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Menschen-Schmuggler im Visier

Martin Schrader14. März 2003

Die Zahl der Migranten nimmt weltweit zu. Gleichzeitig machen Schlepper mit der Not der Menschen immense Profite. Auf der ASEM-Konferenz in Lanzarote geht es ab Donnerstag (4.4.) um Wege aus der Migrationsmisere.

Illegale Einwanderer vor dem EurotunnelBild: AP

"Das Geschäft der Schleuser und Schlepper ist äußerst lukrativ", sagt Jean-Philip Chauzy von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Genf im Gespräch mit DW-WORLD. "Sie setzen damit Milliarden Dollar um. Gleichzeitig ist ihr Risiko sehr klein, weil die Strafen für diese Art der Kriminalität in vielen Ländern sehr gering sind. Einige Länder haben noch nicht einmal Gesetze dagegen."

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UNO) ist der Menschenhandel für viele Banden mittlerweile ebenso gewinnbringend wie der illegale Handel mit Waffen oder Drogen. Die UNO schätzte den Umsatz der Schmuggler-Banden im vergangenen Jahr auf 12 Milliarden Dollar.

Teures Ticket

Illegale Migranten aus Asien zahlen zwischen 6.000 und 10.000 Euro für ihren Transport nach Europa. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft verdiente eine in Österreich verurteilte Schleuser-Truppe am Transport von rund 1.100 Flüchtlingen mehr als sieben Millionen Euro.

Wieviele Menschen jährlich auf die Frachter und in die LKW-Container von Schleusern und Menschenhändlern geraten, ist unklar. Dies liegt vor allem daran, dass der Schmuggel im Untergrund betrieben wird und die Dunkelziffer daher sehr groß ist. "Wir rechnen mit mehreren Millionen geschmuggelten Menschen und illegalen Migranten pro Jahr", sagt Chauzy. "Eine Zunahme in den vergangenen Jahren ist nicht zu übersehen."

Asiatisches Tabuthema

Viele der illegalen Flüchtlinge kommen aus Asien. Dort galt das Problem lange Zeit als Tabu. Erst Anfang dieses Jahres entschlossen sich Vertreter von 37 asiatischen Staaten, ein Netz gegen die Menschenschmuggler zu knüpfen. Besondere Schwierigkeit bei dem Vorhaben: Polizei und Justizbehörden müssen nicht nur über die Grenzen einzelner Länder sondern über Kontinente hinweg zusammenarbeiten.

Internationale Konferenzen wie das Asia-Europe-Meeting (ASEM), das vom 4. bis zum 6. April auf Lanzarote stattfindet, gewinnen deshalb an Bedeutung. Dort wollen Politiker Mittel suchen, mit denen die Machenschaften der Schleuser eingedämmt werden können. Aus Deutschland nehmen Vertreter des Bundesinnenministeriums und des Auswärtigen Amtes an den Gesprächen teil.

Das Asia-Europe-Meeting ist ein regelmäßiges Treffen von Politikern beider Kontinente. Bei ihren Zusammenkünften behandeln sie neben wirtschaftlichen und kulturellen Themen auch brennende politische Probleme wie die Schleuserkriminalität. ASEM-Treffen finden seit 1996 statt. Aus Asien nehmen zehn Länder daran teil, darunter China, Brunei, Indonesien, Japan, Süd-Korea, Malaysia, die Philippinen, Singapur Thailand und Vietnam.

Verhindern von Flüchtlingsdramen

Gelingt es ASEM, das Netz gegen die Schleuser enger zu knüpfen, könnten vermutlich zahlreiche Flüchtlingsdramen wie das auf dem norwegischen Frachter "Tampa" verhindert werden. Die "Tampa" hatte im vergangenen August vor der Küste Australiens mehr als 400 zumeist afghanische Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Das Schiff musste wochenlang auf See kreuzen, weil die australische Regierung es strikt ablehnte, die Flüchtlinge aufzunehmen.

In Europa hatte ein Jahr zuvor bereit das Schicksal von 23 Chinesen internationale Aufmerksamkeit erregt: Sie erstickten in einem LKW in Dover, als sie von Schleppern nach Großbritannien geschmuggelt wurden.

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