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Politik

Ein weiterer ungeklärter Mord im Kongo?

Kamerun Journalistin Mimi Mefo
Mimi Mefo
25. Februar 2021

Gewalt und Tod sind Alltag in der Demokratischen Republik Kongo. Aber wenn ein ausländischer Diplomat getötet wird, erwartet man Antworten. Doch die Geschichte des Kongo lehrt uns anderes, meint Mimi Mefo.

Blauhelmsoldaten bergen die Leichen des italienischen Botschafters und seiner Begleiter nach einem Überfall nahe GomaBild: Justin Kabumba/AP/dpa/picture alliance

Die Demokratische Republik Kongo (DRC) ist ein Staat, der immer wieder in die Schlagzeilen kommt. Leider gibt es eigentlich nie positive Nachrichten über das Land. Seine turbulente Geschichte reicht bis in die 1870er-Jahre zurück, als der belgische König Leopold II. die Kolonisierung des Kongo als seine ganz private Angelegenheit betrieb.

Als Jugendliche habe ich erschütternde Geschichten darüber gehört, wie zwischen 1885, nachdem Leopold den Kongo-Freistaat gegründet hatte, bis in die 1960er-Jahre über 15 Millionen Kongolesen brutal ermordet wurden. Die Hoffnung, dass all dies mit der Unabhängigkeit enden würde, zerschlug sich bereits mit der Ermordung des ersten Premierministers, Patrice Lumumba, im Jahr 1961. Seitdem befindet sich das Land in einem immerwährenden fragilen Zustand.

Eines der tödlichsten Länder der Welt

Nun wurden also der italienische Botschafter Luca Attanasio, sein Leibwächter Vittorio Iacovacci und der Fahrer des Welternährungsprogramms (WFP), Mustapha Milambo, ermordet, nachdem der UN-Konvoi, in dem sie unterwegs waren, in der Nähe von Goma angegriffen wurde. Das ist eine deutliche Erinnerung daran, dass der Kongo sein berüchtigtes Etikett als eines der "tödlichsten Länder der Welt" weiterhin zurecht trägt

DW-Redakteurin Mimi Mefo TakambouBild: Mimi Mefo

Doch der Schock und die Bestürzung, die ich nach diesem jüngsten Fall von unnötiger Gewalt wahrnehme, ist ziemlich bemerkenswert angesichts der üblichen selektiven Amnesie, welche die internationale Gemeinschaft sonst an den Tag legt.

Es ist ja richtig: Den täglichen Verlust von Menschenleben, der die Demokratische Republik Kongo in den Zyklen eines nicht enden wollenden Konflikts seit Jahrzehnten kennzeichnet, beachtet niemand in der Welt - es handelt sich ja nur um namenlose Statistiken kongolesischer Leben. Aber haben wir auch bereits das Jahr 2017 vergessen? Es ist erst vier Jahre her, dass bewaffnete Männer zwei UN-Ermittler - die Schwedin Zaida Catalan und den Amerikaner Michael Sharp - kurzerhand hingerichtet haben. Und wir wissen bis heute noch nicht, was damals genau passiert ist.

Selbst Beschützer sind nicht sicher

Die Erkenntnis, dass der getötete Botschafter und sein Gefolge Teil der UN-Stabilisierungsmission in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) und Teil eines Konvois des UN-Welternährungsprogramms waren - und dennoch nicht geschützt waren - ist ziemlich schockierend.

Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr neige ich dazu, dass es für die UNO fast schon normal ist, dass sie genau die Menschen verliert, die eigentlich andere schützen sollten. Die Tatsache, dass nirgendwo seit dem Zweiten Weltkrieg mehr Menschen in so kurzer Zeit umgekommen sind, wie in der DR Kongo - 5,4 Millionen allein seit 1998 - lässt mich vermuten, dass die Vereinten Nationen immun gegen solche Schocks geworden sind.

Botschafter Attanasio reiht sich ein in eine Liste hochrangiger Beamter, die im Auftrag der UNO unterwegs waren und in der Demokratischen Republik Kongo gestorben sind. Der Tod des UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld im Jahr 1961, der auf dem Weg zu Waffenstillstandsverhandlungen im Kongo starb, blieb bis 2019 geheimnisumwittert. Erst dann brachten Untersuchungen ans Licht, dass angeblich ein von den Briten ausgebildeter belgischer Söldner das Flugzeug mit Hammarskjöld an Bord abgeschossen hatte.

Antworten verschwinden in einem schwarzen Loch

Dass es fast 60 Jahre dauerte, bis die Wahrheit ans Licht kam, könnte ein Hinweis darauf sein, warum die Demokratische Republik Kongo das ist, was sie ist - eine Todesfalle für so viele. Im Jahr 2001 hat ein UN-Gremium amtlich bestätigt, dass die Kriegsparteien den Konflikt absichtlich verlängerten, um Gold, Diamanten, Holz und Coltan zu plündern - das Material, das für die Herstellung von Mobiltelefonen gebraucht wird. Und so beginnt man, die Beweggründe für das Blutvergießen zu verstehen.

Meine Sorge ist, dass der Tod des italienischen Botschafters und seiner Mitarbeiter bald in Vergessenheit geraten und als einer von vielen in die Geschichte eingehen wird, bei denen die Welt auf Aufklärung wartet. Eine Aufklärung, die aber vielleicht nie stattfindet.

Die Schuldzuweisungen beginnen schon

Vielleicht kann Präsident Felix Tshisekedi, der einen Gesandten nach Rom zum italienischen Präsidenten Sergio Mattarella geschickt hat, es schaffen, die vernachlässigten Sicherheitsfragen anzugehen. Immerhin hat er die Fesseln der chaotischen Allianz mit seinem Vorgänger Joseph Kabila abgeschüttelt.

Allerdings könnte dieser Optimismus verfrüht sein, denn schon beginnen die Schuldzuweisungen: Die Regierung hat die Rebellengruppe "Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas" (FDLR) für den Angriff verantwortlich gemacht, den die FDLR selbst als "feiges Attentat" bezeichnet hat. Es spricht vieles dafür, dass diese Morde einfach als ein weiterer ungeklärter Fall in Vergessenheit geraten werden.

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