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Politik

Von Problemen und Problemlösern

Adrian Kriesch z.Zt. in Angola
7. Februar 2020

Angela Merkel zu Besuch im südlichen Afrika: Dabei stärkte sie in Angola und Südafrika Präsidenten den Rücken, die für Wandel stehen. DW-Korrespondent Adrian Kriesch hat sie begleitet.

Angola Staatsbesuch l Bundeskanzlerin Merkel trifft Präsident Lourenco
Angela Merkel beim Staatsbesuch in Angola bei Präsident LourencoBild: picture alliance/dpa/K. Nietfeld

Das Auditorium der Universität in Pretoria ist bis auf den letzten Platz gefüllt. "Future Africa" heißt der Campus - und genauso sieht er aus. Neue Gebäude, modernes Design, Studenten aus ganz Afrika. Heute erwarten sie hohen Besuch. Angela Merkel nimmt sich fast eine Stunde Zeit, um von den Studierenden ausgefragt zu werden. Korruption, Geschlechtergleichheit, Klimawandel, internationale Politik - Merkel beantwortet in Ruhe alle Fragen. "Sie sind lange in der Politik: Welche Ratschläge haben sie für uns, die zukünftigen Leader?", fragt die Soziologie-Studentin Mishumo Madima. "Was sollten wir anders machen?" Merkel ermutigt. Mal erzählt sie von persönlichen Erfahrungen, mal taucht sie ein in die wissenschaftlichen Details der Energiewende. Die ehemalige Akademikerin scheint den Termin zu genießen.

Soziologie-Studentin Mishumo Madima hat Angela Merkel Fragen gestellt bei ihrem Besuch in PretoriaBild: DW/A. Kriesch

Südafrikas katastrophale Stromversorgung

Viele der Themen hat sie schon zuvor bei Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa angesprochen, mit dem sie mehrere Stunden verbrachte. Auch das Thema Energiewende. Während Merkel mit Ramaphosa redete, hieß es für viele südafrikanische Haushalte: Loadshedding Stage 2. Der staatliche Energiekonzern Eskom muss die Stromversorgung momentan zwei Mal am Tag kappen, damit das Netz nicht komplett zusammenbricht. Jahrzehntelange Korruption und Missmanagement haben den Stromversorger fast in die Knie gezwungen - und mit ihm die südafrikanische Wirtschaft. Merkel wirbt dafür die Chance zu nutzen, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Noch wird Südafrikas Strom zu fast 90 Prozent aus Kohle produziert.

Merkels Besuch ist aber auch ein Signal der Unterstützung an Ramaphosa. "Es gab schwierige Zeiten", sagt Merkel und deutet damit die Regierungsperiode von Ex-Präsident Jacob Zuma an. Seine Regierungszeit wird vor allem mit "State Capture" in Verbindung gebracht, einer Staatsübernahme. Ministerien, staatliche Firmen, die Justiz - überall wurden Institutionen unterwandert, um persönliche Profite zu schlagen. Mehrere Kommissionen untersuchen momentan die Ausmaße der Korruption. Ramaphosa will ernst machen - doch trifft auch auf Widerstand in den eigenen Reihen. Seit 26 Jahren regiert der African National Congress (ANC) das Land - viele Parteimitglieder haben sich in der Zeit selbst bereichert. Der Merkel-Besuch ist eine Art Rückendeckung für Ramaphosas Reformkurs und Kampf gegen die Korruption.

Angela Merkel hat vor den Studenten der Universität Pretoria gesprochenBild: DW/A. Kriesch

Holpriger Start in Angola

Am Freitagmorgen flog Merkel bereits weiter nach Angola. Und die Reise begann so holprig, wie die Beziehungen mit dem Land in den letzten Jahren. Ehrengarde und roter Teppich wurden zu weit auf den Flugzeugparkplatz gestellt. Merkels Maschine musste zehn Minuten warten, bis alles umgeräumt ist. Anschließend blieb ein Teil der Delegation im Verkehr der Hauptstadt stecken.

Es ist Merkels zweiter Besuch im Land. Beim letzten Mal war noch Eduardo dos Santos an der Macht, der das Land 38 Jahre regierte. Das Land wurde unter seiner Herrschaft dank Erdöl steinreich, die Bevölkerung aber nicht. Während sich die Elite im Zentrum schöne Hochhäuser und Yachten leisteten, lebte die Mehrheit der Bevölkerung in Slums. Extremer Reichtum und Massenarmut: lange Zeit war das an kaum einem Ort der Welt so klar zu sehen wie in Luanda. Dos Santos wollte Patrouillen-Boote von Deutschland kaufen, doch das scheiterte letztendlich an der deutschen Opposition im Bundestag.

Angela Merkel stärkte Südafrikas Präsident Ramaphosa den RückenBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Der Präsident kämpft gegen Korruption - und alte Verbündete

Wie korrupt das System unter dos Santos war, zeigten vor wenigen Wochen die sogenannten Luanda Leaks. Tausende Dokumente belegten, dass die Tochter von dos Santos Millionen auf die Konten ihrer eigenen Firmen transferierte. Isabel dos Santos ist die reichste Frau Afrikas.

Doch der wirtschaftliche Segen der Familie dos Santos endete vor zwei Jahren. João Lourenço übernahm damals das Präsidentenamt und wendete sich überraschend gegen seinen langjähriger Parteifreund dos Santos. "Wir müssen die Korruption auf den höchsten Ebenen bekämpfen, die wir für Jahrzehnte gesehen haben", sagte Lourenço in einem exklusiven Interview mit der DW. "Wir haben jetzt die Chance auf einen Wandel. Und es ist die richtige Zeit, das anzupacken." Angela Merkel stimmte ihm in einer Pressekonferenz zu, spricht von einer mutigen Reformagenda.

Zurück nach Südafrika. Die Soziologie-Studentin Mishumo Madima ist nach dem Besuch Merkels begeistert. Sie habe eine Menge von der Kanzlerin gelernt und will weiter positiv in die Zukunft ihres Kontinents schauen. Und trotz der vielen Probleme in der Region: Es gebe durchaus Grund zum Optimismus.

 

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