Erling Haaland hat bei Borussia Dortmunds 1:2-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt einen schlechten Tag erwischt. Der norwegische Stürmer vergab in einer offenen ersten Halbzeit zwei gute Chancen und hatte im Eins-gegen-Eins gegen Frankfurts Verteidiger einen schweren Stand. Mit zunehmender Spieldauer zuckte er jedoch immer öfter mit den Schultern und warf frustriert die Arme in die Luft, wenn Dortmunder Angriffe einmal mehr wegen Fehlpässen, Missverständnissen und schlechten Entscheidungen scheiterten. Es erinnerte an das Unentschieden gegen Köln vor der Länderspielpause.
Die Dortmunder haben sich offenbar daran gewöhnt, dass Haaland sie mit seinen Toren rettet. Fast scheint es, als würden alle anderen nur darauf warten, statt selbst etwas zu unternehmen. Der 20-Jährige hat den BVB in dieser Saison auf seinen breiten Schultern getragen und 21 Tore in 22 Bundesliga-Spielen erzielt. Die nächsten Dortmunder in der Torschützenliste sind Jadon Sancho mit sechs und Innenverteidiger Mats Hummels mit vier Treffern. Kapitän Marco Reus hat beispielsweise nur drei Tore erzielt, obwohl er in der Bundesliga dreimal öfter auf dem Platz stand als Haaland.
Doch so außergewöhnlich gut der Norweger auch ist, Haaland kann nicht jede Woche im Alleingang für drei Punkte sorgen. Gegen Frankfurt besiegelte André Silvas spätes Kopfballtor die zehnte Saisonniederlage und vergrößerte den Rückstand des BVB auf die Champions-League-Ränge auf sieben Punkte.
Haaland ist Dortmund entwachsen
Das direkte Duell mit Frankfurt war die große Chance für Dortmund, im Rennen um die Champions League Boden auf den Gegner gut zu machen. Nun droht ein Jahr in der Europa League, nicht gerade ein Wettbewerb, der bei Erling Haaland große Begeisterung entfacht. Der Norweger ist schon jetzt einer der besten Spieler der Welt, und es scheint fast sicher, dass er noch besser werden wird. Aber der Fußball bewegt sich schnell und Haaland kann es sich nicht leisten, darauf zu warten, dass Dortmund ein Verein von europäischem Top-Format wird - wenn sie überhaupt den Anspruch haben, einer zu sein. Fast scheint es so, als sei Haaland Borussia Dortmund schon nach etwas mehr als einem Jahr entwachsen.
Haalands umtriebiger Berater Mino Raiola glaubt, dass die Zukunft seines Klienten woanders liegt. Der "Super-Agent" soll in der Länderspielpause bei den größten Klubs in England und Spanien schon einmal abgeklopft haben, wer an Haalands Diensten interessiert wäre und wie viel die potentiellen Abnehmer investieren würden. Solches Vorfühlen gehört sicher zum Geschäft, hinterlässt bei einigen Fans aber verständlicherweise einen bitteren Beigeschmack. Doch wie schon bei seinem Wechsel von RB Salzburg nach Dortmund im vergangenen Jahr muss Haaland - und damit auch Raiola - in erster Linie an sich selbst denken. Ein Spieler mit seinem Talent muss auf der größten Bühne spielen.
Dortmunds Hoffnung schimmert nicht
Und selbst wenn Dortmund nach einer durch und durch enttäuschenden Saison doch noch die Champions League erreichen sollte, glaubt der neue Trainer Marco Rose wirklich, dass er den FC Bayern herausfordern kann?
Aufgrund einer Ausstiegsklausel unter dem Marktwert, die nächstes Jahr greift, scheint ein Abschied Haalands beim BVB im Sommer wahrscheinlich. Einzige Gründe zu bleiben, wären die Teilnahme an der Champions League oder die Aussicht auf den Meistertitel in der kommenden Saison. Momentan schimmert aber keine dieser beiden Dortmunder Hoffnungen. Ein Wechsel zu einem anderen Verein ist daher für Erling Haaland die einzig richtige Wahl.
Adaption: Andreas Sten-Ziemons