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Politik

Die EU hat die Klimakrise nicht vergessen

Neil King
Neil King
11. Dezember 2020

Die Europäische Union hat beim Gipfeltreffen in Brüssel ihre Klimaziele für 2030 deutlich verschärft. Ein notwendiger und richtiger Schritt, der Hoffnung macht zum Ende eines düsteren Jahres, meint Neil King.

Bild: picture-alliance/AP/F. Seco

Als ich die Nachricht aus Brüssel hörte, dass sich die EU auf neue Klimaziele geeinigt hat, war ich geradezu erleichtert. Es hätte irgendwie zu diesem sonst ziemlich desaströsen Jahr gepasst, wenn sich die Staats- und Regierungschefs in dieser wichtigen Frage heillos zerstritten hätten. 

Dabei war ich eigentlich überhaupt nicht überrascht, dass die 27 EU-Mitgliedsstaaten sich nun tatsächlich 55 Prozent Reduktion der CO2 Emissionen im Vergleich zu 1990 auf die Fahnen geschrieben haben. Das war ein notwendiger und zu erwartender Schritt - ein Schritt, dessen Notwendigkeit durch den kürzlich veröffentlichten UN Emissions Gap Report und den Climate Change Performance Index, die beide unser kollektives Versagen bei der Begrenzung der globalen Erwärmung unterstrichen haben, erneut Nachdruck verliehen wurde. 

Überfällige Entscheidung

Obwohl die Entscheidung der EU vor diesem Hintergrund überfällig war, hat mich die Nachricht aus Brüssel heute Morgen dennoch sehr gefreut. Sie hat mich zufällig gerade in dem Moment erreicht, als ein junger Ahornbaum in meinem Garten gepflanzt wurde. Kein Scherz! Er hätte ursprünglich schon im November in die Erde kommen sollen, aber mir wurde gesagt, dass das Wetter einfach zu warm sei und ich bis Dezember warten solle, bis alle Blätter abgefallen seien. Dies ist nur eines der vielen Anzeichen dafür, dass sich unser Klima rasant verändert.

DW-Redakteur Neil KingBild: Neil King

Sowohl der Baum als auch das Versprechen der EU, die Kohlenstoff-Emissionen schneller zu reduzieren, geben mir neue Hoffnung auf eine grünere und nachhaltigere Zukunft für meine Kinder.

Und ich bin zutiefst dankbar dafür, dass unsere Politiker sich in dieser Woche nicht vom Coronavirus, dem Brexit, Haushaltsstreitigkeiten und dem normalen Lobbyismus abhalten ließen, das Richtige in Sachen Klima zu tun. Natürlich bleibt es abzuwarten, wie die 55 Prozent-Zusage auf nationaler Ebene tatsächlich umgesetzt wird. Der Weg bleibt steinig. Aber es ist der erste Schritt, um Europa auf den Weg zu bringen, bis 2050 CO2-Neutralität zu erreichen. 

Abschluss eines trostlosen Jahres

Die Entscheidung der EU hat mich mit einem bislang recht trostlosen Jahr versöhnt, das als das Jahr des Coronavirus in die Geschichte eingehen wird. Aber die wirkliche existenzielle Krise für die Menschheit ist nicht die Pandemie - die wird irgendwann vorübergehen, egal was wir tun. Viel dramatischer ist die Klimakrise, denn die wird nicht ohne unser Zutun vorübergehen. Die Menschheit muss entschlossen, schnell und solidarisch als globale Gemeinschaft handeln. 

Bei der Lektüre dieses Textes könnte man fast meinen, dass ich ein tiefgrüner Aktivist bin. Mitnichten. Ich sehe mich als Pragmatiker, der stets den Kompromiss sucht und nicht als "treehugger", wie man so schön auf Englisch sagt, also einen, der Bäume umarmt. Dennoch: Ich denke, ich sollte jetzt in meinen Garten gehen und meinem neuen Baum einen Begrüßungs-Klaps geben.

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