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Politik

Peru braucht einen Präsidenten der Mitte

DW Sendung | A Fondo 12.11.20 - Isaac Risco
Isaac Risco
20. Juli 2021

Pedro Castillo hat die Wahlen gegen die Verachtung und den undemokratischen Widerstand der Eliten seines Landes gewonnen. Er täte gut daran, Unterstützung in der Mitte der Gesellschaft zu suchen, meint Isaac Risco.

Bild: Gian Masko/AFP

Der denkbar knappe Wahlsieg des linken Dorfschullehrers ist nun amtlich, fast anderthalb Monate nach der Stichwahl in einem turbulenten Wahlprozess.

Castillos Wahl steht in vielerlei Hinsicht für eine neue Ära in dem Andenstaat. Denn der Mann, der am 28. Juli sein Amt antritt, verkörpert wie kaum ein anderer peruanischer Politiker die Erwartungen der historisch vernachlässigten, vor allem indigenen Bevölkerung des Landes. Symbolträchtig wird der neue, selbst aus einer der ärmsten Regionen Perus stammende Staatschef am Tag vereidigt, an dem das Land sein 200-jähriges Bestehen als unabhängige Republik feiert. Es ist eine Geschichte, die oft von Armut und Ungleichheit geprägt war.

Linkspopulistisch gegen die Eliten

DW-Redakteur Isaac Risco hat für die DW aus Peru berichtetBild: DW

Castillo ist vielen seiner Landsleute aber auch eine Zumutung. Er trat mit einem linkspopulistischen Programm an und verfügte bis vor kurzem über keine engen Verbindungen zu der Hauptstadt Lima. Aber nach seinem überraschenden Sieg im ersten Wahlgang wurde Castillo zum Elitenschreck, auch weil er Ziel einer beispiellosen Schmutzkampagne wurde. Seine Gegnerin, die Rechtspopulistin Keiko Fujimori, prangerte ohne Beweise einen angeblichen Wahlbetrug an, der von keinen internationalen Wahlbeobachter festgestellt werden konnte.

Für ihre Deskreditierungs-Kampagne hatte Fujimori die Unterstützung von großen Unternehmen und bekannten Persönlichkeiten des Landes. Einige gingen sogar so weit, dass sie eine Militärintervention befürworteten, um die vermeintliche Gefahr von Kommunisten abzuwenden. Die Attacken zeugen von tiefer Verachtung nicht nur für die Demokratie, sondern auch für den Provinzpolitiker, der es wagte, die Eliten herauszufordern. Die Mär des Wahlbetrugs ist heute bis in die Mitte der peruanischen Gesellschaft weit verbreitet - ein Gift, das das Land zu zersetzen droht. Der würdelose Abgang des früheren US-Präsidenten Donald Trump hat leider Schule gemacht. Eine gute Nachricht ist indes, dass Perus Wahlbehörden den Angriffen auf den Rechtsstaat in den vergangenen Wochen gut standhalten konnten.

In der Mitte der Gesellschaft ankommen

Millionen Peruaner blicken nun zu Recht mit Sorge auf die Zukunft ihres Landes unter dem neuen Präsidenten: Als Kandidat zeigte Castillo teils wenig Respekt vor demokratischen Institutionen und seine Partei ging in die Wahl mit einem radikalen Programm, das an gescheiterte sozialistische Modelle in der Region erinnerte. Castillo täte daher gut daran, wenn er sich der Mitte der Gesellschaft zuwenden würde, auch auf die Gefahr hin, dass er Verbündete im kompromisslosen linken Lager verliert. Das wäre die eigentliche Wahl-Überraschung. Und der beste Weg, um die Demokratie vor ihren Feinden zu schützen.