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Merkel, Marxloh und die Migration

25. August 2015

Im Rahmen des Bürgerdialogs "Gut leben in Deutschland" besuchte Kanzlerin Merkel das Duisburger Problemviertel Marxloh. Bei einem Treffen mit Bürgern forderte sie erneut eine gerechtere Verteilung von Flüchtlingen.

Deutschland Angela Merkel Bürgerdialog in Duisburg (foto: DPA)
Bild: Reuters/I. Fassbender

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bevölkerung aufgerufen, Menschen mit ausländischen Wurzeln als gleichwertige Mitbürger anzuerkennen. "Wir müssen aufpassen, dass nicht jemand schon Urenkel hier hat und dann immer noch angeguckt wird, als ob er vorgestern gekommen ist", sagte Merkel beim Bürgerdialog in Duisburg-Marxloh. Eine Gesellschaft, die da nicht "offenherzig" sei, könne Zuwanderern nicht vorwerfen, "dass die sich nicht integrieren"..

Der Duisburger Stadtteil Marxloh zählt zu den ärmsten in ganz Deutschland und hat eine überdurchschnittlich hohe Kriminalitätsrate. In dem Viertel mit 19.000 Einwohnern liegt die Arbeitslosigkeit bei 16 Prozent. 64 Prozent der Menschen haben ausländische Wurzeln.

"Drei oder vier von 28 können nicht die ganze Last tragen"

Die 60 Teilnehmer des Treffens mit der Kanzlerin in der Reihe von Bürgerdialogen der Bundesregierung stellten Merkel zahlreiche Fragen zu den Themen Zusammenleben, Integration und Problemen etwa durch den Zuzug sogenannter Armutsflüchtlinge aus EU-Ländern wie Bulgarien und Rumänien. Merkel bezeichnete dies als "Belastungsprobe" für arme Viertel wie Duisburg-Marxloh. In Rumänien und Bulgarien gebe es "keinen Bürgerkrieg", deshalb könne man nicht die Botschaft ausgeben: "Jeder darf kommen." Das sei "nicht machbar", sagte die Kanzlerin

Merkel forderte, angesichts von 800.000 Flüchtlingen, die in diesem Jahr in Deutschland erwartet werden, müssten "mit Hochdruck" Vorkehrungen für eine menschenwürdige Unterbringung in Erstaufnahmeeinrichtungen getroffen werden. Zugleich sprach sich die Kanzlerin für beschleunigte Asylverfahren aus und forderte mehr Solidarität innerhalb der EU. "Drei oder vier von 28 können nicht die ganze Last tragen", sagte sie. Außerdem dürfe Menschen nicht vorgemacht werden, sie könnten in Deutschland bleiben, obwohl sie nicht verfolgt würden: "Dann können wir nicht mehr denen helfen, die Hilfe brauchen."

Forderung nach einheitlicher Liste "sicherer Herkunftsstaaten"

Merkel hatte sich bereits am Montag gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten François Hollande dafür ausgesprochen, dass die EU-Mitglieder sich auf eine einheitliche Liste "sicherer Herkunftsstaaten" verständigen. Die Einstufung dient dazu, Asylbewerber aus diesen Ländern schneller zurück in die Heimat zu schicken, weil sie nicht als politisch verfolgt angesehen werden.

Der Bürgerdialog unter dem Titel "Gut Leben in Deutschland" ist eine Aktion der Bundesregierung. Merkel war zuvor im Juni in Berlin und im Juli in Rostock. In Marxloh diskutierte sie unter anderem mit Vertretern der Kirchen, der Moschee, der lokalen Wirtschaft sowie Sozial- und Bildungsträgern und ehrenamtlich aktiven Bürgern.

cr/uh (dpa, epd)

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