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PolitikAfrika

Meuterei in Mali

18. August 2020

Aufständische Soldaten haben Malis Staatschef Keita und Regierungschef Cissé in der Hauptstadt Bamako festgesetzt. Zuvor hatten sie die Kontrolle über einen Armeestützpunkt in der Stadt Kati nahe Bamako übernommen.

Der malische Staatschef Ibrahim Boubacar Keita (Foto: Getty Images/AFP/L. Marin)
Der malische Staatschef Ibrahim Boubacar KeitaBild: Getty Images/AFP/L. Marin

Aufständische Soldaten haben in Mali nach eigenen Angaben Präsident Ibrahim Boubacar Keita und Regierungschef Boubou Cissé festgenommen. Die beiden seien in Keitas Anwesen in der Hauptstadt Bamako festgesetzt worden, sagte der Putsch-Anführer, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Mehrere Soldaten hatten zuvor die Kontrolle über einen Armeestützpunkt in der Stadt Kati nahe Bamako übernommen.

Kati als Hotspot des Machtwechsels

Ein weiterer Militärvertreter erklärte, der Präsident und der Regierungschef würden in einem gepanzerten Fahrzeug nach Kati gebracht. Bereits 2012 hatte der Stützpunkt eine Schlüsselrolle bei einem Machtwechsel im Land gespielt. Dort begann damals ein Militärputsch, in dessen Folge Präsident Keita an die Spitze der politischen Führung kam.

Malis Ministerpräsident Boubou CisséBild: Primature du Mali

Ein Korrespondent der Deutschen Welle bestätigte die Festnahme von Keita und Cissé. Dieser hatte demnach noch am Nachmittag ein Kommuniqué herausgegeben, in dem er die Meuterer zum Dialog aufgefordert hatte. Nach DW-Informationen waren bereits Stunden zuvor mehrere hochrangige Politiker und Beamte verhaftet worden, darunter auch Finanzminister Abdoulaye Daffe und der Stabschef der Nationalgarde. Des Weiteren wurde der nationale Rundfunksender ORTM evakuiert.

Wachsende Unzufriedenheit mit Keita

Der Staatschef war massiv unter Druck geraten, weil es ihm nicht gelang, den seit 2012 andauernden dschihadistischen Aufstand im Norden unter Kontrolle zu bringen, der sich inzwischen auch ins Zentrum des Landes ausgedehnt hat. Tausende Soldaten und Zivilisten wurden dabei getötet, hunderttausende Menschen sind geflohen. Verschleppte politische Reformen, eine schwächelnde Wirtschaft und Korruptionsvorwürfe hatten die Stimmung gegenüber Keita zudem verschlechtert. 

Demonstration gegen Präsident Ibrahim Boubacar Keita in Bamako vor fünf Tagen Bild: DW/M. Kane

Die Oppositionsbewegung M5-RFP forderte schon lange den Rücktritt des 75-Jährigen. Bei von ihr organisierten Massenproteste gingen im Juni und Juli zehntausende Menschen gegen das Ergebnis der Parlamentswahl, die schlechte wirtschaftliche Lage und die zunehmende Gewalt im Land auf die Straße. Im Juli wurden bei Ausschreitungen mindestens 14 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt.

Neue Demonstrationen der Opposition

Auch an diesem Dienstag folgten wieder zahlreiche Demonstranten dem Aufruf von M5-RFP und versammelten sich am Platz der Unabhängigkeit im Stadtzentrum von Bamako. Inzwischen herrscht dort angesichts der Festnahme von Keita und Cissé eine gelöste Stimmung.

Nach der Festnahme von Malis Staats- und Regierungschef werden Soldaten in Bamako bejubeltBild: AFP/M. Konate

Kopf der Bewegung ist der einflussreiche Imam Mahmoud Dicko. Vermittlungsversuche zwischen den Parteien durch die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS waren zuletzt mehrfach gescheitert. Die ECOWAS unterstützt die Bildung einer Einheitsregierung in dem westafrikanischen Land.

Die Bundeswehr ist in Mali mit bis zu 1100 Soldaten als Teil der UN-geführten Mission MINUSMA vor Ort, die einen Beitrag zur Stabilisierung des westafrikanischen Krisenstaats leisten soll. Zudem sind bis zu 450 deutsche Soldaten an der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali beteiligt. Der Bundeswehr-Standort Koulikoro nordöstlich von Bamako ist etwa 55 Kilometer von Kati entfernt.

cw/sti (DW, afp, ap, rtre)

Dieser Artikel wurde aufgrund neuer Informationen aktualisiert. 

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