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PolitikNahost

Menschen in Beirut wollen "Revolution"

6. August 2020

Die Wut der Beiruter auf die Regierenden ist nach der Explosions-Katastrophe groß. Das wird auch beim Besuch Macrons deutlich. Der französische Präsident soll sie beim Sturz der Regierung unterstützen, fordert die Menge.

Emmanuel Macron in Beirut
Emmanuel Macron in BeirutBild: picture-alliance/dpa/AP/B. Hussein

Der französische Staatspräsident ist der erste ausländische Staatschef, der das Land nach den verheerenden Explosionen von Beirut besucht. Eine verzweifelte und aufgebrachte Menschenmenge nutzt die Gelegenheit, um von Emmanuel Macron Hilfe für einen Regierungswechsel zu verlangen. "Helfen Sie uns!" und "Revolution!", skandierten die Menschen bei Macrons Visite in der verwüsteten Stadt. Beim Besuch Macrons im christlichen Stadtviertel Gemmayze riefen viele: "Das Volk will den Sturz des Regimes!"

Macron: Reformen im Libanon unumgänglich

Viele Libanesen machen Inkompetenz und Korruption seitens der Regierung und der Behörden für die Explosion der riesigen Menge Ammoniumnitrat verantwortlich, die jahrelang ohne die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen in einer Lagerhalle am Hafen untergebracht war.

Im schwer verwüsteten Hafengelände von BeirutBild: picture-alliance/dpa/AP/T. Camus

Macron forderte Libanons Regierung zu Reformen, zum Kampf gegen Korruption und insgesamt zu einem "Systemwechsel" auf. Er sei auch hier, "um eine neue politische Initiative zu starten", sagte er mit Blick auf seine geplanten Gespräche mit Regierungsvertretern. Der Libanon müsse "unumgängliche Reformen" in Gang bringen, andernfalls werde sich der Niedergang des Landes weiter fortsetzen. "Wir wissen, dass die Krise hier auch über die Explosion hinaus ernst ist", fügte Macron hinzu. Und dafür seien auch die derzeitigen Regierenden mitverantwortlich.

Zugleich warb Macron um internationale Hilfe für das Land: "Wir werden in den kommenden Tagen helfen, zusätzliche Unterstützung auf französischer und europäischer Ebene zu organisieren", sagte Macron bei seiner Ankunft am internationalen Flughafen von Beirut, wo er von seinem libanesischen Amtskollegen Michel Aoun in Empfang genommen wurde.

Erste Gespräche: Macron und der libanesische Präsident Michel Aoun (r.)Bild: Reuters/D. Nohra

Frankreich und der Libanon haben historisch enge Beziehungen. Frankreich ist als ehemalige Protektorats-Macht ein wichtiger Bezugspunkt für große Teile der libanesischen Bevölkerung.

Forderungen nach internationaler Ermittlung

Nach der gewaltigen Explosion mehren sich im Libanon die Rufe nach einer internationalen Untersuchung der Katastrophe. Der führende drusische Politiker Walid Dschumblatt schloss sich entsprechenden Forderungen des früheren Regierungschefs Saad Hariri an. "Wir verlangen einen internationalen Ermittlungsausschuss, weil wir überhaupt kein Vertrauen in die herrschende Clique haben", erklärte Dschumblatt nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur NNA. Am Vortag hatten bereits Hariri und drei andere frühere libanesische Ministerpräsidenten gefordert, die UN oder die Arabische Liga müssten einen Ermittlungsausschuss aus unabhängigen Experten bilden. Libanons Innenminister Mohammed Fahmi erklärte hingegen, er glaube nicht, dass internationale Experten notwendig seien. Die libanesischen Fachleute hätten die nötige Kompetenz.

"Fahrlässige Tötung"

Frankreichs Staatsanwaltschaft hat nach dem Tod eines französischen Staatsbürgers im Zusammenhang mit den Explosionen Ermittlungen wegen "fahrlässiger Tötung" aufgenommen. Am Mittwochabend hatte Kulturministerin Roselyne Bachelot den Tod eines französischen Architekten in Beirut bestätigt.

qu/uh (dpa, afp, rtr)

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