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Politik

"Opfer der SED-Diktatur nicht vergessen"

3. Oktober 2019

Bundeskanzlerin Merkel hat beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit an die Diktatur-Opfer in der früheren DDR erinnert. Bundesratspräsident Günther würdigte die Wende als historische Lebensleistung der Ostdeutschen.

Tag der Deutschen Einheit - Offizielle Feier Rede Angela Merkel
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Bei der Einheitsfeier in Kiel sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Blick auf die Opfer des SED-Regimes: "Sie sollten wir nie vergessen, auch an einem Tag der Freude wie heute nicht." Knapp 30 Jahre nach dem Mauerfall bezeichnete sie die Geschehnisse in der DDR im November 1989 als "Revolution im Geist der Freiheit".

Die friedliche Revolution sei gelungen, weil sich die Menschen "die Mündigkeit nicht mehr länger vorenthalten lassen wollten", betonte die Kanzlerin. Seit der Wiedervereinigung sei viel erreicht worden. Dennoch verbänden viele Ostdeutsche den Prozess heute nicht nur mit positiven Erfahrungen. Sie verwies auf die Brüche, die viele erlebt hätten, "als auf die Last der Teilung die Wucht der Einigung folgte". Dies müsse auch bei der Betrachtung im Westen berücksichtigt werden.

Die staatliche deutsche Einheit sei vollendet, die Einheit der Deutschen sei es nicht, sagte Merkel weiter. Daher bleibe die Einheit ein fortwährender Prozess und ständiger Auftrag.

AfD-Slogans zur Wende sind "Verhöhnung"

Bundesratspräsident Daniel Günther warnte in seiner Rede vor einem Missbrauch des Wortes Wende in der politischen Auseinandersetzung. "Die Menschen in der DDR waren damals extrem mutig, als sie auf die Straße gingen und die Wiedervereinigung auf friedliche Weise errangen", sagte der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. "Es ist eine Verhöhnung der Leistung dieser Menschen, wenn Parteien diesen Mut heute für parteipolitische Zwecke missbrauchen, indem sie von der Wende 2.0 reden." Er spielte damit auf die rechtspopulistische AfD an, die zuletzt in Wahlkämpfen in Ostdeutschland Slogans wie "Wende 2.0" oder "Vollende die Wende" benutzt hatte.

Bundesratspräsident Günther (r.) und Kiels Oberbürgermeister Kämpfer gestern beim Bürgerfest zum Tag der Deutschen EinheitBild: picture-alliance/dpa/C. Rehder

Die Wende als historische Lebensleistung der Ostdeutschen bleibe singulär und untrennbar mit dem Ende der DDR verbunden. "An diesen Mut von 1989 wollen wir heute erinnern und gleichzeitig dazu aufrufen, selbst wieder etwas mutiger zu werden", erklärte Günther. Die Menschen sollten sich nicht von Zukunftsangst überwältigen und von Angstmachern in Extreme treiben lassen.

Bischöfe fordern Toleranz und Respekt

Vor dem Festakt hatten Kirchenvertreter in einem ökumenischen Gottesdienst zu Toleranz und Respekt in der Gesellschaft aufgerufen. Nur so könne das weitere Zusammenwachsen gelingen, erklärten sie bei der Feier in der Kieler St.-Nikolai-Kirche.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Erzbischof Stefan Heße beim ökumenischen Gottesdienst in der Kieler St.-Nikolai-KircheBild: picture-alliance/dpa/R. Adloff

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und die Landesbischöfin der evangelisch-lutherischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, würdigten in ihren Predigten die friedliche Revolution in der DDR und den Fall der Mauer vor 30 Jahren. Zugleich machten auch sie deutlich, dass die innere Einheit nicht vollendet sei und noch viel geschehen müsse.

Auch Vertreter von Juden und Muslimen beim Gottesdienst

Die Zeit der Heilung, des Wachsens und der Erneuerung sei in vollem Gange, sagte Heße. Kühnbaum-Schmidt nannte als heutige Herausforderung den Erhalt der Erde. An dem Gottesdienst nahmen neben Merkel und Günther auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, teil. Auch Vertreter von Juden und Muslimen waren eingeladen.

Die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit finden jährlich in dem Bundesland statt, das die Präsidentschaft im Bundesrat innehat. Diesmal ist das Schleswig Holstein. Im kommenden Jahr findet der Festakt in der brandenburgischen Hauptstadt Potsdam statt. 

gri/sti (dpa, epd, kna)