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Politik

Merkel: "Schwere Zeiten für unser Land"

31. Dezember 2020

Kanzlerin Angela Merkel ruft in ihrer Neujahrsansprache zum Zusammenhalt im Kampf gegen das Coronavirus auf. Für sie ist es eine "Jahrhundertaufgabe".

Deutschland Neujahransprache der Kanzlerin | Angela Merkel
Bild: Markus Schreiber/REUTERS

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bundesbürger in ihrer voraussichtlich letzten Neujahrsansprache im Amt auf weitere Belastungen in der Corona-Krise eingestimmt. "Diese Tage und Wochen, da gibt es nichts zu beschönigen, sind schwere Zeiten für unser Land. Und so wird es auch noch eine ganze Weile bleiben", sagte Merkel dem vorab veröffentlichten Redetext zufolge. "2020 ist etwas über uns gekommen, womit die Welt nicht gerechnet hatte. Ein bis dahin unbekanntes Virus dringt in unsere Körper und unsere Leben ein. Es trifft uns da, wo wir am allermenschlichsten sind: im engen Kontakt, in der Umarmung, im Gespräch, beim Feiern."

Die Corona-Pandemie und deren Bewältigung stellt nach den Worten Merkels eine "politische, soziale, ökonomische Jahrhundertaufgabe" dar. In ihrer traditionellen Ansprache zum neuen Jahr dankte die Regierungschefin den Bürgern für Vertrauen und Geduld, "sich auf diesen historischen Kraftakt einzulassen". Sie erinnerte an die Opfer der Pandemie und bat bei aller Hoffnung aufgrund der Impfungen weiter um Geduld und Ausdauer: "Es wird noch eine ganze Zeit an uns allen liegen, wie wir durch diese Pandemie kommen. Der Winter ist und bleibt hart."

Daher müsse jeder seinen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten. "Wir wissen ja, was wir dem Virus entgegensetzen können. Die neben dem Impfstoff wirksamsten Mittel haben wir selbst in der Hand, indem wir uns an die Regeln halten, jeder und jede von uns."

Innehalten zum Trauern

"Am Ende dieses atemlosen Jahres heißt es auch, einmal innezuhalten - und zu trauern", sagte die Kanzlerin. "Wir dürfen als Gesellschaft nicht vergessen, wie viele einen geliebten Menschen verloren haben, ohne ihm in den letzten Stunden nah sein zu können. Ich kann ihren Schmerz nicht lindern. Aber ich denke an sie, gerade auch heute Abend." Sie könne nur ahnen, wie bitter es sich anfühlen muss für jene, die wegen Corona um einen Menschen trauern oder mit den Nachwirkungen einer Erkrankung zu kämpfen haben, "wenn von einigen Unverbesserlichen das Virus bestritten und geleugnet wird", sagte die Kanzlerin. "Verschwörungstheorien sind nicht nur unwahr und gefährlich, sie sind auch zynisch und grausam diesen Menschen gegenüber."

4000 Kerzen für die Todesopfer des Virus: Eine Gedenkaktion in Zella-Mehlis in Thüringen (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Meyer

2020 sei zugleich ein Jahr gewesen, "in dem so viele über sich hinausgewachsen sind, ohne das an die große Glocke zu hängen", betonte Merkel in ihrer 16. Neujahrsansprache. Das zeigten die Ärzte und Pflegekräfte in Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen Einrichtungen, die Mitarbeiter der Gesundheitsämter aber auch "die Einsatzfreude unserer Bundeswehr". Unzählige Menschen hätten dazu beigetragen, "dass unser Leben trotz Pandemie weiter möglich war: in den Supermärkten und im Gütertransport, in den Postfilialen, in Bussen und Bahnen, auf den Polizeiwachen, in den Schulen und Kitas, in den Kirchen, in den Redaktionen".

Sie sei dankbar dafür, "wie diszipliniert die allermeisten Menschen ihre Masken tragen, wie sie sich um Abstand bemühen", so Merkel. "Darin drückt sich für mich aus, was ein Leben in einer menschenfreundlichen Gesellschaft erst möglich macht: Rücksichtnahme auf andere, die Einsicht, sich selbst auch einmal zurückzunehmen, das Bewusstsein von Gemeinsinn."

Gesichter der Hoffnung

Mit Blick auf die am Sonntag angelaufene Impfkampagne sagte Merkel, seit wenigen Tagen habe die Hoffnung Gesichter: "Es sind die Gesichter der ersten Geimpften, der ganz Alten und ihrer Pfleger und Pflegerinnen, des medizinischen Personals auf den Intensivstationen - nicht nur bei uns, sondern in allen europäischen und vielen anderen Ländern." Tagtäglich würden es mehr, schrittweise würden andere Alters- und Berufsgruppen dazukommen - und dann alle, die es wollten. "Auch ich werde mich impfen lassen, wenn ich an der Reihe bin", betonte die 66-Jährige.

Deutschland dürfe trotz aller Konzentration auf die Pandemie, die das Land nach wie vor vor "gewaltige" Aufgaben stelle, nicht die anderen Aufgaben aus dem Auge verlieren, mahnte die Bundeskanzlerin. "Ist also auch im neuen Jahr alles Corona? Nein, und das war es auch im alten nicht", sagte Merkel. "Nicht erst seit Beginn der Pandemie verändert sich die Welt, in der wir leben, rasant und grundlegend." Umso wichtiger sei es, dass Deutschland "mit all seiner Kraft und seiner Kreativität mutige Ideen für die Zukunft" entwickele - etwa für klimaschonendes Wirtschaften.

Mit viel Hoffnung ins neue Jahr

Ihre Neujahrsansprache, die am Silvesterabend ab 20.10 Uhr MEZ im Fernsehen zu sehen ist, schloss Merkel mit persönlichen Worten. Da sie bei der Bundestagswahl im September nicht wieder antrete, sei es "aller Voraussicht nach das letzte Mal, dass ich mich als Bundeskanzlerin mit einer Neujahrsansprache an Sie wenden darf". Sie fügte hinzu: "Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Nie in den letzten 15 Jahren haben wir alle das alte Jahr als so schwer empfunden - und nie haben wir trotz aller Sorgen und mancher Skepsis mit so viel Hoffnung dem neuen Jahr entgegengesehen." Zugleich wünsche sie allen "Gesundheit, Zuversicht und Gottes Segen für das neue Jahr 2021".

kle/fab (rtr, kna, dpa, epd, afp)

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