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Politik

Wird Twitter jetzt zur Fake-News-Agentur?

Carolina Chimoy Kommentarbild App PROVISORISCH
Carolina Chimoy
26. April 2022

Elon Musk mag keine Regeln. Wenn er nun eine der zentralen Plattformen für Kommunikation in der modernen Welt übernimmt, könnte das durchaus zum Problem werden, meint Carolina Chimoy.

Noch weiß niemand , wie stark sich Twitter verändert, wenn Elon Musk das Vögelchen schlucktBild: Adrien Fillon/ZUMA/picture alliance

Die Plattform Twitter ist von Elon Musk als der "zentrale Platz der Stadt" beschrieben worden. Der Hauptplatz also, in dem man früher die wichtigsten und aktuellen Geschehnisse erfahren hat.

Das, was man wissen wollte, war auf diesem Platz zu hören und das, was man verkünden wollte, konnte ebenfalls an dieser zentralen Stelle der Stadt angekündigt werden. Musk ist sich also sehr genau dessen bewusst, wie wichtig diese Plattform als Kommunikationsinstrument für unsere Zeit ist.

Instrumentalisierung zu Musks Gunsten?

Die Frage ist: Ist er sich auch dessen bewusst, wieviel Verantwortung damit einhergeht? Dass es nicht, wie in einem privaten Unternehmen, nur um Profit geht? Wird er als erfolgreicher Geschäftsmann die Plattform jetzt zu seinen Gunsten instrumentalisieren?

Carolina Chimoy ist Korrespondentin im Studio Washington

Einige seiner Ideen hat er in unterschiedlichen Interviews und bei seinem letzten "Ted-Talk" durchblicken lassen: Er wolle Twitter als ein privates Unternehmen führen und die Plattform würde nicht genug im Sinne der (in den USA so stark betonten "free speech") "Redefreiheit" tun, die Kommunikation würde unnötigerweise immer wieder moderiert, so Musk. Doch was bedeutet die "Redefreiheit" von der Musk spricht? Heißt es, dass jeder behaupten kann, was er möchte - auch wenn es unter Garantie nicht der Wahrheit entspricht?

Musk hat auch mehrmals schon betont, dass er es nicht für sinnvoll hält, Menschen von der Plattform zu verbannen. Zu den berühmtesten von Twitter ausgeschlossenen Persönlichkeiten gehört beispielsweise Ex-US-Präsident Donald Trump. Er wurde von Twitter gesperrt, nachdem am 6. Januar 2021 seine Unterstützer das Kapitol gestürmt hatten. Twitter äußerte sich danach wie folgt: "Nach eingehender Prüfung der jüngsten Tweets des @realDonaldTrump-Kontos und des Kontexts um sie herum - insbesondere wie sie auf und außerhalb von Twitter empfangen und interpretiert werden - haben wir das Konto aufgrund des Risikos einer weiteren Anstiftung zu Gewalt dauerhaft gesperrt."

Musk, der "free-speech Absolutist"

Aber Musk möchte keine Regeln. Er machte in einem Interview klar, dass es diese Regeln und diese Möglichkeit der Verbannung unter ihm nicht mehr geben würde. Der reichste Mann der Welt, der ein Vermögen von rund 270 Milliarden Dollar hat, möchte Twitter zum "sozialen Imperativ" der freien Meinungsäußerung machen. Jeder und jede soll sich zu allem äußern können, so Musk, der sich selbst als ein "free-speech Absolutist" beschreibt.

Eine Welt, die gerade unter ihm kaum vorstellbar ist, denn der Milliardär ist dafür bekannt, dass er in seinem eigenen Twitter-Account schon mehrmals Menschen geblockt hat, die ihn oder seine Unternehmen kritisieren. Auch Journalisten, die Kritik gegenüber seiner Person geäußert haben, werden regelmäßig auf Musks Twitter-Account gemobbt.

Kein Marktplatz gehört nur einer Person

Twitter mag im 21. Jahrhundert, im Sinne von Musks Vergleich, der zentrale öffentliche Platz der Stadt sein. Aber ein paar wichtige Unterschiede sind ganz klar: Die Kommunikation auf dem Marktplatz war noch nie auf 280 Zeichen limitiert. Die persönliche Kommunikation gibt viel mehr Informationen her, als eine getextete Kurzbotschaft begleitet von einem Bild.

Und der wichtigste Unterschied: Der Marktplatz einer Stadt gehört nie einer einzigen Person und ist auch nicht so anfällig für die Verbreitung von Falschinformationen. Eine Tendenz, die in Abwesenheit von Regeln nur zu noch mehr Polarisierung führen wird.

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