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Politik

Metall-Industrie steuert auf Warnstreiks zu

26. Dezember 2017

Die Tarifverhandlungen sind noch in einer frühen Phase. Doch schon zeichnet sich bei den Metallern ein Arbeitskampf ab. Arbeitszeiten von 28 Stunden und sechs Prozent mehr Lohn sind für die Arbeitgeber keine Option.

Produktprüfung im Stahlwerk Salzgitter AG
Produktprüfung im Stahlwerk Salzgitter Bild: picture-alliance/dpa

Bei den Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie halten die Arbeitgeber die Forderungen der Industriegewerkschaft Metall für nicht erfüllbar. Die verlangt, neben einem Lohnplus von sechs Prozent, für die Mitarbeiter auch das Recht auf eine vorübergehende Senkung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 28 Stunden. Darauf sollen bestimmte Gruppen - etwa Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder und Angehörige von Pflegebedürftigen - ein Anrecht bekommen und das mit teilweisem Lohnausgleich.

Gesamtmetall Präsident Rainer Dulger Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ein Arbeitskampf ist das letzte, was wir uns wünschen. Streiks sind immer ein volkswirtschaftlicher Schaden. Es ist vor allem unnötig, wenn noch gar nicht richtig verhandelt wurde." Aber er befürchte, dass die IG Metall ihre Streiks jetzt schon organisiert habe, völlig losgelöst vom Angebot der Arbeitgeber. Die Gewerkschaft habe "mit ihren qualitativen Forderungen eine Erwartungshaltung geschürt, die Kompromisse schwierig macht", kritisierte Dulger bereits vor Tagen.

IG Metall will mit Warnstreiks Druck machen

Die Gewerkschaft hat bislang Warnstreiks angekündigt, die am 8. Januar beginnen sollen, noch vor Beginn der dritten Verhandlungsrunde. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann rechnet mit einer schnellen Eskalation. "Mehr als zwei oder drei Wochen Warnstreiks machen ja keinen Sinn", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sollte sich bis Ende Januar nichts an der Position der Arbeitgeber ändern, werde die IG Metall über 24-Stunden-Warnstreiks nachdenken oder möglicherweise auch gleich zur Urabstimmung für Flächenstreiks aufrufen.

Der IG-Metall-Bundesvorsitzende Jörg HofmannBild: picture-alliance/dpa/H. Hollemann

In der zweiten Runde der regional geführten Tarifverhandlungen hätten die Arbeitgeber Mitte Dezember ein "mickriges" Angebot vorgelegt, sagte Hofmann. Es sieht eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro für die Monate Januar bis März 2018 vor. Hinzu kommt eine Lohnerhöhung von zwei Prozent ab 1. April für weitere zwölf Monate, was insgesamt eine Laufzeit von 15 Monaten ergibt.

Dulger sagte, eine Arbeitszeitverkürzung aufgrund besonderer Lebensumstände sei "in der betrieblichen Praxis schon heute gang und gäbe". Klar sei aber auch: "Wenn einer nur vier Tage arbeitet, dann kriegt er auch nur vier Tage bezahlt." In der Metall- und Elektroindustrie liege das jährliche Durchschnittseinkommen bei 56.000 Euro. "Wenn ein durchschnittlicher Metallfacharbeiter auf 28 Stunden geht, dann verdient er immer noch rund das Doppelte einer Metzgereifachverkäuferin, die 38 Stunden arbeitet."

Arbeitgeber wollen Recht auf Ausdehnung der Arbeitszeit

Die Arbeitgeber wollen zudem mehr Flexibilität beim Personaleinsatz erreichen. Dulger erklärte, derzeit dürften je nach Tarifgebiet 13 oder 18 Prozent der Belegschaft bis zu 40 Stunden arbeiten. Der Arbeitgeber-Vorschlag laute nun: "Diese Begrenzung kommt weg, und wir können mit den Mitarbeitern frei vereinbaren, dass sie länger arbeiten dürfen, wenn es im Betrieb Bedarf gibt und die Beschäftigten länger arbeiten wollen. Dafür soll es natürlich auch entsprechend mehr Geld geben. Wir wollen flexible Arbeitszeitmodelle vereinbaren dürfen, wenn nach oben, dann auch nach unten." Die IG Metall nannte es inakzeptabel, das Tarifangebot "auch noch mit einer Gegenforderung zu verbinden, die praktisch eine Aufhebung der 35-Stunden-Woche und die Abschaffung von Schichtzuschlägen bedeuten würde".

Die Metall- und Elektroindustrie macht einen Jahresumsatz von rund 1,1 Billionen Euro. "Wir rechnen für 2017 mit einem soliden Wachstum von gut 3 Prozent", sagte Dulger. Trotz zuletzt leicht gesunkener Produktion erwarte die Branche auch 2018 "weiteres Wachstum".

qu/rb (dpa, rtr)

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