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PolitikEuropa

Sichtbare Solidarität mit der Ukraine

Porträt eines Mannes, der eine Brille trägt
Bartosz Dudek
16. März 2022

Die Ministerpräsidenten Polens, Tschechiens und Sloweniens haben Kiew besucht, um ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine zu setzen. Das zeugt von Mut und hat enorme symbolische Kraft, meint Bartosz Dudek.

Fähnchen markieren, wer wo sitzt - Besuch aus Polen, Tschechien und Slowenien in KiewBild: Ukrainian Presidential Press Office via AP/picture alliance

Es war der 12. August 2008. Russische Truppen marschierten Richtung Tiflis. In Georgiens Hauptstadt tauchte plötzlich eine Delegation von fünf Staatschefs auf: die Präsidenten Polens, Litauens, Lettlands, Estlands und - der Ukraine.

Polens Staatspräsident Lech Kaczynski hielt im Namen der Delegation auf einem der zentralen Plätze der Stadt eine Rede. "Unser Nachbar hat sein wahres Gesicht gezeigt. Es ist Russland, das sich seine Nachbarländer unterordnen will. Wir sagen dazu Nein!" Und warnte: "Heute Georgien, morgen die Ukraine, übermorgen die baltischen Staaten und später vielleicht mein Land, Polen!"

Wahrgewordene Prophezeiung

14 Jahre später ist der erste Teil dieser düsteren Prophezeiung wahr geworden. Putins Russland hat die Ukraine überfallen, die apokalyptischen Bilder der zerstörten Städte, der getöteten Zivilisten, der Millionen auf der Flucht gehen um die Welt. Die russische Armee steht vor Kiew. Und wir alle schauen entsetzt zu.

Bartosz Dudek leitet die Polnische Redaktion

Gerade in diesem Moment kommt eine Delegation der Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien nach Kiew. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki wird von seinem formellen Stellvertreter Jaroslaw Kaczynski, dem Zwillingsbruder Lech Kaczynskis, begleitet. Das ist Symbolik pur! Das soll in die westliche Welt eine Botschaft senden: Wir hatten Recht. Ihr wolltet auf uns nicht hören. Heute stehen wir geschlossen an der Seite der Ukraine.

Die Politik sowie der Regierungsstil von Jaroslaw Kaczynski und seiner Paladine mögen in der Kritik stehen. An diesem 15. März 2022 aber waren er und seine Kollegen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und ausgerechnet sie repräsentierten die Werte, die für den gesamten Westen unverhandelbar sind: das Recht auf Freiheit, Selbstbestimmung, territoriale Integrität. Sie haben Mut bewiesen und haben Mut zugesprochen. Die Ukrainerinnen und Ukrainer werden das nie vergessen.

Wo bleiben die anderen?

Ganz nebenbei stellt sich die Frage: Gibt es in der freien Welt nur diese vier Spitzenpolitiker, die bereit sind, aus ihrer individuellen Komfortzone auszubrechen und unter persönlichem Risiko Zeugnis für die westlichen Werte abzulegen? Wo bleibt die französische EU-Ratspräsidentschaft, wo sind die Vorsitzenden des Europäischen Rates und der EU-Kommission? Oder die deutsche Politik, die seit Jahrzehnten die russische Militärmaschinerie mit ihren Energiemilliarden füttert, und sich jetzt - zu Recht! - dem Vorwurf stellen muss, das Blut der ukrainischen Frauen und Kinder an den Händen zu haben?

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