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Politik

Wann gibt Indien Frauen das Recht auf ihre Tage?

To The Point | Isha Bhatia
Isha Bhatia
26. November 2020

Schottland hat beschlossen, Binden und Tampons kostenfrei zu machen. Es ist an der Zeit, dass Indien diesem Beispiel folgt und Millionen Frauen im Land Menstruationshygiene möglich macht, meint Isha Bhatia.

Bild: AAMIR QURESHI/AFP/Getty Images

Stellen Sie sich vor, Sie wachen in einem von Blut getränkten Bett auf. Stellen Sie sich vor, Sie laufen mit einem fleckigen Rock zur Schultoilette. Stellen Sie sich einen zerfetzten Lappen zwischen Ihren Beinen vor.

Sich dies alles vorzustellen, mag Sie vielleicht anekeln. Aber es betrifft hunderttausende Mädchen in Indien. Als Jugendliche war dies Realität in meinem Leben. Ich erinnere mich, wie mir meine Großmutter das schmutzigste Stück Stoff gab, das ich je gesehen hatte. Ich erinnere mich, dass ich dagegen protestierte, weil ich damals in meinen Schulbüchern etwas über Menstruationshygiene gelesen hatte. Aber ihre Logik war ganz einfach: "Die Periode ist schmutzig, also braucht man nur ein schmutziges Tuch. Schließlich wird es nur im Müll landen. Warum also muss es sauber sein?"

Vermeidbare Erkrankungen

Es gibt verschiedene Studien zur Menstruationshygiene in Indien. Eine davon sagt, dass über 70 Prozent der indischen Frauen die Periode immer noch für "schmutzig" halten. Meine Großmutter war also keine Ausnahme. Sie hat ihr ganzes Leben lang schmutzige Tücher benutzt, und es ist ziemlich wahrscheinlich und kaum überraschend, dass genau das ihren Gebärmutterhalskrebs ausgelöst hat.

DW-Redakteurin Isha Bhatia

In Indien sind schätzungsweise 70 Prozent aller Erkrankungen des Unterleibs bei Frauen auf schlechte Menstruationshygiene zurückzuführen. Und trotzdem sprechen die Menschen nicht darüber. Sogar in gebildeten Haushalten sind Begriffe tabu, welche die Gesundheit einer Frau beschreiben. So habe ich selbst während der Krebsbehandlung meiner Großmutter nie Worte wie Vagina oder Gebärmutter gehört.

Es gibt eine weitere Studie, die darauf hinweist, dass nur 18 Prozent der indischen Frauen Zugang zu Hygieneprodukten für ihre Menstruation haben. Alle anderen müssen dasselbe Schicksal wie meine Großmutter erleiden. Viele von ihnen leiden längst unter verschiedenen Krankheiten. Und die wenigsten merken, dass dieser schmutzige Fetzen Stoff ihre Probleme noch verschlimmert.

Kaum ein Mädchen ist aufgeklärt

Laut einer weiteren Umfrage wissen mehr als zwei Drittel der Mädchen in Indien erst nach der ersten Menstruation Bescheid, was der weibliche Zyklus ist und wie er abläuft. Ich muss zugeben, dass ich eine von ihnen war. Merkwürdig, dass es bis zum Alter von elf Jahren mir gegenüber niemand jemals erwähnt hat. Das Ausmaß des sozialen Stigmas, das mit der Menstruation verbunden ist, ist so groß, dass die Mädchen sogar davor zurückschrecken, ihre ersten Erfahrungen mit ihren besten Freundinnen zu teilen.

Es ist daher kein Wunder, dass die bekannteste Marke für Damenbinden auf dem indischen Markt "Whispers" ("Flüstern") heißt. Der Name ist ein Hinweis darauf, warum Mädchen sich scheuen, offen über ihre Periode zu sprechen.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Lage etwas verbessert. Frauenorganisationen haben sich gegen hohe Steuern auf Hygieneprodukte gewehrt, Werbe- und Dokumentarfilme haben versucht, das Bewusstsein der Massen zu schärfen. Es besteht kein Zweifel, dass Bewusstsein wichtig ist. Aber ignoriert wurde die Frage, ob Tampons und Binden überhaupt verfügbar sind und die Frauen sich diese auch leisten können.

Vorreiter Schottland

Eine Packung Damenbinden in Indien kostet zwischen 100 und 250 Rupien (1 bis 3  Euro). Die meisten ärmeren Familien können sich das nicht leisten. Es gibt einige wenige gemeinnützige Organisationen, die Damenbinden zu Preisen von nur 10 Rupien anbieten. Sie arbeiten jedoch nur in ausgewählten Regionen des Landes .

Es ist die Pflicht der indischen Regierung, dafür zu sorgen, dass Frauen und Mädchen Zugang zu Menstruationshygiene erhalten. Die Regierung stellt seit Jahrzehnten in Krankenhäusern kostenlos Kondome zur Verfügung, um das Bevölkerungswachstum zu kontrollieren. Sie könnte die gleiche Infrastruktur nutzen, um Frauen und Mädchen auch mit Hygieneprodukten zu versorgen.

Die Entscheidung Schottlands, alle notwendigen Produkte für die monatliche Periode kostenfrei bereit zu stellen, erfüllt mich mit Hoffnung, dass Länder wie Indien diesem Beispiel folgen werden. Wie die schottische Politikerin Monica Lennon betont hat: "Dies sind keine Luxusgüter. Sie sind schlicht notwendig, und keine Frau sollte während ihrer Tage auf diese Produkte verzichten müssen."

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