Laut Medienberichten hat Libyens Küstenwache seit Jahresbeginn etwa 10.000 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Die Bundesregierung bezeichnete die Zustände in libyschen Lagern demnach als menschenunwürdig.
Anzeige
Die libysche Küstenwache hat seit Jahresbeginn etwa 10.000 in Seenot geratene Flüchtlinge aus dem Wasser geholt. Das geht aus einer Antwort des Auswärtigen Amtes auf Anfrage der Linksfraktion hervor, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt.
Die Bundesregierung bestätigt darin ebenfalls, dass laut ihren Informationen in den sogenannten "detention centres" in Libyen "teilweise menschenunwürdige Verhältnisse" herrschen. Auch Menschenrechtsorganisationen beklagen seit Jahren Gewalt gegen Geflüchtete in offiziellen und inoffiziellen Lagern entlang der Küste Libyens.
Menschenhandel und Gewalt in inoffiziellen Lagern
Die Vereinten Nationen wissen laut Auswärtigem Amt von 20 dieser offiziellen Sammellager, die von der libyschen Einheitsregierung kontrolliert würden. Demnach sind dort derzeit zwischen 8.000 und 10.000 Menschen eingesperrt. Menschenrechtsorganisationen gehen zudem von weiteren inoffiziellen Lagern an Libyens Küste aus, in denen Flüchtlinge Opfer von Gewalt und Menschenhandel würden.
Fragen zur konkreten Menschenrechtslage in den Flüchtlingslagern sowie zur Zusammenarbeit der libyschen Küstenwache mit organisierten Kriminellen beantwortete die Bundesregierung in der Kleinen Anfrage nicht öffentlich. Der Grund: Eine Offenlegung der Informationen könne "für die Sicherheit und die Interessen der Bundesrepublik Deutschland nachteilig sein", so das Auswärtige Amt.
Jelpke: Europa macht sich schuldig
Die Linken-Politikerin Ulla Jelpke übte scharfe Kritik an der Flüchtlingspolitik Deutschlands und Europas. "Indem sie mit der sogenannten libyschen Küstenwache zusammenarbeiten, tragen die Bundesregierung und die EU sehenden Auges dazu bei, dass Flüchtlinge in menschenunwürdige Verhältnisse zurückgebracht werden."
ie/ww (kna, afp, Funke Mediengruppe)
In den Wellen wartet der Tod
Die Flucht übers Mittelmeer wird immer gefährlicher. Bei einem Einsatz der libyschen Küstenwache wurden jüngst Flüchtlinge im Wasser zurückgelassen. Seenotretter werfen Libyen unterlassene Hilfeleistung vor.
Bild: Reuters/J. Medina
"Dramatischer Vorfall"
Die Leichen einer Frau und eines Kindes treiben zwischen den hölzernen Überresten des Plastikbootes. Der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration, Flavio Di Giacomo, redet von einem "dramatischen Vorfall" und kritisiert damit zumindest indirekt das Zurücklassen von Flüchtlingen im Mittelmeer durch die libysche Küstenwache.
Bild: Reuters/J. Medina
Unter Schock
Sie hat überlebt. Seenotretter von der spanischen NGO "Proactiva Open Arms" bergen eine Frau und nehmen sie an Bord ihres Schiffes. Die Frau sei vermutlich von der libyschen Küstenwache zurückgelassen worden, weil sie nicht nach Libyen gebracht werden wollte.
Bild: Reuters/J. Medina
Bootssuche auf dem Bildschirm
Kapitän Marc Reig Creus und Einsatzleiterin Anabel Montes bestimmen die Position eines Schlauchbootes. Die Mitglieder der NGO "Proactiva Open Arms" nehmen an, dass es sich dabei um ein Schiff mit Flüchtlingen handeln könnte.
Bild: Reuters/J. Medina
Nur der Himmel ist blau
Mit Hilfe eines riesigen Fernglases sucht Seenotretterin Esther Camps nach Menschen in Seenot. Die Crew hatte erst vor kurzem ein zerstörtes Schlauchboot gesichtet und eine Frau aus den Trümmern geborgen. Für eine weitere Frau und ein Kind kam jede Hilfe zu spät.
Bild: Reuters/J. Medina
Tot geborgen
Crew-Mitglieder wickeln zwei Leichen in Plastikfolie. "Die libysche Küstenwache hat erklärt, dass sie ein Boot mit 158 Menschen an Bord abgefangen hat", twitterte Proactiva-Gründer Oscar Camps. "Was sie nicht gesagt hat ist, dass sie zwei Frauen und ein Kind an Bord gelassen und das Boot versenkt haben, weil sie nicht in das libysche Schiff einsteigen wollten."
Bild: Reuters/J. Medina
Auf dem Weg nach Spanien
Ende einer traurigen Rettungsfahrt: Das Schiff "Astral" der spanischen Hilfsorganisation "Proactiva Open Arms" steuert einen Hafen in Spanien an.