EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy gab die Entscheidung nach monatelangem Gerangel in der Nacht zum Freitag am Rande des EU-Gipfels in Brüssel über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt. Mit dem 63-jährigen Yves Mersch zieht einer der Geburtshelfer der europäischen Gemeinschaftswährung Euro in die Machtzentrale der Notenbank ein.

Viele Hindernisse

Mit der Ernennung brüskierten die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union das Europäische Parlament. Die Abgeordneten hatten Ende Oktober mit Mehrheit gegen Mersch gestimmt. Sie hatten eine Frau auf dem vakanten Posten haben wollen. Derzeit ist keiner der 23 Spitzenpositionen bei der EZB mit einer Frau besetzt. Das EU-Parlament hat jedoch kein Mitspracherecht.

Anfang November hatte sich dann Spanien gegen die Bestätigung Merschs ausgesprochen. Auch diesmal spielte seine Qualifikation keine Rolle. Spanien ging es darum, den eigenen Posten im EZB-Direktorium nicht zu verlieren. Der spanische Vertreter José Manuel Gonzales-Paramo war bereits im Frühjahr turnusmäßig zurückgetreten.

Langjährige Erfahrung

Mersch gehört zu den engsten Weggefährten des früheren luxemburgischen Finanzministers und heutigen Regierungschefs Jean-Claude Juncker. Der luxemburgische Notenbankchef gilt als Unterstützer der strengen Geldpolitik der Bundesbank. Er sei aber kein deutscher Exportartikel, sagte er einmal.

Der Vater zweier erwachsener Kinder kann auf eine beeindruckende internationale Karriere zurückblicken. Er war unter anderem bei der Weltbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, der Europäischen Investitionsbank und beim Internationalen Währungsfonds in Washington tätig. Er tritt sein Amt am 15. Dezember an.

gmf/wa (afp, dpd,dpa,rtr)