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Messenger stürzt auf Merkur

Cornelia Borrmann8. Mai 2015

Viele Jahre lang erkundete die Raumsonde "Messenger" den Merkur und beglückte Forscher mit sensationellen Fotos und Daten. Zweimal wurde die Mission verlängert. Jetzt aber ist Schluss. Endgültig. Ein Nachruf.

'Messenger' am Merkur (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Messenger - Mission zum Merkur

03:55

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"Messenger" war die erste Raumsonde, die den Merkur aus einer Umlaufbahn erkundete. Selbst das gewaltsame Ende ihrer Mission soll nun noch für neues Wissen sorgen. Die Sonde sei wie geplant mit einer Geschwindigkeit von rund 14.000 Kilometern pro Stunde auf die Merkur-Oberfläche geprallt und habe dort einen großen Krater hinterlassen, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA per Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Wir werden sie vermissen."

Bei dem Einschlag wurde frisches Material aus tieferen Schichten an die Oberfläche befördert. Das könnte neue Informationen liefern über die Beschaffenheit des Merkur. Etwa wie sich dessen Oberfläche durch das sogenannte Space Weathering verändert, verursacht durch Sonnenteilchen und herabrieselnde Mikro-Meteoriten.

Merkur widersetzt sich der Erkundung

Der kleinste Gesteinsplanet unseres Sonnen-Systems gibt seine Geheimnisse nur widerwillig preis. Von der Erde aus lässt er sich schwer erforschen. Wegen seiner Nähe zur Sonne ist er nur für kurze Zeit über dem Horizont zu sehen: in der Abend- und Morgendämmerung.

Himmelsaugen wie das Hubble-Weltraum-Teleskop können nicht auf den Merkur gerichtet werden. Das helle Sonnenlicht würde sie blind machen. Deshalb wussten Planeten-Forscher und Astronomen lange Zeit nur wenig über die ferne Welt aus Feuer und Eis.

Erste Schleier werden gelüftet

Das änderte sich, als die erste Raumsonde 1974 den Merkur erreichte. Dreimal konnte "Mariner 10" den innersten Planeten während kurzer Vorbeiflüge ins Visier nehmen.

Die Raumsonde fotografierte rund 45 Prozent der Merkur-Oberfläche, untersuchte sowohl Magnetfeld und Atmosphäre als auch die chemische Zusammensetzung des Gesteins. Ihre Aufnahmen zeigen eine Welt, die an den Erdmond erinnert: eine alte, tektonisch wohl schon lange inaktive Oberfläche, übersät von Kratern mit bis zu 1300 Kilometern Durchmesser.

Die Ergebnisse der Mariner 10-Mission warfen viele Fragen auf. So entdeckte die Raumsonde ein globales Magnetfeld beim Merkur. Stammt es von Vorgängen im Planeteninneren wie bei der Erde oder wird es durch magnetisierte, eisenhaltige Gesteine an der Merkur-Oberfläche erzeugt? Wie ist die noch unbekannte Seite des Planeten beschaffen? Und wie wirkt sich das heftige Bombardement von geladenen Sonnenpartikeln auf Oberfläche und Atmosphäre aus, die beim Merkur extrem dünn ist?

Welt aus Feuer und Eis

Lange mussten die Forscher auf die Antworten warten. Drei Jahrzehnte lang hatte sich keine Raumsonde mehr zum Merkur gewagt. Denn dort herrschen - gelinde gesagt - äußerst unwirtliche Bedingungen. Ein Satellit muss intensive Sonnenstrahlung aushalten, mehr als zehn Mal so stark wie auf der Erde.

Dazu kommen extreme Temperaturunterschiede. Die Tagseite des Merkur wird bis zu 430 Grad Celsius heiß, während im Schatten bis zu minus 170 Grad Kälte herrschen. Nur einige der Herausforderungen, die Techniker und Ingenieure bei einer Merkur-Mission meistern müssen.

Merkur ist der sonnennächste Planet in unserem Sonnensystem aber immer noch 58 Millionen Kilometer weit von der Sonne entferntBild: picture-alliance/dpa

Ein neues Kapitel der Merkur-Forschung beginnt

Im August 2004 startete die amerikanische Raumsonde "Messenger" zu der höllischen Welt aus Feuer und Eis. Mehr als sechseinhalb Jahre dauerte ihre Reise. Um in einen Orbit um den Merkur einzuschwenken, musste "Messenger" mehr Planeten-Swing-By-Manöver ausführen als jede andere Raumsonde zuvor. Insgesamt sechsmal flog sie an Erde, Venus und Merkur vorbei. Bis sich Messengers Flugbahn und Geschwindigkeit so verändert hatten, dass sich die Raumsonde von Merkurs Schwerkraft in eine Umlaufbahn ziehen ließ.

All den widrigen Umständen zum Trotz erkundete die Raumsonde den Merkur viermal länger als geplant. Dank ihrer Zählebigkeit hat sie den Forschern eine reiche Ausbeute an Daten beschert. Zum ersten Mal hat sie die gesamte Merkur-Oberfläche kartiert und das Bild des Planeten verändert.

Das neue Bild vom Merkur

So schrumpfte der Merkur in den vergangenen vier Milliarden Jahren mehr als doppelt so stark wie bisher bekannt. Das hat die Analyse gebogener, kliffartiger Steilwände, die sich über seine Oberfläche ziehen, gezeigt.

Am Südpol detektierte "Messenger" gefrorenes Wasser - Eis in großen Mengen, abgelagert in Kratern, die ewig im Schatten liegen, verborgen unter einer dicken dunklen Schicht, die angereichert ist mit organischen Molekülen.

Forscher vermuten: Das Wasser gelangte durch Einschläge von Kometen und Asteroiden auf den Merkur. In den eisigen Kratern, die wie Kältefallen wirken, hat es überdauert. Mit diesen Funden lässt sich vielleicht sogar klären, wie Elemente für Leben vor Urzeiten auf die Erde gelangt sind.

Äußerlich ähnelt der Merkur dem Mond, im Inneren jedoch erinnert er mehr an die Erde. Wie diese hat auch der Merkur einen Eisenkern, nur größer im Verhältnis zum Durchmesser. Der wohl noch teilweise flüssige Merkur-Kern erzeugt ein globales Dipol-Magnetfeld. Es ähnelt dem unserer Erde, ist aber viel schwächer.

"Messengers" Daten zur chemischen Zusammensetzung des Merkur liefern den Forschern außerdem wichtige Anhaltspunkte, wie sie ihre Modelle zur Entwicklung terrestrischer Planeten überprüfen können. Das wird ihnen helfen, auch die Frühzeit der Erde besser zu verstehen.

Der Schatz ist aber noch lange nicht gehoben. Die Auswertung der "Messenger"-Mission wird die Forscher noch Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte beschäftigen.