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KriminalitätDeutschland

Messerangriff in Herdecke: Tochter steht unter Verdacht

8. Oktober 2025

Nach dem Messerangriff auf Herdeckes designierte Bürgermeisterin Iris Stalzer steht ihre 17-jährige Adoptivtochter im Fokus der Ermittlungen. Die Juristin ist außer Lebensgefahr - das Motiv bleibt unklar.

Eine Polizistin steht hinter einem rot-weißen Absperrband
Polizeiabsperrung am Dienstag vor dem Haus der gewählten Bürgermeisterin in HerdeckeBild: Leon Kuegeler/REUTERS

Nach dem Messerangriff auf die neu gewählte Bürgermeisterin von Herdecke im Bundesland Nordrhein-Westfalen, Iris Stalzer (SPD), steht ihre Tochter unter Tatverdacht. Die 57-jährige Juristin habe die 17-Jährige als Angreiferin benannt, teilten die Ermittler in Hagen mit.

Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn erklärte, dass kein Haftbefehl gegen die Jugendliche beantragt werde, da keine Haftgründe vorlägen. "Rein rechtlich gehe ich von gefährlicher Körperverletzung aus", sagte Haldorn. Gegen ein Tötungsdelikt spreche, dass die Tochter selbst den Notruf gewählt habe. Der Zustand der Verletzten sei inzwischen stabil, sie befinde sich außer Lebensgefahr.

Sohn und Tochter sind polizeibekannt

Zur möglichen Tatmotivation äußerten sich die Ermittler bislang zurückhaltend. Es habe familiäre Streitigkeiten gegeben, sagte der Leiter der Mordkommission, Jens Rautenberg. Beide Adoptivkinder der Kommunalpolitikerin lebten im gemeinsamen Haus. Der 15-jährige Sohn und die 17-jährige Tochter seien bereits polizeibekannt, teilte Polizeidirektorin Ursula Schönberg mit. Beide seien bislang noch nicht vernommen worden. Ob der Junge Zeuge der Tat war oder Beihilfe leistete, werde derzeit geprüft, ergänzte Oberstaatsanwalt Haldorn.

Außer Lebensgefahr: die designierte Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer (Archivbild)Bild: Bernd Henkel/dpa/picture alliance

Die Polizei geht von einem familiären Hintergrund der Tat aus. Die Jugendlichen waren nach dem Angriff zur Klärung des Sachverhalts zur Polizeiwache gebracht worden. "Die Kinder befinden sich weiter bei der Polizei", sagte eine Sprecherin am Mittwochmorgen.

Keine Hinweise auf politisches Motiv

Der Tatort liegt nach bisherigen Erkenntnissen im Keller des Wohnhauses. Von dort habe sich die Verletzte offenbar noch ins Erdgeschoss geschleppt, wo Einsatzkräfte sie am Dienstag in einem Sessel sitzend fanden. Ihr Oberköper wies mehrere Stichverletzungen auf. 

Ein Rettungshubschrauber brachte sie in eine Klinik, wo sie intensivmedizinisch versorgt wurde. Eine Mordkommission nahm die Ermittlungen auf, Polizisten sicherten bis in den späten Abend Spuren am Tatort. Zwei Messer wurden als mutmaßliche Tatwaffen sichergestellt. Hinweise auf einen politischen Hintergrund gebe es nicht.

Anteilnahme aus allen Lagern

Der Angriff auf die erst vor wenigen Tagen in einer Stichwahl gewählte Bürgermeisterin hatte bundesweit Bestürzung ausgelöst. Politikerinnen und Politiker aller Parteien, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz, äußerten ihr Mitgefühl. Auch in Herdecke selbst herrscht tiefe Betroffenheit. "Wir sind in Gedanken bei ihr und ihrer Familie", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Klaus Klostermann.

Stalzers Amtszeit soll offiziell am 1. November beginnen. Wie es bis dahin weitergeht, ist laut Klostermann offen: "Das ist ja alles noch ganz frisch. Es geht jetzt erst mal darum, dass sie wieder vollständig gesund wird."

pgr/sth (dpa, ap)

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