Meister mit Vancouver - Thomas Müller knackt Titel-Rekord
Stefan Nestler mit dpa, sid
2. Oktober 2025
Ex-Nationalspieler Thomas Müller wird mit den Vancouver Whitecaps kanadischer Meister. Damit überholt er seinen langjährigen Teamgefährten Toni Kroos in der Rangliste der deutschen Spieler mit den meisten Titeln.
Thomas Müller (l.) mit dem kanadischen Meister-PokalBild: Ethan Cairns/The Canadian Press via ZUMA Press/picture alliance
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"Heute geht es mir mehr darum, die kanadische Meisterschaft zu gewinnen, als um meine persönliche Trophäensammlung", sagte Thomas Müller, nachdem er die Vancouver Whitecaps zur vierten kanadischen Meisterschaft in Folge geführt hatte. Der 36 Jahre alte Ex-Nationalspieler war mit einem Tor und einer Vorlage maßgeblich am 4:2 (3:1)-Erfolg im Finale gegen den Lokalrivalen Vancouver FC beteiligt.
Mit jetzt 35 Titeln hat der Weltmeister von 2014 mehr Trophäen gesammelt als jeder andere deutsche Fußballer. Zuvor hatte sich Müller die Top-Position in dieser Rangliste mit seinem langjährigen Teamgefährten Toni Kroos geteilt, der es in seiner Karriere auf 34 Titel gebracht hatte.
Frage der Gewichtung
"Ich würde lieber sagen: 'Erfolgreichster Titel-Hamster Deutschlands'", relativierte Müller gegenüber der "Sport Bild" die neue Bestmarke: "Die Frage ist ja immer: Wie gewichtest du diese Titel? Der eine wird öfter nationaler Meister, der andere hat dafür mehr Champions-League-Siege auf dem Konto." Kroos, der seine Karriere 2024 beendet hatte, gewann allein sechsmal die Königsklasse, Thomas Müller "nur" zweimal.
Die kanadische Meisterschaft wird in einem kleinen Turnier mit vier Qualifikationsspielen, Viertelfinale, Halbfinale und Finale entschieden, es gibt keine Rückspiele. Der Gewinner nimmt an der Champions League des Verbands CONCACAF teilt, der den Fußball Nord- und Mittelamerikas sowie der Karibik verwaltet.
"Es ist ein großartiges Gefühl, zu gewinnen und zu zeigen, dass wir nicht nur Titel holen können, sondern auch in schwierigen Momenten durchhalten", sagte Müller. "Ich weiß, dass wir die kanadische Meisterschaft jetzt schon viermal in Folge gewonnen haben. Und man spielt auch gegen Teams aus niedrigeren Ligen. Aber man muss trotzdem seine Aufgabe erfüllen."
Müllers Treffer im Finale per verwandeltem Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 2:0 in der 10. Minute war das insgesamt 300. Tor seiner Profikarriere. Nach dem Spiel erhielt er auf dem Feld deshalb eine kleine Torte mit einer brennenden Kerze in Form einer 300. "Zählen da auch die Tore aus dem Training dazu?", fragte Müller scherzhaft.
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Bayern verlängerte Vertrag mit Müller nicht mehr
Der Mittelfeldspieler war im Sommer zu den Vancouver Whitecaps gewechselt. Sein Vertrag gilt bis zum Ende der Spielzeit 2025 und kann per Option um ein weiteres Jahr verlängert werden. Vancouver spielt auch in der US-kanadischen Major League Soccer (MLS).
Der FC Bayern München hatte den in der vergangenen Saison auslaufenden Vertrag mit Müller nicht mehr verlängert. Er hatte 25 Jahre für den Verein gespielt. Müller stand bei 756 Pflichtspielen der Bayern auf dem Platz und ist damit Rekordspieler der Münchener.
Wenn deutsche Fußballer in Nordamerikas Profi-Liga spielen
Von Franz Beckenbauer über Lothar Matthäus bis Thomas Müller: Immer wieder zieht es deutsche Fußballstars über den "großen Teich" - in der Regel, um die Karriere gut bezahlt ausklingen zu lassen.
Bild: Peter Robinson/dpa/picture alliance
Franz Beckenbauer - Cosmos New York
Der "Kaiser" macht den Anfang. Franz Beckenbauer wechselt 1977 als erster deutscher Fußballprofi in die USA: für zunächst drei Jahre zu Cosmos New York. Nach einem Intermezzo beim HSV hängt er 1983 noch ein weiteres Jahr dran. Bei Cosmos spielt Beckenbauer unter anderen mit Brasiliens Superstar Pelé zusammen, wird dreimal Meister und schafft es in die National Soccer Hall of Fame.
Bild: WEREK/IMAGO
Gerd Müller - Fort Lauderdale Strikers
1979 folgt mit Torjäger Gerd Müller (l.) eine weitere Bayern-Legende über den "großen Teich". Der "Bomber der Nation", wie er in Deutschland ehrfürchtig genannt wird, heuert bei den Fort Lauderdale Strikers in Florida an - und beendet dort 1981 seine Profi-Karriere. In seinem letzten Jahr bei den Strikers gehört auch Bernd Hölzenbein zum Team - wie Beckenbauer und Müller ein Weltmeister von 1974.
Bild: Sven Simon/IMAGO
Helmut Kremers - Calgary Boomers
Auch Helmut Kremers (hier noch im Trikot von Schalke 04 im Duell mit Lothar Matthäus) gehört zum WM-Team 1974, wird aber nicht eingesetzt. Den Weltmeister zieht es 1981 zu den Calgary Boomers. Der Klub in Kanada wird zu einer kleinen deutschen Fußball-Kolonie: Mehr als eine Handvoll deutscher Profis heuert dort an, darunter neben Kremers auch der spätere Erfolgstrainer Klaus Toppmöller.
Bild: Werner Otto/IMAGO
Lothar Matthäus - New York MetroStars
Lothar Matthäus (r.) darf sich seit 1990 ebenfalls Weltmeister nennen. Im Jahr 2000 lässt der deutsche Rekord-Nationalspieler seine Karriere eine Saison lang bei den New York MetroStars ausklingen. Zu dieser Zeit spielt er immer noch in der Nationalmannschaft. Sein 150. und letztes Länderspiel ist das 0:3 gegen Portugal bei der EM 2000. Deutschland blamiert sich und scheidet nach der Vorrunde aus.
Bild: ExSpo/IMAGO
Torsten Frings - Toronto FC
Für den Nationalspieler (r.) ist der Toronto FC 2011 die letzte Station als Profi. Knapp zwei Jahre lang treibt Frings das Spiel der Kanadier an, entwickelt sich zum Publikumsliebling und wird Kapitän. 2012 führt er Toronto zur kanadischen Meisterschaft, die in einem Mini-Turnier mit vier Teams ausgespielt wird. Endspielgegner sind die Vancouver Whitecaps - jetzt Arbeitgeber von Thomas Müller.
Bild: Tom Szczerbowski/USA TODAY Network/IMAGO
Frank Rost - New York Red Bulls
Immerhin vier Länderspiele hat Torwart Frank Rost auf dem Konto, als er 2011 mitten in der US-Saison mit 38 Jahren vom Hamburger SV zu den New York Red Bulls wechselt. Nach nur elf Spielen in vier Monaten ist für Rost schon wieder Schluss - und das endgültig. Weil er sich mit dem Verein nicht auf einen neuen Vertrag einigen kann, beendet er seine Karriere.
Bild: Icon SMI/IMAGO
Arne Friedrich - Chicago Fire
Neun Jahre lang, bis 2011, spielt Arne Friedrich (2.v.l.) als Verteidiger im DFB-Team, insgesamt 82-mal. 2012 wechselt er - zu diesem Zeitpunkt vertragslos - in die USA zu Chicago Fire. Sein Einjahresvertrag wird verlängert. Doch Mitte 2013 muss Friedrich die Fußballschuhe an den Nagel hängen. Der Grund: anhaltende Rückenprobleme.
Bild: imago sportfotodienst/ZUMA/IMAGO
Bastian Schweinsteiger - Chicago Fire
Für Chicago Fire spielt auch spielt Bastian Schweinsteiger zum Abschluss seiner Karriere drei Saisons lang: von 2017 bis 2019. Den Zenit seiner Karriere hat der Weltmeister von 2014 da aber längst überschritten. Statt wie zu seinen Glanzzeiten im Mittelfeld spielt Schweinsteiger jetzt als Innenverteidiger. Immerhin schafft er es zweimal ins All-Star-Team der MLS.
Bild: Kim Klement/USA TODAY Network/IMAGO
Marco Reus - LA Galaxy
Als Nationalspieler gilt Marco Reus als "Pechvogel der Nation". Mehrfach verpasst er wegen Verletzungen große Turniere - zum Beispiel die WM 2014 in Brasilien, die Deutschland gewinnt. 2024 wechselt er von Borussia Dortmund zu LA Galaxy, wo einst auch der englische Star David Beckham kickte. Gleich in seiner ersten Saison holt Reus mit Los Angeles den Meistertitel - den ersten seiner Karriere.
Bild: Javier Rojas/ZUMA/IMAGO
Thomas Müller - Vancouver Whitecaps
Thomas Müller ist Rekordspieler von Rekordmeister FC Bayern: Niemand absolviert für die Münchener mehr Pflichtspiele (756), niemand holt mit dem Klub mehr Titel (33). Doch am Ende wird der Vertrag mit des 35-Jährigen nicht mehr verlängert. Müller wechselt daher nach Kanada. "Ich bin heiß darauf, Titel zu gewinnen", sagt der Weltmeister von 2014 - und wird mit Vancouver kanadischer Meister.