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Meningitis: Die Schweinegrippe Afrikas

6. Mai 2009

Die afrikanischen Länder arbeiten an einem Notfallplan für die Schweinegrippe. Dabei wütet auf dem Kontinent schon seit Jahren eine ganz andere Epidemie: Meninigitis führt unbehandelt in jedem zweiten Fall zum Tod.

(Foto: dpa)
Mehr als 40.000 Afrikaner sind schon an Meningitis erkranktBild: picture-alliance/ dpa

Die Kleinsten sind wie immer die Schwächsten, auch hier in Kano State, im Norden Nigerias: Mehr als 2000 Menschen sind in Nigeria bereits an der wohl gefährlichsten Form der Hirnhautentzündung gestorben, und die Zahl der Todesfälle steigt auch in Niger, Burkina Faso, Tschad und Kamerun. Mehr als 40.000 Erkrankungen wurden insgesamt gemeldet, berichtet Gbolahan Onyiloye vom Hilfswerk Ärzte ohne Grenzen. Die Ärzte teilen die Patienten nach Altergruppen ein. Bei Erkrankten über zwei Jahre gucken sie allgemein nach Symptomen wie Kopfschmerzen, Nackenstarre und Flecken im Gesicht und auf dem Rücken. Bei den ganz Kleinen messen sie sofort Fieber. "Wir sind gewarnt, wenn das Thermometer über 38 Grad zeigt und gleichzeitig andere neurologische Symptome da sind, zum Beispiel epileptische Anfälle, oder die bei Meningitis typische Lähmung von Muskeln", erklärt Gbolahan Onyiloye.

Meningitis-Gürtel

Die tückische Krankheit, die durch Viren und Bakterien übertragen wird, tritt in der afrikanischen Sahelzone immer wieder auf – von einem regelrechten Meningitis-Gürtel ist die Rede, der von Mauretanien bis nach Äthiopien reicht. In diesem Jahr sind der Niger und Nigeria - das bevölkerungsreichste Land Afrikas - besonders betroffen. Hier hat die Organisation Ärzte ohne Grenzen deshalb ihr bisher größtes Meningitis-Impfprogramm gestartet. Das Programm soll mehr als acht Millionen Menschen erreichen. Die Mediziner befürchten die schlimmste Epidemie seit 1996, als mehr als 25.000 Menschen starben.

Misstrauen gegen Impfstoffe

Impfungen könnten eine Infektion verhindernBild: dpa


Doch auch wenn die große Gefahr von Meningitis bekannt ist, besteht wenig Hoffnung, die Krankheit zu besiegen, sagt Mark La Force vom US-amerikanischen Meningitis-Impfprojekt. Das Misstrauen gegen eine Meningitisbehandlung sitzt tief, seit die Firma Pfizer vor mehr als zehn Jahren in Nordnigeria ihr Medikament Trovan an Kindern testete – elf Kinder starben dabei. "Das ist eine der großen Herausforderungen und deshalb ist es so schwer, gegen diese Krankheit zu kämpfen", sagt Mark La Force. Der Impfstoff, mit dem momentan gearbeitet wird, besteht aus Polysacchariden, und er schützt nur zwei bis drei Jahre vor einer Neuerkrankung. "Das bedeutet, selbst wenn wir es schaffen, großflächig zu impfen, besteht die Gefahr, dass sich die Bevölkerung in kurzer Zeit wieder anstecken kann."

Wettlauf gegen die Zeit

Riesiges AusbreitungsgebietBild: AP/picture-alliance / OKAPIA KG/DW-Fotomontage

Es sei fast unmöglich, Jahr für Jahr vorauszusagen, wo und wann genau diese Epidemien wieder ausbrechen, sagt Mark LaForce. Weil man die zum Teil riesigen Gebiete nicht eingrenzen kann, könne man sich auch nicht auf den Ausbruch von Meningitis vorbereiten. Und es gebe noch ein Problem, sagt Mark La Force – das fehlende Geld. Auch wenn die EU und die Weltgesundheitsorganisation gerade wieder mehrere Millionen Dollar bereitgestellt haben. "Es ist immer schwierig, Meninigitis zu bekämpfen, und man muss eine furchtbare Entscheidung treffen – auf welche Gebiete konzentriert man sich? Wir werden nie genug Impfstoff für alle haben", sagt La Force.

Und so wird die bisher größte Impfaktion von Ärzte ohne Grenzen im Norden Nigerias zu einem Wettlauf mit der Zeit. Wenn Meninigitis nicht behandelt wird, ist die Krankheit für die Hälfte der Patienten tödlich. Sie sterben innerhalb von 48 Stunden.

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Christine Harjes / Dirk Bathe

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