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Gefangen in Südostasien: Ruander entkommen dank Influencer

Alex Ngarambe
11. Mai 2025

Ruandische Arbeiter sind in Myanmar und Laos Menschenhändlern zum Opfer gefallen und steckten dort fest. Sie baten einen Influencer in ihrer Heimat erfolgreich um Hilfe. Einige konnten bereits zurückkehren.

Südafrika | Menschenhandel: Mädchen stützt sich auf Protestschild mit Aufschrift: "Trafficking" ("Menschenhandel")
Häufig werden Afrikaner zu Opfern von Jobbetrügern und Menschenhandel (Trafficking) in anderen LändernBild: NIC BOTHMA/EPA/dpa/picture alliance

Junge Ruander sind Opfer von Jobbetrügern in Südostasien geworden: In ihrer Not baten sie einen populären Social-Media-Influencer in ihrer Heimat um Hilfe. Die Ruander gaben an, in Myanmar und Laos festzusitzen, nachdem sie dort eine Arbeit angenommen hatten - sie wollten ihre Lebenssituation verbessern.

Der Influencer Richard Kwizera sprach die Regierung auf seinen Plattformen an und die Behörden in Ruanda griffen ein, um den gestrandeten Landsleuten zu helfen: Zehn der Ruander sind inzwischen nach Hause zurückgekehrt.

"Dutzende ruandische Staatsbürger werden in südostasiatische Länder, insbesondere nach Myanmar und Laos, verschleppt und appellieren an die ruandische Regierung, ihnen bei der Rückkehr in ihre Heimat zu helfen", sagte Kwizera der DW und fügte hinzu, sie seien Jobbetrügern in die Falle gegangen.

Im Visier von Jobbetrügern

In Ruanda werden Betrüger immer aktiver, die Jobs und andere Möglichkeiten im Ausland anbieten und ahnungslosen Menschen Geld abknöpfen. Manche versprechen Stipendien in Europa, den USA, Kanada oder Australien. Einige agieren von Büros in der Hauptstadt Kigali aus oder machen sich sogenannten Briefkastenfirmen zunutze.

Kenianer, die als Hausangestellte im Libanon arbeiten, kampieren vor ihrer Botschaft und fordern eine Rückkehr in die Heimat - sie haben 2020 ihr Arbeit verlorenBild: Anwar Amro/AFP

Junge Menschen aus ostafrikanischen Ländern, die auf der Suche nach Arbeit nach Asien und in den Nahen Osten reisen, werden häufig zu kommerzieller Sexarbeit und anderen riskanten und ausbeuterischen Berufen gezwungen.

Während die ruandische Regierung die Gesamtzahl der im Rückführungsprogramm anvisierten Staatsbürger nicht bekannt gegeben hat, äußerte sie ihre Besorgnis über angebliche illegale Anwerbungen und Menschenhandel.

Auf der Social-Media-Plattform X sagte Regierungssprecherin Yolande Makolo am 3. Mai gegenüber Kwizera: "Die Regierung hat in Zusammenarbeit mit der IOM [Internationale Organisation für Migration] in der vergangenen Woche zehn Opfer von Menschenhandel aus Myanmar repatriiert." 

"Wir wissen von fünf weiteren, die sich noch dort aufhalten, und wir arbeiten daran, sie nach Hause zu bringen", fügte sie hinzu.

Laut Kwizera sitzen einige Ruander in Südostasien fest und haben keine Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren. "Einige von ihnen befinden sich noch immer in diesen Ländern, und bei ihrer Ankunft an den Flughäfen wurden ihnen ihre Telefone und Pässe abgenommen, was ihr Leben in Gefahr brachte", sagte er der DW.

Die DW konnte bisher keinen der repatriierten oder noch in Südostasien festsitzenden Ruander erreichen, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Noch ist unklar, für welche Arbeit sie angeworben wurden. Aber es wird angenommen, dass sie von Ruandern sowie Menschen in Myanmar und Laos ausgebeutet wurden.

Erschwerter Kampf gegen Menschenhandel

Der Gewerkschaftsbund Ruandas (CESTRAR) erklärte gegenüber der DW, er wisse nichts von der Situation in Südostasien und könne nicht helfen. Er konzentriere sich auf die Verteidigung der Arbeitnehmerrechte in Ruanda, heißt es. 

Diese Menschen aus Sierra Leone waren als Hausangestellte im Libanon tätig und sind 2020 in ihre Heimat zurückgeführt wordenBild: Aline Deschamps/Getty Images

"Dieses Problem wurde uns nie zur Kenntnis gebracht. Ich muss weitere Informationen einholen und ihre Situation verstehen, bevor ich etwas dazu sagen kann", sagte Afracain Biraboneye, der Generalsekretär von CESTRAR.

Einer Erhebung des National Institute of Statistics (NSIR) in Ruanda zufolge liegt die Arbeitslosigkeit im Jahr 2024 bei 14,9 Prozent - ein Rückgang von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den letzten fünf Jahren gab es aber zunehmend Berichte über Menschenhandel und Zwangsarbeit in Ruanda und in anderen Teilen der Welt.

Menschenrechtsgruppen zufolge werden Männer, Frauen und Kinder zu Zwangsarbeiten im Haushalt und zur Sexarbeit sowie für die Arbeit in der Landwirtschaft, im Bergbau, in der Industrie und im Dienstleistungssektor verschleppt.

Kinderarbeit ist vor allem in der Landwirtschaft, im illegalen Bergbau und im Baugewerbe verbreitet. Menschenhändler in Ruanda sind dafür bekannt, junge Erwachsene mithilfe gefälschter Eheverträge zur Sexarbeit in Hotels, Bars oder Restaurants zu verleiten.

Ruanda erließ 2018 Gesetze zur Verhinderung und Bestrafung von Ausbeutung und Menschenhandel. Obwohl das Land erhebliche Anstrengungen zur Bekämpfung des Problems unternommen hat, erfüllt es laut einem Bericht des US-Außenministeriums über Menschenhandel aus dem Jahr 2024 immer noch nicht die Mindeststandards zur Bekämpfung dieser Kriminalität. 

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Das bestätigt auch die IOM, die ruandische Strafverfolgungsbehörden geschult hat. Auch tagt regelmäßig ein nationales Komitee zur Bekämpfung des Menschenhandels. Experten zufolge erfüllt das Land jedoch nach wie vor nur minimale Standards für die Beseitigung der Kriminalität.

Nach Aussagen von CESTRAR und Nichtregierungsorganisationen erschweren kulturelle Normen und eingeschränkte Arbeitnehmerrechte das Vorgehen gegen Zwangsarbeit deutlich.

Adaption aus dem Englischen: Martina Schwikowski.

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