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Merkel würdigt Versöhnung mit Polen

20. November 2014

Die Umarmung in Kreisau gilt als wichtige Geste im deutsch-polnischen Verhältnis. 25 Jahre später loben Kanzlerin Merkel und Regierungschefin Kopacz den Aussöhnungsprozess und blicken auf das heutige Europa.

Polens Regierungschefin Ewa Kopacz, Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski und Kanzlerin Angela Merkel bei dem Treffen in Kreisau (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/K. Pempel

Bei einem Treffen im niederschlesischen Kreisau (Krzyzowa) haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und die polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz den hohen Stellenwert der deutsch-polnischen Freundschaft für beide Völker betont. Dabei würdigten sie vor allem den deutsch-polnischen Versöhnungsprozess. Deutschland und Polen seien heute Partner, sagten die Regierungschefinnen bei einer Gedenkfeier zum 25. Jahrestag der Versöhnungsmesse von Kreisau.

Die Messe von 1989 sollte ein Zeichen der Aussöhnung zwischen beiden Völkern setzen und den Willen zu einer gemeinsamen europäischen Zukunft bekunden. Heute steht sie symbolhaft für eine neue Ära in den deutsch-polnischen Beziehungen. Der Gottesdienst ging auf eine Initiative des seinerzeitigen Bischof von Oppeln (Opole), Alfons Nossol, zurück.

Angela Merkel und Ewa Kopacz besuchen eine Messe in SwidnicaBild: Reuters/K. Pempel

Bei dem katholischen Gottesdienst am 12. November 1989, drei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer, hatten sich Bundeskanzler Helmut Kohl und Polens erster nichtkommunistischer Ministerpräsident seit 1945, Tadeusz Mazowiecki, bei einem Friedensgruß unter Tränen demonstrativ umarmt. Diese Geste sei ein "Meilenstein" in den deutsch-polnischen Beziehungen, sagte Merkel. Ohne die christliche Demut wäre es nur schwer möglich gewesen, an Frieden und Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern zu denken.

Merkel lobt Fortschritte in Polen

Merkel erkannte erneut die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg an, sprach aber auch die Vertreibung der Deutschen aus Polen nach Kriegsende an. Diese sei illegal gewesen. Vor dem Hintergrund der Nazi-Verbrechen sei die Vertreibung zugleich aber auch erklärbar gewesen, sagte die Kanzlerin. Beim Blick in die Vergangenheit erinnerte Merkel daran, wie viel auch Polen ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kommunismus in Ostmitteleuropa erreicht habe: "Mit Donald Tusk wird in wenigen Tagen erstmals ein Mitglied des 'neuen Europa' an die Spitze des Europäischen Rates treten." Kopacz hatte erst Mitte September Tusk als Regierungschef Polens abgelöst.

"Wir sind keine Geiseln der Geschichte», sagte Kopacz mit Blick auf die Belastungen im deutsch-polnischen Verhältnis, vor allem aus den Erfahrungen der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Hinter der Unterstützung Polens bei der Wiedervereinigung Deutschlands habe die Überzeugung gestanden, dass "ein vereintes, demokratisches und europäisches Deutschland für Polen die beste Zukunftsgarantie ist". Kopacz fügte hinzu, Deutschland und Polen sei es gelungen, die richtigen Lehren aus der Geschichte zu ziehen: "Heute treffen wir uns in Kreisau als Nachbarn, Partner und vor allem als Freunde." Beide Politikerinnen eröffneten in Kreisau eine Ausstellung über den schwierigen Weg von Deutschland und Polen zur Versöhnung.

Der dortige Gutshof gehörte bis zum Zweiten Weltkrieg der Adelsfamilie von Helmuth James Graf von Moltke und war 1942 und 1943 Treffpunkt der deutschen Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. Kreisau wurde später sowohl in Deutschland wie auch in Polen zu einem der Symbole für das "andere Deutschland", das Nein zu der nationalsozialistischen Ideologie sagte.

Verständnis für Ängste in Polen

Bei ihrem Besuch ging die Bundeskanzlerin auch auf die Lage in der Ukraine und die polnischen Sicherheitsängste ein. "Für uns sind Nachbarländer Partner und keine Einflusssphären", betonte sie. "Für uns gilt die Stärke des Rechts und nicht die Inanspruchnahme eines angeblichen Rechts des Stärkeren." Die "Solidarität der NATO" gelte für alle Mitgliedsländer, unterstrich Merkel. Zugleich warf sie Russland erneut eine fortwährende Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine vor.

Deutschland sei sich aber auch bewusst, dass die Sicherheit Europas mittel- und langfristig nur gemeinsam mit Russland erreicht werden könne. "Sanktionen werden nicht als Selbstzweck beschlossen, sondern wenn sie nicht vermeidbar sind." Deutschland halte weiterhin am Dialog mit Russland fest, sagte die CDU-Politikerin.

kle/cr (kna, afp, dpa)

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