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Terrorismus

Bataclan - ein Jahr nach dem Terror

Conny Paul
11. November 2016

Vor einem Jahr töteten islamistische Attentäter 130 Menschen in Paris. 90 von ihnen wurden im Musikclub Bataclan erschossen. Der britische Sänger Sting gibt dort nun das erste Konzert nach den Anschlägen.

Frankreich Ein Jahr nach den Pariser Terroranschlägen
Bild: Getty Images/AFP/P. Lopez

Die Tickets für das Konzert des britischen Rockmusikers Sting zur Wiedereröffnung des Bataclan-Clubs am Samstag waren in wenigen Minuten ausverkauft. Sting erklärte, er wolle das Andenken an die Opfer des Attentats vom 13. November 2015 in Ehren halten. Der Star verzichtet auf eine Gage und stellt die Einnahmen Hilfsorganisationen zur Verfügung, die sich um die Opfer und deren Angehörige kümmern.

Vor der Wiedereröffnung wurde das Traditions-Theater grundlegend saniert. Das frühere Interieur hat man kaum verändert, auch nicht die orientalisch anmutende Fassade. Abgesehen von den Blumen, die die Pariser an Allerheiligen vor der Konzerthalle ablegten, erinnert im Quartier rund um den Boulevard Voltaire im 11. Arrondissement nichts mehr an die Attentate. Doch die schrecklichen Ereignisse stecken noch immer in den Köpfen derer, die die Anschläge überlebten und in den Köpfen der Hinterbliebenen. Auch die Anwohner dürften die Bluttaten wohl nie vergessen.

Die brutalen Attentate von Paris

Rückblende: Während am Abend des 13. November 2015 das Testspiel der französischen Fußballnationalmannschaft gegen die deutschen Nationalelf im Stade de France läuft, zerreißt plötzlich ein lauter Knall die Luft. Das Spiel in St. Denis bei Paris wird nicht unterbrochen. Der junge Nationalspieler Antonio Rüdiger beschreibt später, wie er die Situation erlebte: "Als ich den lauten Knall gehört habe, wurde mir schon mulmig. Jeder hat gespürt, dass das kein normales Geräusch war." Zwei Selbstmordattentäter haben sich vor dem Stadion in die Luft gesprengt. Sie reißen zwei weitere Menschen mit in den Tod. Die Terroristen wollten ihre Sprengstoffwesten eigentlich im ausverkauften Stadion zünden - wurden aber am Eingang abgewiesen.

Ortswechsel: Fast zeitgleich geht das Morden im Pariser Zentrum weiter. Terroristen nehmen Gäste in Cafés und Restaurants unter Feuer. 39 Menschen sterben. Kurz vor 23 Uhr berichtet die Nachrichtenagentur AFP dann von einer Geiselnahme in der Konzerthalle Bataclan. Ein Pariser Radiosender meldet kurz nach halb zwölf eine Schießerei in einem Einkaufszentrum. Kurz vor Mitternacht fordert die Stadtverwaltung die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben. Um halb eins berichten Augenzeugen von fünf Explosionen im Bataclan. An diesem Abend ist die Konzerthalle ausverkauft, rund 1500 Besucher feiern bei einem Konzert der US-Band "Eagles of Death Metal".

Das Massaker

Immer neue Information über die Vorgänge im Bataclan werden publik: Demnach feuern drei schwerbewaffnete Terroristen mit Gewehren ins Publikum und werfen Handgranaten. Augenzeugen berichten von regelrechten Hinrichtungen. Sie fordern die Polizei auf, das Konzerthaus zu stürmen. Verhandlungen zwischen Polizei und Terroristen scheitern. Daraufhin stürmen Spezialeinheiten der Polizei das Bataclan und befreien mehrere hundert Verletzte. Viele Konzertbesucher sind traumatisiert.

Dann sprengen sich zwei Attentäter in die Luft. Einen dritten Angreifer haben Polizisten bereits vor der Erstürmung erschossen. Die schreckliche Bilanz: 90 Menschen werden im Bataclan getötet. Präsident François Hollande begibt sich an den Ort des Terrors und kündigt an, "unerbittlich" gegenüber Terroristen zu sein.

Die Ausgehmeile von Paris

Die Terrororganisation "Islamischer Staat" bekennt sich zu der Anschlagsserie. Mit dem Bataclan wählten die Terroristen ein symbol- und geschichtsträchtiges Ziel: Der mittlerweile wohl bekannteste Pariser Konzertsaal liegt am Boulevard Voltaire im 11. Pariser Arrondissement. Hier begann am 14. Juli 1789 die Französische Revolution mit dem Sturm auf die Bastille. An das berüchtigte Gefängnis erinnert heute nur noch die Place de la Bastille. Der Boulevard Voltaire verbindet die beiden historischen Plätze Place de la Nation und Place de la République.

Das 11. Arrondissement besteht aus dem Quartier Sainte-Marguerite, dem Quartier de la Folie-Méricourt, dem Quartier de la Roquette und dem Quartier Saint-Ambroise. Östlich des Zentrums von Paris haben sich viele kleine Handwerksbetriebe, Bäckereien, Delikatessenläden, Galerien und Modeateliers angesiedelt. Es gibt viele Cafés und Restaurants. Auch hat sich das Quartier im Laufe der Jahre zu einem begehrten Wohnviertel mit zahlreichen Lofts entwickelt. Nach 22 Uhr wandeln sich der Boulevard und das 11. Arrondissement in eine der beliebtesten Partyzonen von Paris. Ein Jahr nach den Anschlägen werden hier wieder Feste gefeiert und Konzerte veranstaltet. Die Stimmung ist dennoch eine andere - Paris wird nicht vergessen. Dazu braucht es auch nicht die Gedenkplatten, die am Sonntag (13.11.) an den Anschlagsorten angebracht werden.

Das Leben im 11. Arrondissement wird niemals wieder so sein wie zuvorBild: picture alliance/dpa/photopqr/Le Parisien
Die Schock sitzt tief bei den KonzertbesuchernBild: Getty Images/AFP/K. Tribouillard
Beunruhigte Fußballfans im Stade de FranceBild: picture alliance/Sven Simon
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