Marokko soll hunderte Migranten deportieren
12. August 2018Marokkanische Sicherheitsbehörden haben nach Angaben von Menschenrechtlern hunderte Migranten aus den nördlichen Küstenregionen ins Landesinnere deportiert. Seit Mitte vergangener Woche sei es unter anderem in den Städten Nador und Tanger verstärkt zu Razzien und illegalen Festnahmen von Migranten gekommen, berichtete der Marokkanische Verband für Menschenrechte (AMDH). Mehrere Zeltlager in den Wäldern nahe der spanischen Exklave Melilla seien zudem zerstört worden.
Offenbar sollten die Menschen dadurch von der Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa abgehalten werden. Ein Behördenvertreter in der Hafenstadt Tanger sprach gegenüber der Nachrichtenagentur afp von einem "Einsatz im Rahmen des Kampfes gegen illegale Migration". 1600 bis 1800 Migranten seien in Orte gebracht worden, "in denen bessere Lebensbedingungen herrschen".
"Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen"
Marokkanische Menschenrechtler sprachen hingegen von illegalen Deportationen. Die Migranten, die vor allem aus Ländern südlich der Sahara stammen, würden seit Dienstag in Bussen von Nador und Tanger in die Stadt Tiznit nahe Agadir gebracht, sagte Omar Naji von AMDH in Nador. Die Organisation spricht von schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen. Naji machte neben den marokkanischen Behörden auch Spanien und die EU für das Vorgehen verantwortlich.
Zuletzt hatten immer mehr Flüchtlinge, die versuchen über die nordafrikanischen Staaten nach Europa zu gelangen, die Route über Marokko gewählt. In diesem Jahr sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 28.000 Menschen von Marokko aus nach Spanien gelangt. Die Ankünfte im August liegen bereits auf dem Niveau des gesamten Vorjahres. Laut Medienberichten warten aber noch Zehntausende Flüchtlinge darauf, über die spanischen Nordafrika-Exklaven oder über die Meerenge von Gibraltar nach Europa zu gelangen.
Unterdessen hat die deutsche Bundeskanzlerin Spanien in den Bemühungen bestärkt, den Flüchtlingszustrom von Marokko nach Europa einzudämmen. Bei den Gesprächen mit dem nordafrikanischen Staat habe Spanien aber die Federführung, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im südspanischen Sanlúcar de Barrameda während ihres zweitägigen Besuchs bei Ministerpräsident Pedro Sánchez. Dennoch bot sie Unterstützung bei den Verhandlungen mit Marokko an.
jmw/fab (afp, dpa)