HRW fordert Klarheit nach Tod von Oppositionellem im Tschad
2. März 2024Nach der Tötung des Oppositionsführers im Tschad, Yaya Dillo, bei einem Armeeeinsatz hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) eine unabhängige Untersuchung gefordert. Die "Tötung eines potenziellen Präsidentschaftskandidaten während eines Angriffs tschadischer Sicherheitskräfte auf das Hauptquartier einer Oppositionspartei" gebe Anlass zu ernsthafter Sorge vor den für Mai geplanten Wahlen, heißt es in einer Erklärung der Organisation.
"Die Umstände der Ermordung von Yaya Dillo sind unklar, aber sein gewaltsamer Tod unterstreicht die Gefahren, mit denen Oppositionspolitiker im Tschad konfrontiert sind", sagte der Direktor für Zentralafrika bei HRW, Lewis Mudge. Die Menschenrechtsorganisation fügte hinzu, sie habe mehrere Fotos aus zuverlässiger Quelle aus dem Umfeld von Dillo geprüft, die ihn mit einer einzigen Schusswunde im Kopf zeigten. Vor dem Hintergrund der "politischen Unterdrückung" im Land sei eine unabhängige, vom Ausland unterstützte Untersuchung nötig.
Oppositionspartei spricht von "Exekution"
Der führende Kritiker der Militärjunta im Tschad war am Mittwoch bei einem Angriff der Armee auf die Zentrale seiner Sozialistischen Partei ohne Grenzen (PSF) getötet worden, einen Tag nach Verkündung des Wahltermins. Laut Regierung hatte Dillo sich dort verschanzt und auf Sicherheitskräfte geschossen. Die Oppositionspartei warf der Armee vor, Dillo "exekutiert" zu haben.
Dillo war ein entschiedener Gegner des tschadischen Übergangspräsidenten Mahamat Idriss Déby Itno, seines Cousins. Kurz vor seinem Tod hatte Dillo der Nachrichtenagentur AFP gesagt, er solle von der Teilnahme an der bevorstehenden Präsidentschaftswahl abgehalten und "physisch eliminiert" werden.
Drei Jahre Militärregierung
Drei Jahre nach der Machtübernahme durch eine Militärregierung sollen im Tschad am 6. Mai Wahlen stattfinden. Neben Staatschef Déby Itno hatte auch Dillo seinen Willen zu einer Kandidatur erklärt.
Déby hatte 2021 nach dem Tod seines Vaters, des Langzeitherrscher Idriss Déby, die Macht übernommen. Im Herbst 2022 ließ er Demonstrationen der Opposition blutig niederschlagen.
gri/jj (afp, dpa)