierisch
Welche Tiere werden als Haustiere gehalten? Das ist je nach Land unterschiedlich. Diesen Exemplaren oben im Bild kann man in deutschen Haushalten begegnen. Hunde und Katzen werden am liebsten gehalten.
Bild: Lea Dohle
An den Abfall denken
Der Umgang mit dem Müll ist für manche in Deutschland fast ein Hobby. Alles wird streng getrennt und in unterschiedliche Behälter geworfen: Papier, Glas, recycelbarer Müll, organischer Abfall. Diese Illustration hilft nicht nur Neuankömmlingen in Deutschland, sondern auch denen, die schon länger hier leben.
Bild: Alexa Riemann
Zusammenleben
Bald nach der Ankunft in Deutschland werden viele Flüchtlingskinder zur Schule oder in den Kindergarten geschickt. Hier wird gezeigt, wie Kinder teilen und höflich miteinander umgehen. Viele ältere Menschen wären gut beraten, diese Illustration auch zur Arbeitsstelle mitzunehmen und ab und zu einen Blick darauf zu werfen.
Bild: Susanne Kuhlendahl
Stadtleben
Fußgänger - jung und alt -, Autos, Fahrräder, Hunde und Geschäfte: In einer fremden, neuen Stadt auf die Straße zu gehen, kann ein überwältigendes Erlebnis sein. Mit diesem Bild kann man die wichtigsten Begriffe dafür lernen. Zum Beispiel: wo es frisches Brot zu kaufen gibt.
Bild: Sabine Wiemers
Lernen macht Spaß
Dieses Bild stammt von Constanze von Kitzig selbst und verbindet Sprache mit Spiel. Worte wie "Hose", "Rock" und "Jacke" können geübt werden, während die Papier-Kleidung ausgeschnitten und der Puppe angezogen wird. Mehr Illustrationen zum freien Download gibt's unter www.illustratorenfuerfluechtlinge.de.
Bild: Constanze von Kitzing
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Schriftsteller, Musiker, Künstler, Theaterleute – viele sehen sich als Bürger dieser Welt und nutzen ihre Popularität, um für Solidarität mit Flüchtlingen zu werben, Spenden zu sammeln oder aufkeimenden Rassismus zu kritisieren. Woher kommt ihr Engagement? Drei Fragen, drei Antworten: unsere DW-Serie "Mein Einsatz".
DW: Wie setzen Sie sich für Flüchtlinge ein?
Constanze von Kitzing: Bei mir war das so: Ich hatte zwar viel über die Flüchtlingsthematik gelesen und im Fernsehen gesehen. Aber ich konnte nicht wirklich was machen, weil ich zeitlich so eingeschränkt bin mit meinen Kindern. Dann habe ich über Facebook eine Anfrage gestellt, damit meine Freunde mir sagen konnten, was ich machen könnte. Eine Freundin arbeitet als Sozialarbeiterin im Flüchtlingsheim. Sie meinte, dass es total schwierig sei, mit den Flüchtlingskindern in Kontakt zu treten, wenn man keine Sprachbasis hat. Sie hat mich gefragt, ob ich ein paar Ausmalbilder machen könnte. Ich fand die Idee gut und habe überlegt, ob man das systematisch und größer machen kann. Ich bin auf Karina Birkenstock gestoßen, die parallel das gleiche plante. Wir haben uns zusammen getan und das war sehr effektiv.
Am Ende ging es gar nicht mehr darum, dass wir es selber machen, sondern dass wir eine internationale Illustratoren-Kampagne starten: Illustratoren für Flüchtlinge.
Warum tun Sie es?
Ich habe ein Bedürfnis, etwas zu tun. Ich fand es super wichtig, etwas machen zu können in einem Bereich, in dem ich professionell arbeite. Dass man überhaupt was macht, finde ich selbstverständlich. Das Gute an den Ausmalbildern ist, dass sie andere Leute motivieren können, zu helfen. Wenn jemand in einem Flüchtlingsheim helfen möchte, aber nicht weiß, was er dort konkret machen kann, kann er sich einfach ein paar von diesen Bildern ausdrucken und mit ins Heim nehmen und dort mit den Kindern arbeiten oder spielen.
Was möchten Sie damit bewirken?
Ich möchte, dass Leute die Möglichkeit bekommen, zu helfen, und mit den Kindern konstruktiv und effektiv zu arbeiten, wenn sie wollen. Die Bilder müssen nicht unbedingt im Heim benutzt werden. Projekt ist langfristig angelegt, sodass die Bilder vielleicht auch an Schulen benutzt werden, wenn dort viele Flüchtlingskinder sind.
Im Alter von sechs Jahren entschied sich Constanze von Kitzing, Illustratorin zu werden. Ihr Traum wurde wahr, und mittlerweile sind ihre Bücher in Australien, China, Mexiko, Südkorea, USA und vielen anderen Ländern veröffentlicht worden. Die preisgekrönte Illustratorin und zweifache Mutter lebt und arbeitet in Köln.