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Politik

Herbe Enttäuschung für polnische Jugend

Autorenbild - Olivia Kortas
Olivia Kortas
1. Oktober 2020

Der Machtkampf in der polnischen Regierung ist entschieden und PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski tritt ins Kabinett ein. Doch an den Interessen der jungen Leute geht dieser Kabinettsumbau vorbei, meint Olivia Kortas.

Der PiS-Chef und künftiger Vizepremier Jaroslaw Kaczynski stellt in Warschau die Kabinettsreform vorBild: Hubert Mathis/ZUMA Wire/dpa/picture-alliance

Wochenlang haben die Polinnen und Polen mitgefiebert: Im Regierungslager war ein Machtkampf ausgebrochen. Minderheitsregierung, Neuwahlen - alles schien möglich.

Jetzt folgte ein Kompromiss und der Umbau des Kabinetts: Seit Mittwoch ist klar, wie die neuen Ministerien gegliedert sind und wer sie leiten wird. Doch für junge Leute ist dieser Umbau eine Enttäuschung. Ihre Interessen blieben wieder einmal außen vor.

Ende der ideologischen Grabenkämpfe?

Junge Polinnen und Polen hoffen auf ein Ende der ideologischen Grabenkämpfe und der Spaltung ihres Landes in Regierungslager und Opposition. Doch diese Kabinettsreform wird zum Gegenteil führen: weitere ideologische Kriege rund um Geschichte, Frauen- und Minderheitenrechte. Die jungen Menschen werden sich mit einem Kulturkampf beschäftigen müssen, den sie nicht wollen - ob sie nun linksliberal denken oder nationalkonservativ.

Olivia Kortas ist Korrespondentin in WarschauBild: Olivia Kortas

Für eine Fortsetzung des Kulturkampfs steht zum Beispiel Przemysław Czarnek, der neue Minister für Wissenschaft und Bildung. Er sagte jüngst, Schulen sollten Kinder vor einer moralischen und sexuellen Revolution beschützen, die von einer "LGBT-Ideologie" angetrieben sei. Und im vergangenen Jahr erklärte er, die gottgegebene Rolle der Frau sei es, Kinder zu gebären.

Auf junge Polinnen und Polen wirken solche Sätze nur noch abschreckend und ermüdend. Das Polen ihrer Generation wird sich neuen Herausforderungen wie dem Datenschutz und der Klimakrise widmen müssen. Ihr Polen soll ihre hart erarbeiteten Karrieren vor ökonomischen Krisen schützen, damit sie ihre Heimat nicht für höhere Löhne verlassen müssen, so wie einst ihre Eltern. Sie wollen sich mit der Zukunft beschäftigen, nicht mit der Vergangenheit. Ihnen fehlt eine Regierung, die das auch so sieht.

Die Jugend stimmt für die Opposition

Die junge Generation spürt schon länger, dass die aktuelle Regierung sie nicht repräsentiert. Bei der Präsidentschaftswahl im Juli stimmten knapp 64 Prozent der Wählerinnen und Wähler unter 30 für den Kandidaten der Oppositionspartei und damit gegen den Präsidenten Andrzej Duda. Dessen Partei versucht jedoch kaum, sie zurückzugewinnen. Erstmal geht es ihr darum, ihre Macht bis zu den nächsten Wahlen in drei Jahren zu erhalten. Die junge Generation soll eben warten.

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