1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Merkel-Vorgänger will Merkel-Nachfolger werden

31. Oktober 2018

Friedrich Merz war von 2000 bis 2002 Unions-Fraktionsvorsitzender - bis ihn Angela Merkel ablöste. Nun will Merz Merkel im CDU-Parteivorsitz ablösen - und stellt sich dazu mal eben kurz in Berlin vor.

Pressekonferenz Friedrich Merz
Bild: picture-alliance/dpa/W.Kumm

"Zu versöhnen gibt es zwischen Angela Merkel und mir nichts", sagt Friedrich Merz. "Wir haben uns in den letzten Jahren öfter getroffen und unterhalten und uns gut verstanden." Sie verdiene großen Respekt und Anerkennung für ihre Leistung in den 18 Jahren an der Spitze der Partei. Und er sei der festen Überzeugung, dass Merkel und er unter "veränderten Bedingungen auskommen und klarkommen werden".

Merz und Merkel - das ist eine spannende Geschichte. Merkel war CDU-Chefin aber noch nicht Kanzlerin, als sie auf dem Weg Richtung Macht Merz entmachtete. Bis 2002 war er der - jugendlich wirkende - Fraktionschef der Union. Dann nahm sich Merkel dieses Amt. Zwei Jahre später trat er vom Amt des stellvertretenden Fraktionschefs der Union zurück. 2009 verzichtete der Jurist auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag und ging in die Wirtschaft.

Einst im März: Merz und Merkel im März 2000 im Fraktionssaal der Union im Bundestag Bild: picture-alliance/dpa/U. Baumgarten

"Merz mit 'e'"

"Mein Name ist Friedrich Merz, mit 'e'." Von der Herbstsonne beschienen sitzt Friedrich Merz nun im Saal der Bundespressekonferenz und stellt sich vor. Als wäre er ein hier Unbekannter. "Es ist in der Tat ziemlich lange her, dass ich das letzte Mal bei Ihnen war…"

Einen Tag nach seiner offiziellen Ankündigung, beim CDU-Parteitag im Dezember für das Amt des CDU-Vorsitzenden zu kandidieren, kommt der 62-Jährige zur Hauptstadtpresse. Ein Kurzauftritt, 20 Minuten. Der Termin wurde nur Stunden vorher angekündigt. Es sind Schulferien in Berlin und viele Journalistenbüros sind dünn besetzt. Doch der Saal ist gefüllt wie seit dem letzten Auftritt von Kanzlerin Merkel im Juli nicht mehr. Und es dauert an die zwei Minuten, bis Dutzende Kameras den Blick auf den Gast freigeben.

Merz gilt - das darf man gewiss respektvoll über ihn sagen - als Vollblutpolitiker, als "politisches Tier". Von seiner ganzen Persönlichkeit her sei er ein wirtschaftsliberaler, wertkonservativer und sozialpolitisch engagierter Mensch, sagt er selbst. "Ich habe mich nie als Neoliberaler empfunden, das ist ein politischer Kampfbegriff geworden." Er selbst sei überzeugter Europäer und überzeugter Transatlantiker, wichtigste Verbündete seien für ihn "die Demokratien des Westens".

Der 62-Jährige will es besser machenBild: Reuters/W. Rattay

Mag Merz mit Merkel auch versöhnt sein - mehr als einmal klingen seine Worte wie Kritik an der 16 Monate älteren Kanzlerin. Vor allem beim Thema Europa. Bei keiner anderen Aussage wird Merz, der in den 1980er Jahren fünf Jahre Europaabgeordneter in Brüssel war, so konkret. Er spricht da über die Kanzlerin, ohne sie zu nennen. Es besorge ihn, "dass wir zu wenig Antwort haben auf die Vorschläge von Emmanuel Macron. Ich finde, dass er mehr verdient hat auch an substanzieller Antwort aus Deutschland." Es müsse heute doch um die zentralen Fragen für Europa gehen. Die Euro-Zone zusammenzuhalten, das werde die größte Herausforderung der nächsten Jahre.  Als "größte Herausforderungen unserer Zeit" nennt Merz Migration, Globalisierung, Klimawandel und Digitalisierung. Da könnte, so wirkt es, auch ein Regierungschef sprechen.

Markenkernig

Die CDU, der er seit 1982 angehört, brauche jetzt - das Wortpaar fällt mehrfach - "Aufbruch und Erneuerung", eine "nach vorne gerichtete Diskussion". Die Partei müsse sich Klarheit über ihren Markenkern verschaffen.

"Wir brauchen Aufbruch und Erneuerung, aber wir brauchen keinen Umsturz", sagt Merz zur CDU. Er wolle "keine Wählerbeschimpfung", nein, aber mit einem klaren politischen Ziel und politischen Lösungen werde die Partei wieder attraktiv. Was wohl indirekt heißt, dass ihm dieses beides heute fehlt. Er wolle "mit ruhiger Hand führen" (was vor knapp 20 Jahren in Deutschland ein sehr bekannter wiederkehrender Ausdruck des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder war), "und wir dürfen die Menschen nicht mit Floskeln abspeisen." 

"Belebender Streit"

Merz ist einer von drei prominenten Kandidaten für die Wahl des neuen CDU-Chefs am 8. Dezember in Hamburg. Er sei im Gespräch mit CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn - den beiden Konkurrenten. Man wolle "einen für die CDU belebenden und lebhaften Streit austragen, aber fair und anständig, auch in verschiedenen Formaten".

Gegenkandidatin: Annegret Kramp-Karrenbauer (l.), CDU-GeneralsekretärinBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Er persönlich könne sich in den Wochen vor dem Hamburger Bundesparteitag auch "Regionalkonferenzen" vorstellen. Gemeinsames Ziel solle sein, die Partei von innen heraus zu beleben und den demokratischen Wettbewerb sichtbar zu machen. Die CDU brauche "mehr Frauen und vor allem mehr junge Menschen. Wir brauchen wieder die Jungen." Deshalb wolle er "wieder für Politik begeistern". Derzeit sind die Mitglieder der CDU im Durchschnitt deutlich älter als 60 Jahre.

Merz nennt in seinen Ausführungen die Extreme am linken und rechten politischen Rand, er erwähnt auch mal die Grünen, die das Lebensgefühl in den großen Ballungsräumen und Uni-Städten übernommen hätten. SPD und FDP kommen nie vor. Aber es war ja vielleicht nicht sein letzter Auftritt an dieser Stelle. "Es könnte sein, dass er in der nächsten Zeit durchaus noch das ein oder andere Mal zu uns kommt", sagt Gregor Mayntz, der Vorsitzende der Bundespressekonferenz.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen