Meloni bei Trump: Charmeoffensive gegen Zank und Zollstreit
18. April 2025
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat bei einem Besuch im Weißen Hausin Washington um die Gunst von US-Präsident Donald Trump geworben. Man habe sehr viel gemeinsam, sagte die rechte Politikerin, die unter den europäischen Regierungschefs als eine der bevorzugten Ansprechpartnerinnen Trumps gilt. Als Beispiele nannte sie den Kampf gegen "woke" Ideologien oder illegale Migration.
"Freund" und "Freundin"
Meloni teilte zudem mit, dass Trump eine Einladung nach Rom "in naher Zukunft" akzeptiert habe. Die 48-Jährige betonte in Anlehnung an das Motto des 30 Jahre älteren Trumps, ihr Ziel sei es, den "Westen wieder großartig zu machen". Die Vorsitzende der rechten Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) hatte im Januar an Trumps Amtseinführung teilgenommen und war zuvor auch in dessen Residenz Mar-a-Lago in Florida zu Gast.
Auch bei ihrem Auftritt vor den Kameras am Donnertag im Weißen Haus gaben sich beide entspannt und scherzten miteinander. Trump lobte Meloni in den höchsten Tönen. Sie mache einen "fantastischen Job" und habe Europa im Sturm erobert. Sie sei für ihn "eine Freundin" geworden und eine "ganz besondere Person", so der Republikaner. Auch Meloni sprach ihrerseits von "Freund Donald" und bekundete demonstrativ Einigkeit mit ihm.
Trump optimistisch bei Zoll-Deal mit EU
Die italienische Regierungschefin war die erste Europäerin, die dem US-Präsidenten seit der Verhängung der Zölle einen Besuch abgestattet hat. Wie viele andere europäische Politiker hatte auch Meloni Trumps Ankündigung neuer Strafzölle kritisiert. Der US-Präsident gab sich nun jedoch zu "100 Prozent" überzeugt, dass es eine Einigung mit der Europäischen Union in Handelsfragen geben werde.
Trump hatte vergangene Woche nach großen Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten überraschend entschieden, vielen Staaten - darunter auch die Europäische Union - 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren. Dabei geht es um Strafabgaben, die sich am Handelsdefizit der jeweiligen Länder orientieren. China ist dabei aber ausgenommen. Damit legte der US-Präsident einen Teil seines gewaltigen Zollpakets vorerst auf Eis. Die EU kündigte daraufhin an, geplante Gegenzölle auf US-Produkte ebenfalls vorerst für 90 Tage auszusetzen.
Melonis gute Beziehungen zum US-Präsidenten könnten für die EU von großer Bedeutung sein. Schließlich hatte Trump beispielsweise bisher noch nicht zugestimmt, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu empfangen. Die Italienerin stellte bei ihrem Treffen mit Trump klar, dass sie keine Geschäfte im Namen der EU abschließen könne, die den Handel betreffen würden. Sie betonte zugleich aber, dass ein Besuch des US-Präsidenten in ihrem Heimatland auch eine Chance sein könne, mit anderen Europäern ins Gespräch zu kommen.
"Europa hat eine Menge Probleme"
Meloni sprach auch das Thema Ukraine an. Sie hatte sich in der Vergangenheit als zuverlässige Unterstützerin von Europas Ukraine-Politik gezeigt. Nun sagte sie an Trump gerichtet, dass die USA und Europa zusammenarbeiten könnten, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen: "Wir haben die Freiheit der Ukraine gemeinsam verteidigt."
"Europa hat eine Menge Probleme, und ein Großteil davon hat mit der Einwanderung zu tun", erwiderte Trump bei dem Treffen im Weißen Haus. "Und ich bin kein großer Fan von Europa und dem, was sie mit der Einwanderung gemacht haben." Meloni hingegen habe eine harte Haltung bei dem Thema - dafür lobe er sie. "Europa ist sehr wichtig für mich. Europa ist sehr wichtig für die Welt. Ich möchte, dass es Europa sehr gut geht. Ich denke, sie müssen viel klüger werden."
Treffen mit Vizepräsident JD Vance in Rom
An diesem Freitag bereits wird Meloni US-Vizepräsident JD Vance in Rom empfangen. Die Ministerpräsidentin hatte kürzlich in einem Interview gesagt, sie stimme mit Vances Auffassung überein, dass in Europa sowohl die Meinungsfreiheit als auch die Demokratie auf dem Rückzug seien. Der zum Katholizismus konvertierte Stellvertreter von Trump will laut Medienberichten den Karfreitag auch für einen Besuch im Vatikan nutzen.
sti/pg (afp, dpa, rtr)