Eins vorweg: Ich liebe die Darts-WM. Die Präzision, mit der Michael van Gerwen, Gerwyn Price und die anderen Stars der Branche die Pfeile auf das Board werfen, ist beeindruckend und faszinierend. Dazu die mentale Stärke der Spieler, die oft den Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage ausmacht.
Und ja, die ganze Veranstaltung ist auch deswegen so besonders, weil jedes Jahr tausende Fans in den Alexandra Palace im Londoner Stadtbezirk Haringey kommen. Viele mehr oder weniger kreativ verkleidet - aber alle sind immer mit vollem Einsatz dabei und unterstützen die Darts-Profis auf der Bühne lautstark. Und genau das ist dieses Jahr das Problem.
Omikron weiter auf dem Vormarsch
Denn die hochansteckende Virusvariante Omikron ist in ihrem weltweiten "Siegeszug" momentan nicht aufzuhalten und sorgt täglich für neue Rekordzahlen. Mit an der Spitze liegt Großbritannien mit zuletzt 183.037 Neuinfektionen pro Tag (Stand: 29.12.2021). Die Premier League meldete kurz nach Weihnachten mit 103 Corona-Fällen (Stand: 27.12.2021) ebenfalls einen Rekordwert. Es handelt sich nach Angaben der englischen Fußball-Liga um den höchsten Wert bei Spielern sowie Mitgliedern der Betreuungsstäbe seit Beginn der Tests im Mai 2020.
Und auch bei der Darts-WM häufen sich die positiven Fälle. Seit mit dem niederländischen Darts-Profi Raymond van Barneveldt vor wenigen Tagen der erste COVID-19-Fall bekannt wurde, sind noch vier weitere Profis dazu gekommen. Darunter auch der mehrfache Weltmeister und Favorit van Gerwen, der nach seinem Aus den Weltverband PDC deutlich kritisierte und von einer "großen Corona-Bombe" sprach. Sein größter Konkurrent legte wenig später nach: "Das Turnier sollte verschoben werden", twitterte Price.
Parallelwelt im Ally Pally
Und die PDC? Nichts. Keine Reaktion, keine Veränderungen. Der Weltverband will die WM durchziehen - auch auf Kosten der Gesundheit aller Anwesenden. Denn es drängen sich weiterhin täglich rund 3000 feierwütige Fans im kleinen "Ally Pally". Sie schreien, singen und tanzen, bis die Sicherheitsleute kommen und sie wieder auffordern, Platz zu nehmen.
Während in Deutschland in der Bundesliga wieder Geisterspiele stattfinden werden, ist der Alexandra Palace ausverkauft. Größer könnte der Kontrast nicht sein - die Veranstaltung in London wirkt wie eine Parallelwelt.
Für die Zuschauer gilt zwar "3G", also nur Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete dürfen in die Halle. Doch die Einlasskontrollen werden von einigen Fans als lasch und nicht sonderlich streng beschrieben. Die PDC agiert verantwortungslos und stellt den wirtschaftlichen Erfolg der Darts-WM über das Wohl der Menschen.
"Don't stop the party"
Zwar tragen mittlerweile die Spieler beim Walk-In eine Maske, genauso wie die Sicherheitsleute. Händeschütteln mit dem Gegner oder den Schiedsrichtern ist schon seit Beginn der WM untersagt. Doch das sind auch nicht mehr als Alibi-Maßnahmen, solange die Partywütigen in der Halle ungehindert weiter feiern können.
Getreu dem Motto: "Don't stop the party". Im übrigen genau mit dem Lied des Rappers Pitbull lief Darts-Profi Peter Wright am Dienstagabend zu seinem Match gegen Damon Heta unter tosendem Jubel der Fans ein - mehr Sinnbild geht wohl nicht. Die "Corona-Bombe" tickt und die PDC schaut weiter zu. Dabei ist es höchste Zeit endlich zu handeln.