1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Merkel besuchte Nawalny im Krankenhaus

28. September 2020

Der vergiftete Kremlkritiker Alexej Nawalny hat während seiner Behandlung in der Berliner Universitätsklinik Charité Besuch von der Bundeskanzlerin erhalten. Per Twitter bedankte er sich bei Angela Merkel.

Berlin | Charité entlässt Kremlkritiker Nawalny
Alexej Nawalny kurz vor seiner Entlassung aus der Charité (Archivfoto) Bild: picture-alliance/dpa/AP/Instagram/Navalny

Es sei kein geheimes, sondern eher ein privates Treffen gewesen, erklärte der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. Angela Merkel habe sich auch mit seiner Familie unterhalten. "Ich bin Kanzlerin Merkel sehr dankbar, dass sie mich im Krankenhaus besucht hat", betonte Nawalny bei Twitter. Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte den Klinikbesuch der Kanzlerin bei Nawalny. Über mögliche Gesprächsinhalte machte er keine Angaben. Der Sprecher fügte hinzu, man erwarte noch immer eine Erklärung aus Moskau zu dem Fall. 

Nawalny ist einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er war am 20. August auf einem russischen Inlandsflug zusammengebrochen und nach einer Notlandung zunächst im sibirischen Omsk behandelt worden. Am 22. August wurde er zur Behandlung in der Charité nach Berlin ausgeflogen. Dort lag er wochenlang im künstlichen Koma. Die Bundesregierung erklärte nach Tests in einem Speziallabor der Bundeswehr, Nawalny sei mit einem international verbotenen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden. Der 44-Jährige wurde 32 Tage in der Klinik behandelt, 24 Tage lag er auf der Intensivstation. 

Der 44-jährige hat die Berliner Universitätsklinik Charité am Donnerstag verlassen und macht eine Reha-Behandlung.

Die Kanzlerin lässt sich offenbar laufend über die Genesung des Oppositionspolitikers berichten. "Soviel ich weiß, verfolgt sie es ganz eng und wird ganz gut informiert", sagte der Stabschef Nawalnys, Leonid Wolkow, dem Fernsehsender RTL/ntv. Nawalny erhole sich weiter in Berlin. Die Behandlung sei aber noch nicht abgeschlossen. "Die Genesung ist wirklich schneller als erwartet, und das ist natürlich eine gute Nachricht. Die Ärzte sind sehr zufrieden", sagte Wolkow. Bleibende Schäden nach der Nowitschok-Vergiftung Nawalnys könnten die Ärzte aber nicht ausschließen.

Permanente Bewachung

Nawalny werde rund um die Uhr bewacht. "Ich persönlich glaube nicht, dass ein weiterer Anschlag in Berlin passieren kann", fügte der Stabschef hinzu. "Aber wir sehen auch, der Personenschutz hat eine andere Meinung. Er wird ziemlich stark bewacht."

Wolkow erklärte weiter, Nawalny wolle nach seiner Genesung nach Russland zurückkehren. Der Politiker sei nicht lebensmüde. Aber seine politische Aktivität könne nicht vom Ausland aus gemacht werden. "Er will zurück nach Russland und wir sollen durchdenken, wie es jetzt mit einem weiteren Leben in Russland funktioniert". Das werde nicht so einfach.

Der Fall Nawalny belastet die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau inzwischen erheblich. Merkel hatte den Anschlag auf Nawalny scharf verurteilt und die russische Regierung aufgefordert, sich dazu zu erklären. Moskau weist alle Vorwürfe zurück, in den Fall verwickelt zu sein. Russische Experten hatten Nawalny lediglich eine Stoffwechselstörung bescheinigt. Gift fanden sie nach eigener Darstellung nicht. Kritiker Putins sind in Russland mehrfach Opfer von Anschlägen geworden.

Vorwürfe aus Moskau

Inzwischen wirft die russische Führung im Fall Nawalny Deutschland vor, die Aufklärung zu behindern. Die Bundesregierung verstoße gegen das Europäische Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen von 1959, teilte das russische Außenministerium am Freitag in Moskau mit. Deutschland agiere gegen eine Aufklärung der Wahrheit.

Fragwürdig sei zudem die Rolle des technischen Sekretariats der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW), hieß es. Das Sekretariat sei zwar in ständigem Kontakt mit Berlin, habe dies aber Moskau gegenüber verheimlicht und damit gegen Informationspflichten verstoßen. Stattdessen lasse sich die Führung des Sekretariats schon lange in "politische Intrigen" hineinziehen, hieß es. Der Vorfall sei eine Inszenierung. Deutschland setze auf eine Kampagne der Schuldzuweisungen gegen Russland, während etwa Moskau die Behandlung Nawalnys in Berlin unterstützt habe.

kle/se (rtr, dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen