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Gesellschaft

Menschheit wächst bis 2100 weniger stark

18. Juni 2019

10,9 Milliarden Menschen werden dann laut UN-Schätzungen die Erde bevölkern. Das sind zwar nicht ganz so viele wie in einer alten Prognose. Mehr Menschen und der Klimawandel bedeutet jedoch: Wassermangel verschärft sich.

Indien Bevölkerungswachstum
Diese Neugeborenen tragen dazu bei, dass Indien voraussichtlich in wenigen Jahren zum bevölkerungsreichsten Land der Welt aufsteigtBild: Getty Images/B. Boro

Das Wachstum der Weltbevölkerung verlangsamt sich in den kommenden Jahrzehnten stärker als erwartet: Von aktuell 7,7 Milliarden Menschen wird die Gesamtzahl bis 2050 auf 9,7 Milliarden steigen, schätzen die UN in ihrem neuen Bevölkerungsbericht. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sollen dann noch weitere 1,2 Milliarden hinzukommen, sodass insgesamt 10,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben könnten. In der vor zwei Jahren veröffentlichten Schätzung war noch von 11,2 Milliarden die Rede, allerdings stellten die UN-Forscher fest, dass in immer mehr Ländern die Geburtenraten zurückgehen.

Boom-Kontinent Afrika

Die Bevölkerungsentwicklung unterscheidet sich von Region zu Region stark. Der Bericht listet neun Länder auf, die gemeinsam für die Hälfte des globalen Wachstums verantwortlich zeichnen: Indien, Nigeria, Pakistan, Kongo, Äthiopien, Tansania, Indonesien, Ägypten und die USA. Im Afrika südlich der Sahara soll sich die Zahl der Bewohner bis 2050 verdoppeln, während in Nordamerika und Europa unter dem Strich nur zwei Prozent dazukommen.

Frisch geboren im jüngsten Land der Erde: Dieser Säugling kam im Südsudan zur WeltBild: Getty Images/AFP/S. Glinksi

Auf dem afrikanischen Kontinent ist die Geburtenrate mit 4,4 Kindern pro Frau fast doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt (2,5 Kinder). Allerdings wird erwartet, dass sie bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2,1 Kinder pro Frau sinkt. Weltweit sinkt diese Zahl ebenfalls, sodass im Jahr 2100 eine Frau statistisch nur noch 1,9 Kinder gebären dürfte.

Damit der Rückgang der Geburtenraten in afrikanischen Ländern tatsächlich so eintritt, fordert die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, dass Frauen dort besseren Zugang zu Verhütungsmitteln, Aufklärung, Bildung und zum Arbeitsmarkt erhalten. "Andernfalls laufen wir Gefahr, dass das Bevölkerungswachstum wieder an Fahrt aufnimmt", sagte Geschäftsführerin Renate Bähr.

Verhütungsmittel, wie hier in Kenia, sind in vielen Regionen MangelwareBild: Getty Images/AFP/S. Maina

Die Menschheit wird immer älter

Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt laut dem UN-Bericht weiter. Statistisch erreicht ein Erdenbürger heute bereits 72,6 Lebensjahre, das sind gut acht Jahre mehr als 1990. Bis 2050 soll der Wert auf 77,1 Jahre anwachsen, allerdings liegt die Lebenserwartung in den am schwächsten entwickelten Ländern immer noch sieben Jahre darunter, hauptsächlich aufgrund von Krankheiten und Kriegen. Mit der steigenden Lebenserwartung geht auch ein höheres Durchschnittsalter der Weltbevölkerung einher: Ist heute bereits jeder elfte Mensch älter als 65 Jahre, so wird es zur Mitte des Jahrhunderts jeder sechste sein. 2018 hatte es erstmals mehr Senioren als Kinder unter fünf gegeben. Die Zahl der Über-80-Jährigen wird sich laut dem Bericht bis 2050 sogar verdreifachen - von 143 auf 426 Millionen.

Auch Indien wächst: Bis 2027 dürfte es China als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösenBild: Getty Images/AFP/A. Dey

Eine Herausforderung für die Zukunft

Die zusätzlichen Milliarden, die in den kommenden Jahrzehnten unseren Planeten bevölkern werden, lenken den Blick auch auf bereits heute teilweise knappe Ressourcen wie Wasser und Nahrung. Zudem dürften der Klimawandel und von ihm ausgelöste Begleiterscheinungen wie Dürren, Fluten und andere Extremwetterereignisse eine zusätzliche Herausforderung für die Versorgung der Menschen weltweit darstellen.

Bereits heute hat ein Drittel der Weltbevölkerung - 2,2 Milliarden Menschen - keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, wie das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation WHO in einer Studie berechneten. Fast doppelt so viele, insgesamt 4,2 Milliarden, müssen demnach auf sanitäre Anlagen verzichten. In ländlichen Regionen leiden laut der Studie teilweise acht von zehn Menschen unter dem Mangel an hygienisch einwandfreiem Trinkwasser. Keimverseuchtes Wasser ist oft für Durchfallerkrankungen, Cholera, Typhus und Hepatitis A verantwortlich. WHO-Direktorin Maria Neira erklärte, pro Jahr sei der Tod von 297.000 Kindern unter fünf Jahren auf den fehlenden Zugang zu sicherem Trinkwasser zurückzuführen.

Welt-Toiletten-Tag

03:04

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Seit dem Jahr 2000 wurden laut der Studie 1,8 Milliarden Menschen an eine Wasserversorgung angeschlossen, das reicht jedoch bei weitem nicht aus: Zu den sogenannten Nachhaltigen Entwicklungszielen der UN gehört, bis 2030 jedem Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Damit dieses Ziel erreicht wird, forderte Neira Regierungen weltweit auf, ihr Engagement im Wasser- und Abwasserbereich zu verdoppeln.

ehl/jj (dpa, epd, UN)

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