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Fans zeigen der FIFA die Stirn

DW Kommentarbild Jörg Strohschein
Jörg Strohschein
6. November 2022

Die Proteste gegen die WM in Katar mehren sich. FIFA-Präsident Gianni Infantino versucht, Einfluss auf die Teilnehmer zu nehmen. Diese Dreistigkeit muss endlich ein Ende haben, sagt DW-Redakteur Jörg Strohschein.

Bild: Leon Kuegeler/REUTERS

Die Südkurve im Dortmunder Stadion ist in ihrer Größe ohnehin beeindruckend und einmalig in ganz (Fußball-) Europa. Über 23.000 Menschen finden darauf Platz. Werden von dort auch noch politische Botschaften gesendet, sind diese eigentlich nicht zu übersehen. "Boycott Qatar 2022" war dort in Riesenlettern vor dem Bundesligaspiel gegen Bochum zu lesen.

DW-Redakteur Jörg Strohschein

Außerdem wurden auf mehreren Bannern die Thematiken der missachteten Menschenrechte und die der vielfältigen politischen Problematiken in Katar abgebildet. Auch wurde dazu aufgefordert, die Spiele im Fernsehen nicht anzuschauen. Und auch in Berlin brachten sich die Fans ein. Die von Hertha BSC und die vom FC Bayern. Sie suchten vor dem Bundesligaspiel gegen die Münchner ein Forum für ihre vielfältige Kritik im Zusammenhang mit der WM in Katar - und präsentierten ebenfalls eine Vielzahl von Protestbannern. Das Prägnanteste: Sowohl vor der Hertha-Kurve als auch bei den Bayern-Fans waren zwei Plakate gleichen Inhalts zu lesen: "15.000 Tote für 5760 Minuten Fußball! Schämt euch!".  

DFB bestätigt Eingang des Schreibens

Der Katar-Protest nimmt rund drei Wochen vor WM-Beginn massiv an Fahrt auf. Die Fans - allen voran die Ultra-Gruppierungen nahezu aller deutscher Bundesligaklubs  - positionieren sich derzeit massiv und unübersehbar gegen das Weltturnier in dem Wüstenstaat. Vor dem Hintergrund, dass FIFA-Präsident Gianni Infantino gerade alle teilnehmenden WM-Nationen noch einmal angeschrieben hat und explizit darauf hinwies, dass für die Zeit des Turniers politische Statements unerwünscht sind, sind die Banner eine deutliche Fan-Botschaft an die Öffentlichkeit. 

Bayern-Fans machen ihrer Kritik an dem WM-Gastgeberland Katar in Berlin LuftBild: Jan Huebner/IMAGO

"...Aber lassen sie bitte nicht zu, dass der Fußball in jeden ideologischen oder politischen Kampf hineingezogen wird, den es gibt", richtete Infantino in seinem Brief aus. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte am Freitag Eingang und Inhalt des Schreibens, über das zuerst der britische Sender "Sky News" berichtete, bestätigt. 

Deutliche Positionierung der Teams nötig

Es ist eine äußerst fragwürdige und anmaßende Einmischung des FIFA-Präsidenten in die Meinungshoheit der jeweiligen Nationen. Aber Infantino, der seit Oktober 2021 in der katarischen Hauptstadt wohnt, gibt sich allergrößte Mühe, Sport und Politik bei diesem WM-Turnier zu trennen. Ähnlich wie es das Internationale Olympische Komitee (IOC) in den vergangenen Jahren schon so oft vorgemacht hat. Beide Institutionen scheuen sich bekanntlich nicht, äußerst offensiv ihre fragwürdigsten (politischen) Entscheidungen mit immer noch skurrileren Argumentationen und Versuchen der Einflussnahme zu rechtfertigen und auch umzusetzen. 

FIFA-Präsident Gianni Infantino versucht, Sport und Politik mit seinen Mitteln zu trennenBild: William West/AFP

Es bleibt nun zu hoffen, dass möglichst viele, vielleicht sogar alle Teams in Katar Wege suchen und finden, sich zu eigentlich nicht verhandelbaren Themen wie Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Homophobie deutlich zu positionieren. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre allerdings verschwindend gering.

Aber: Diese neuerliche Dreistigkeit Infantinos und seiner Organisation FIFA darf nicht zum Schweigen der Fußball-Nationen führen und damit erfolgreich für den Präsidenten sein. Die Zeiten der Duckmäuserei muss endlich ein Ende haben. Die Fans machen es derzeit vor und zeigen der FIFA die Stirn. Hoffentlich finden sich Spieler und Mannschaften, die ähnlich klar in ihrer Meinung sind. 

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