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Mercedes setzt trotz Krise auf Motorsport

12. März 2010

Start in die neue Formel 1-Saison: Michael Schumacher geht für das neue Team Mercedes Grand Prix Petronas auf die Piste. Doch kann sich der Autobauer die Formel 1 in der jetzigen Lage überhaupt leisten?

Michael Schumacher und Teamkollege Nico Rosberg vor silbernem Mercedes-Rennwagen
Michael Schumacher und Kollege Nico Rosberg bei der Präsentation des neuen TeamsBild: AP

Daimler-Boss Dieter Zetsche hat hohe Erwartungen. Natürlich könne Mercedes auch mal drei, vier Rennen verlieren und nicht alles müsse direkt in der ersten Saison klappen. Letztendlich müsse Michael Schumacher jedoch um Siege mitfahren, so der Vorstandsvorsitzende Ende Januar bei der Vorstellung des neuen Teams.

"Den Stern polieren"

"Den Stern polieren" - das will Mercedes auch durch die Formel 1Bild: AP

Der Druck ist verständlich. Denn im letzten Jahr hat der Stuttgarter Autobauer über zweieinhalb Milliarden Euro Verlust gemacht. Da müssen Formel 1-Ausgaben im mehrstelligen Millionenbereich schon gut begründet sein. Genau deshalb schlagen auch zwei Herzen in der Brust von Norbert Gürtler, Betriebsratsmitglied im Mercedeswerk Sindelfingen. Zwar sei er selbst Formel 1-Fan, in der jetzigen Krise könne das Geld aber "sicherlich auch sinnvoller" verwendet werden, so der Arbeitnehmervertreter.

Für Mercedes Motorsport-Chef Norbert Haug sind solche Bedenken nichts Neues. Er ist sich aber sicher: Der Erfolg des neuen Teams wird ihm Recht geben. Zwar haben sich seit 2008 die Autobauer Honda, Toyota und BMW aus dem Formel 1-Geschäft zurückgezogen. Für Haug macht das neue Mercedes-Engagement aber durchaus auch ökonomisch Sinn. Mehr Formel 1-Erfolge gleich höhere Verkaufszahlen für Mercedes – so die einfache Gleichung. "Wir wollen mit der Formel 1 auch auf uns aufmerksam machen. Wir wollen damit den Stern polieren und mehr Autos verkaufen", erklärt Motorsport-Chef Haug.

Immer ein Risiko

Michael Schumacher bei seiner ersten Testfahrt mit dem neuen Mercedes-"Silberpfeil"Bild: AP

Sportökonom Frank Daumann hält diese Strategie für durchaus nachvollziehbar. Gleichzeitig gibt er aber zu bedenken, dass es in jedem Fall Geduld brauche, bis die erwünschten Auswirkungen auf den Absatz eintreten könnten, und eine Garantie dafür gebe es natürlich nicht. "Sie können hier nicht die Maßstäbe einer klassischen Investitionsrechnung anlegen", so der Professor aus Jena.

Aber was, wenn der Erfolg von Michael Schumacher und seinem Teamkollegen Nico Rosberg am Ende ausbleibt? Sportsponsoring sei für Unternehmen immer eine Angelegenheit, bei der es zwar viel zu gewinnen, aber auch viel zu verlieren gebe. Im schlimmsten Fall habe ein Sponsor viel Geld investiert und sogar seinem Image geschadet, so Sportökonom Daumann. "Denken Sie beispielsweise an das Team Telekom im Radsport! Nach den Doping-Enthüllungen war es für das Unternehmen letztendlich ein negativer Imagetransfer."

Arbeiten für den Erfolg

Lange ist's her: Michael Schumacher feiert seinen ersten WM-Titel 1994Bild: ASA

Dazu soll es bei Mercedes natürlich nicht kommen, dazu will auch Betriebsratsmitglied Gürtler seinen Beitrag leisten. Denn trotz aller Bedenken bei ihm und vielen seiner Kollegen mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit der Formel 1 weiß der Arbeitnehmervertreter schon jetzt: Wenn jetzt die Saison startet und Michael Schumacher seine ersten Rennen fährt, dann wird er den siebenfachen Weltmeister als Fan bedingungslos unterstützen. "Das ist doch ganz klar! Natürlich werde ich auch mit dem zweiten Mercedes-Piloten mitfiebern. Ich würde mich schon sehr freuen, wenn Mercedes in der Formel 1 vorne mitfahren würde", so Gürtler.

Falls es doch nicht so glatt läuft, dann wird es wohl nur ein kurzer ein kurzer Flirt gewesen sein zwischen dem Autobauer und dem Rekordmeister. Denn Daimler-Boss Zetsche lässt keinen Zweifel daran, dass das Motto von Unternehmensgründer Gottlieb Daimler auch für die Formel 1 gilt: "Das Beste – oder nichts".

Autor: Jan-Philipp Scholz

Redaktion: Henrik Böhme

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