1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mensch und Maschine: Ziemlich beste Freunde?

Mischa Ehrhardt Frankfurt am Main
19. Juni 2018

Die Roboter kommen - und es werden immer mehr. Das löst bei vielen Arbeitnehmern Sorgen aus. Muss es aber nicht. Denn beide arbeiten bald Hand in Hand. Die Nachfrage nach Industrierobotern made in Germany bleibt hoch.

Deutschland Hannover Messe 2017
Bild: Deutsche Messe AG

Dem Roboter die Hand schütteln, wenn man morgens an seinen Arbeitsplatz kommt und der automatische Kollege mit aufgeladener Batterie schon auf den nächsten Arbeitsauftrag wartet? Eine eigenartige Vorstellung. Und der Trend geht auch nicht ganz in diese Richtung. Es kann eher schon vorkommen, dass menschliche Mitarbeiter einen Roboter steuern, der jemand anderem die Hand gibt. "Es gibt neuerdings eine Art von Symbiose zwischen Mensch und Maschine", sagt Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer des Bereiches Robotik und Automation im Maschinenbauverband VDMA. "Der Mensch kann einen Handschuh anziehen und kann fühlen, was der Roboter 'fühlt‘."

Wenn Zäune verschwinden

Nutzen kann man solche Lösungen zum Beispiel für Fernanwendungen. In einer Umgebung etwa, die für den Menschen nicht geeignet ist - wenn dort beispielsweise Radioaktivität vorherrscht oder eine Bombe entschärft werden muss. Während in solchen Situationen eine Grenze, ein Zaun oder die räumliche Distanz zum ferngesteuerten Roboter gefragt ist, lösen sich andere Grenzen langsam auf. In den vergangenen Jahrzehnten hatten bereits vermehrt Industrieroboter das Regiment an Fließbändern der modernen Fabriken übernommen. Sie schweißen, schrauben oder setzen Montageteile zusammen. Allerdings taten sie das in mehr oder minder strikt abgegrenzten Bereichen, damit Mensch im Werkbereich der technischen Greifer und Automaten sich nicht verletzt. Diese Schutzzäune lösen sich dank präziserer und intelligenterer Maschinen langsam auf.

"Der Roboter nimmt den Menschen Arbeiten ab, die anstrengend sind. Der Arbeitnehmer bleibt mit im Spiel und bleibt auf das fokussiert, was er besser kann - er kann im Gegensatz zu den Maschinen zum Beispiel seine Kreativität ausspielen. Letztlich entstehen Teams mit Menschen und Maschinen, die es in dieser Form bisher nicht gab", sagt Falk Senger, Geschäftsführer bei der Messe München. Dort werden vom 19. bis 22. Juni auf der Industrietechnikschau "automatica" Roboter und digitale Assistenten für den Arbeitsalltag ins Zentrum rücken.

Deutschland Digital - Roboter (1)

09:10

This browser does not support the video element.

Nachfrage boomt

Exoskelette beispielsweise setzen sich in vielen Bereichen durch, in denen der Mensch bisher seine Muskeln an die Grenze der Belastung bringen musste. Exoskelette sind äußere Stützen und technische Hilfen, die den menschlichen Arbeiter durch ihre Mechanik unterstützen und entlasten können.

Die Nachfrage und der Bedarf an Robotern und automatisierten Arbeitsabläufen in Fabriken jedenfalls boomt: 2017 haben die deutschen Maschinenbauer in diesem Bereich eine Rekordumsatz erzielt. In diesem Jahr sieht die Sache nicht anders aus: Um neun Prozent sollen die Umsätze im Bereich Robotik und Automation steigen - auf fast 16 Milliarden Euro. Wachstumstreiber Nummer Eins  ist auch in diesem Bereich China - hier sind die Exporte um 60 Prozent im vergangenen Jahr quasi explodiert. Die meisten Maschinen und Anlagen bleiben aber im Land und tragen dazu bei, dass sich Firmen und Fabrikhallen für die Zukunft der Industrie 4.0 wappnen können. "Deutschland hat den höchsten Automatisierungsgrad in der Roboterdichte in Europa - und sie nimmt zu. Was wir aber auch feststellen ist, dass die Beschäftigung gleichzeitig steigt", sagt Patrick Schwarzkopf.

Freunde fürs Leben? Zumindest macht dieser Roboter nach, was der Mensch ihm vormacht.Bild: IMG Sachen-Anhalt mbH

Der Boom hierzulande könnte noch ein wenig andauern - zumindest bei den Maschinenbauern. Denn der VDMA erwartet einen steigenden Bedarf an Maschinen etwa in der Autobranche. Das liegt daran, dass die Autobauer stark auf alternative Antriebstechnologien wie Elektromotoren umsatteln. Neue Teile aber für Elektromotoren, Hybridantriebe oder auch Batterien erfordern neue Maschinen und Fertigungsanlagen.

Vorbehalte bleiben - in Europa

Allerdings gibt es auch Vorbehalte den neuen Technologien gegenüber - vor allem auf Seiten der Arbeitnehmer. Zwar glauben zwei Drittel von ihnen, dass die neuen Technologien Chancen bieten, um qualifizierte Arbeiten zu erlernen. Allerdings glaubt nur die Hälfte, dass diese Entwicklungen dazu führen, dass besser bezahlte und qualifizierte Jobs entstehen.

Das hat eine Umfrage im Auftrag der Messe München ergeben. "Natürlich gibt es Befürchtungen, dass viele Arbeitsplätze durch die Automatisierung verloren gehen können", hat Falk Senger festgestellt. "Unsere Aufgabe besteht darin, die Menschen in den Arbeitsplatz 4.0 positiv mitzunehmen." Übrigens sind die Menschen in den USA und China weniger skeptisch. Von ihnen glaubt die Mehrheit, dass Robotik, Digitalisierung und Automation zu besser qualifizierten und auch besser bezahlten Jobs für die Menschen führen werden.

Hannover Messe: Mensch und Maschine

02:32

This browser does not support the video element.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen