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PolitikAfrika

Lehren für Afrika aus dem Afghanistan-Debakel

Kamerun Journalistin Mimi Mefo
Mimi Mefo Takambou
22. August 2021

Das Scheitern der USA in Afghanistan zeigt, dass Militärinterventionen nichts bringen, meint Mimi Mefo Takambou. Und diese Erkenntnis sollte zu einem Umdenken in Afrika führen.

US-Soldaten bei einem Einsatz im Senegal (2016)Bild: Getty Images/AFP/Seyllou

Es war eine sehr beunruhigende Woche für viele Menschen auf der ganzen Welt - nicht zuletzt für diejenigen von uns, die aus Ländern kommen, in denen Kriege und Konflikte herrschen. So wecken die Bilder aus Afghanistan Erinnerungen an die Hoffnungen vieler englischsprachiger Kameruner in den Jahren 2016 und 2017. Damals eskalierte die "Anglophone Krise", die schon seit den 1970er-Jahren zwischen dem großen, mehrheitlich französisch geprägten Landesteil, und den englischsprachigen Regionen im Nordwesten Kameruns herrschte.

Viele Aktivisten setzten darauf, dass das harte Vorgehen der kamerunischen Regierungstruppen gegen friedliche Demonstranten zu einem militärischen Eingreifen der Vereinigten Staaten und anderer Weltmächte führen würde. Heute, fünf Jahre später, dürfte es niemanden mehr überraschen, dass die Hilferufe aus den umkämpften Regionen des zentralafrikanischen Staates in den Hauptstädten der Welt nicht erhört wurden.

Es kam zu Menschenrechtsverletzungen durch beide Konfliktparteien, doch die führten nur zu halbherzigen internationalen Resolutionen, die das Papier nicht wert sind, auf denen sie gedruckt wurden.

Die Haltung von US-Präsident Joe Biden zu Afghanistan hat überdeutlich gemacht, dass die Hoffnungen der Kameruner und vieler Afrikaner auf Unterstützung durch die Vereinigten Staaten in Washington auf wenig Gegenliebe stoßen.

Ist das Nation-Building am Ende?

Vor zwanzig Jahren hoffte der damalige Senator Biden, dass die USA den Grundstein für den künftigen Wiederaufbau Afghanistans legen. Heute, im Jahr 2021, sagt Biden, dass der Einsatz in Afghanistan nie das Ziel hatte, eine Nation aufzubauen. Eine Aussage, die mich traurig macht.

DW-Korrespondentin Mimi Mefo TakambouBild: Mimi Mefo

Mir ist klar, dass die USA nicht die Probleme eines afrikanischen Landes lösen können. Dennoch stellt sich die Frage: Wenn es bei internationalen Militärmissionen nicht um den Aufbau von Nationen geht, worum dann?

Der Blick auf die Lage in Libyen scheint Teil der Antwort zu sein: Im Falle des nordafrikanischen Landes hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erstmals das Prinzip von "Responsibility to Protect" (R2P) verfolgt. Dabei geht es um die Verantwortung der Weltgemeinschaft, für den Schutz vor Menschenrechtsverletzungen zu sorgen - notfalls mit Gewalt und gegen den Willen eines souveränen Staates.

Heute ist Libyen ein klassisches Beispiel für einen gescheiterten Staat und ein Ort des Grauens - ein Land, in dem Migranten aus anderen Teilen Afrikas als Sklaven gehandelt werden.

Als der damalige britische Verteidigungsminister Phillip Hammond Unternehmen aus Großbritannien aufforderte, nach Libyen zu gehen, um dort mit dem Wiederaufbau zu beginnen, war die klare Botschaft: Libyen wurde zerstört, nicht um die Menschen zu schützen, sondern damit der Westen mit dem Wiederaufbau Geschäfte machen kann.

Und dass die Mission in Afghanistan nun zu den weiteren gescheiterten Experimenten des Westens gehört, überrascht mich nicht.

Warum sind US-Truppen in Afrika?

Die USA waren nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 fast 20 Jahre lang in Afghanistan, haben dort 2 Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro) ausgegeben, um das Land am Hindukusch am Ende einer irren Terrororganisation zu überlassen. Vor diesem Hintergrund scheint die Präsenz von US-Truppen auf dem afrikanischen Kontinent fragwürdig.

Vom Kalten Krieg bis zum Kampf gegen den Terror wurde jede Intervention - ob im Alleingang oder mit internationalen Partnern - damit beschönigt, dass es darum geht, die Demokratie zu schützen. Meine These: Das Afrika-Kommando der Vereinigten Staaten (AFRICOM) hat keinen Nutzen mehr, falls es jemals einen gab. Die Stationierung der US-Truppen hat jedenfalls nichts mit der Befriedung von Konflikten oder dem Aufbau von Nationen zu tun.

Fakt ist, dass Interventionen der USA, Chinas und von ehemaligen Kolonialmächten in Afrika nur zu einem Ergebnis geführt haben: zum Zusammenbruch des jeweiligen Staates. Die Liste der Beispiele ist lang - was in Sachen Afghanistan zu denken geben sollte.

Die meisten Interventionen haben nur dazu beigetragen, die Konflikte zu verschärfen, anstatt eine Grundlage für friedliche Lösungen zu schaffen. Autoritäre Regierungen in Afrika, von denen einige so bösartig sind wie die Taliban, haben oft erhebliche militärische Unterstützung aus dem Ausland erhalten. Warlords, Diktatoren und Rebellen, die alle auf Kosten der Menschenrechte um die Kontrolle der Ressourcen kämpfen, konnten ihre Macht größtenteils durch importierte Waffen und Munition festigen.

Lehren für Afrika?

Genau wie in Afghanistan haben die USA es versäumt, in Afrika in Infrastruktur oder Armutsbekämpfung zu investieren. Das hätte den afrikanischen Nationen aus der wirtschaftlichen Not helfen können.

Ausländische Interessen haben lediglich dazu geführt, die Dynamik von innerafrikanischen Streitigkeiten zu verändern. Das führte oft zur Eskalation regionaler Konflikte - mit verheerenden Auswirkungen für viele Afrikaner.

Die Tragik von Afghanistan sollte eine Mahnung sein: Es geht darum, nicht denselben Fehler zu machen und zu glauben, dass die größte Militärmacht der Welt Afrikas Probleme mit militärischen Mitteln lösen kann.

Übersetzt aus dem Englischen von Arnd Riekmann.

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