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Merkel würdigt Bartoszewski

25. April 2015

Mit Trauer haben deutsche Politiker auf den Tod des polnischen Ex-Außenministers Bartoszewski reagiert. Bundeskanzlerin Merkel würdigte seinen Einsatz für die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland.

Bundeskanzlerin Merkel mit dem polnischen Außenminister Bartoszewski und Regierungschefin Kopacz (l.) (Foto: AP)
Bild: picture alliance/AP Photo/C. Sokolowski

"Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk und der Humanität dieses großen Menschen", schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Beileidstelegramm an die polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz (im Artikelbild links mit Bartoszewski und Merkel). "Bis zu seinem letzten Atemzug hat er sein Leben in den Dienst von uns allen gestellt."

Bartoszewski war am Freitag im Alter von 93 Jahren nach einem Schwächeanfall in einem Warschauer Krankenhaus gestorben. Zweimal bekleidete er das Amt des Außenministers, zuletzt von 2000 bis 2001. Er war bis ins hohe Alter politisch aktiv.

Versöhnung mit Deutschland

Merkel hob besonders hervor, dass Bartoszewski trotz seiner Erfahrungen als Häftling im NS-Vernichtungslager Auschwitz und als Teilnehmer am Warschauer Aufstand im 2. Weltkrieg bereit zur Versöhnung mit Deutschland gewesen war. "Statt angesichts des unermesslichen Leids am Leben zu verzweifeln, bitter zu werden oder auf Rache zu sinnen, hat er unbeirrbar seinen Einsatz für Freiheit und Versöhnung fortgesetzt", erklärte die Kanzlerin.

"Mit einer einzigartigen Persönlichkeit hatte er eine besondere, zuweilen auch streitbare Autorität, von uns immer wieder neue Bemühungen um die Stärkung der Bindungen unserer beiden Länder einzufordern", unterstrich Merkel. "Mit seinem Engagement für die unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc habe Bartoszewski zur Überwindung von kommunistischer Bevormundung und zum Ende der Teilung Europas beigetragen, heißt es in dem Kondolenzschreiben der Kanzlerin. "Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde er als polnischer Außenminister ein Antreiber der europäischen Einigung."

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, Bartoszewskis "bewegtes und erfülltes Leben spiegelt all den Schrecken des 20. Jahrhunderts genauso wider wie das Glück der wiedergewonnenen Freiheit und Selbstbestimmung seiner geliebten polnischen Heimat". Sein Engagement für die deutsch-polnische Aussöhnung bleibe unvergessen, sagte der SPD-Politiker in Berlin.

"Ein großer Pole"

Der polnische Präsident Bronislaw Komorowski erklärte: "Ein großer Pole ist tot. Das ist ein ungeheurer Verlust." Bartoszewski sei "so gestorben, wie er gelebt habe: aktiv bis zu Schluss". Parlamentspräsident und Ex-Außenminister Radoslaw Sikorski nannte Bartoszewski einen "großen Polen und Zeugen der Geschichte".

Der gläubige Katholik Bartoszewski gehörte auch zu den Wegbereitern der Verständigung zwischen Polen und Israel. "Ein Volk, das solche Menschen hat, kann stolz sein", sagte Schewach Weiss, der frühere israelische Botschafter in Warschau im Nachrichtensender TVP Info.

Bartoszewski als Häftling im KZ AusschwitzBild: Wladyslaw Bartoszewski

"Die Auschwitz-Überlebenden in aller Welt verlieren mit Bartoszewski einen wichtigen Fürsprecher und Freund. Wieder ist die Welt ein Stück dunkler geworden", sagte Christoph Heubner, Vize-Exekutivpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees. "Was er in Auschwitz und mit den Deutschen erlebt hatte, hatte in ihm keinen Hass oder Verachtung sondern einen realistischen Blick auf die Welt hinterlassen. Er war ein großer polnischer Patriot, ein großer Europäer und ein wunderbarer Mensch."

wl/uh (dpa, afp, rtr)

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